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lautete damals die allgemeine Einschätzung, und tatsächlich hörte man
später nie wieder von ihm. Ganz anders dagegen Nolzberg. An ihn den-
ken die Menschen nachweislich noch heute, wahrscheinlich eben des-
halb, weil er unter anderem als das Symbol äußersten Seins gelten kann.
Diese Bedeutung kam ihm jedoch nicht von ungefähr zu. Kaum der
Volksschule entwachsen, hatte man ihn schon zu Bett geschickt, wo er
dann wurde, was er ist. Nolzberg hat nie im Bett geraucht und, da er im-
mer nur im Bett lag, auch sonst nirgendwo (am Bahnhof etwa hat man
ihn nach Verlassen der Volksschule nie mehr angetroffen, und nach
Belieben ließen sich hier Orte anfügen, für die das gleiche gilt). Ein
Raucherbein oder eine Raucherlunge war daher Nolzbergs Sache nicht.
Endlich kommt der Bus, es geht ans Vorzeigen der Fahrausweise, nie-
mand denkt mehr an Nolzberg oder den Blödmann mit der Zigarette.
D a s ä u ß e r s t e S e i n
v o n E u g e n E g n e r
An der Bushaltestelle erscheint ein seltsam wirkender jünge-
rer Mensch männlichen Geschlechts, der durch die völlig unnatürliche,
bis zum Blödsinn gezierte Art auffällt, wie er eine Zigarette raucht. Er
scheint sich dabei an einer extrem exaltierten, geradezu empörend ma-
nierierten und wirklichkeitsfernen Vorstellung vom Zigarettenrauchen
zu orientieren. Besonders in der Profilansicht kommt dies vollendet zur
Geltung. Die Lippen närrisch gespitzt, hält der Raucherdarsteller die
Zigarette mit Daumen und Zeigefinger am Filter, während er die üb-
rigen Finger bis zum Anschlag abspreizt und den Arm entsprechend
verkrampft hält (Bruchgefahr). Die Augen aller sind auf ihn gerichtet.
„Ja“, sagt er mit blecherner Stimme, „dies ist meine erste Zigarette.“
Er muß, warum auch immer, beschlossen haben, sie jetzt und
hier in der Öffentlichkeit zu rauchen. Die Frage ist allerdings, ob er sie
tatsächlich raucht, denn seine spitzen Lippen berühren kaum den Fil-
ter, auch traut man ihm nicht die Kraft zu, die nötig ist, daran zu ziehen.
Niemand hat je etwas dermaßen Unsinniges gesehen, einige der auf
den Bus Wartenden werfen überfordert ihre Monatskarten zu Boden,
daß es klatscht. Doch kommt es zu keinerlei Gewalttätigkeit, was durch-
aus für die Friedfertigkeit der Bewohner dieses verrufenen Landstrichs
spricht. Alle spüren, daß etwas geschehen muß, ohne daß jemand sagen
könnte, was.
Die Zeit bis zum Eintreffen des Busses vergeht quälend lang-
sam, das Sein wird aufs Äußerste gedehnt. Ein Ausleiern muß befürch-
tet werden. Da entwickelt der absurde Mensch mit der Zigarette vor
unseren Augen ein Raucherbein. ‚Das wäre doch nicht nötig gewesen‘,
denken die meisten, einige denken wahrscheinlich auch an Nolzberg.
Nolzberg kann unter anderem als das Symbol äußersten Seins gelten,
darauf hat sich die Wissenschaft geeinigt. Seine Schriften sind her-
metisch, das einzige, was ich für meine Person darin verstehe, ist: „Tu
schnoist.“ Doch sollte ich vielleicht lieber vorn anfangen.
Nolzberg kam etwa zu der Zeit auf, als Heini Fichtwolf den Großglock-
ner ruiniert hatte. „Damit dürfte er (Fichtwolf ) wohl am Ende sein“,
movimiento
RAUM FÜR BEWEGUNG
UND AUSDRUCK
GERLINDE LAMBECK
TANZ , THEATER
KÖR P E R ARB E I T
TANZ TH E R A P I E
K I N D E R T A N Z
HOFAUE 53 - 55
42103 WUPPERTAL
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Movimiento im März 2014
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