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Egner:
Schlimm, schlimm, womöglich nimmt er – hör mal weg, Mutter – auch
noch Drogen.
ITALEIN und Mutter:
Niemals!
Egner:
Das könnte aber eventuell seine seltsame, von der der meisten Pre-
mierenbesucher irritierend abweichende Wahrnehmung erklären. Denn ver-
rückt ist er ja nun wirklich auf keinen Fall.
ITALEIN:
Also ich kann mir nicht helfen, die Wortwahl des Herrn Schmidt
(FDP), erinnert mich doch stark an das, was Vater und Mutter früher immer
erzählten, aus dieser schlimmen Zeit, – entartete Kunst, hamstern, Bomben-
alarm, Endlösung und so. Na ja, ich werde mir den Irrsinn wohl noch einmal
anschauen, die Brezel an der Käsetheke waren zu köstlich. Obwohl mein Phy-
siotherapeut mir vier Wochen Klatschverzicht verordnet hat.
Enger:
Ja, mit dieser Wortwahl hätte er es vor 80 Jahren als Kulturpolitiker
weit bringen können. Heute fallen die Menschen zum Glück nicht mehr auf
so was herein, es gibt ja gottlob auch die Querulantenregelung im Stadtrat.
Was mir noch auffällt: FDP - das klingt doch für den einfachen Menschen fast
wie LSD, oder irre ich? Ist der Neoliberalismus nicht auf der Basis von Kokain
entstanden? Ich habe ja keine Ahnung von so was, aber haben das nicht ir-
gendwelche US-Wissenschaftler herausgefunden?
ITALEIN:
FDP klingt jedenfalls nicht gut, so viel steht fest. Welche Drogen die-
ser Herr Schmidt von der FDP nimmt, weiß ich nicht. Ich denke, er trinkt auf
alle Fälle zu viel Redbull. Ich dagegen...
Enger:
Aber das interessiert jetzt doch niemanden!
ITALEIN:
Ich dagegen habe nach der Premiere mit dem Komponisten, dem
hochverehrten Herrn Winkler, einem gewissen Herrn Goldt und einem Herrn
Schmitt (Die PARTEI) im Café du Congo noch irgendwas eingeworfen. Er-
wacht bin ich jedenfalls am anderen Tag zur Mittagsstunde als Toastbrot-
scheibe ohne Aufstrich.
Egner:
Schöne Zustände.
ITALEIN:
Das Schlusswort unseres Interview-Marathons hätte ich nicht pas-
sender formulieren können. Vielen Dank, Herr Enger. Bitte bleiben Sie ge-
sund. Im Sommer wollen wir ja in ihrem Garten grillen, wenn die Fußball-
Weltmeisterschaft stattfindet. Ich bringe einen Flachbildschirm und diesen
Herrn Schmidt von der FDP mit.
Enger:
Polizei!
ITALEIN:
„Polizei“ als Schlusswort ist noch schöner.
Enger:
Früher hieß es Hirsebrei.
ITALEIN:
Das wird Herrn Schmidt völlig irritieren.
Enger:
Noch irritierter kann der kaum werden.
ITALEIN:
Ich denke, wir bleiben bei „Polizei“
Egner:
Amen.
„Der Universums-Stulp“ im Opernhaus
Am 7. Februar 2014 feierte Stephan Winklers „Der Universums-Stulp“
(eine musikalische Bildgeschichte in drei Heften nach dem gleichna-
migen Roman von Eugen Enger) eine frenetisch bejubelte Premiere im
Opernhaus. In diesemMonat wird die Oper nochmals am 7. und 30.3.2014
zur Aufführung gebracht. Chefredakteur Uwe Becker sprach über mehr
als drei Monate mit dem Autor. Hier nun der dritte und letzte Teil des
Interviews.*)
ITALEIN:
Herzlichen Glückwunsch zur Premiere! Allerdings kritisierte der
stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende in Wuppertal, Alexander Schmidt,
den „Universums-Stulp“ auf dem Kreisparteitag: Die Aufführung habe ange-
mutet wie eine Darbietung von „Psychotikern, psychisch Kranken.“ Es sei bei
dem Stück um Drogen und Psychopathen gegangen. Der Applaus sei auch
sehr verhalten gewesen. Besonders irritiert hätte ihn die Textzeile: „Ich bin
wiedergeboren als Brotaufstrich“.
Egner:
Das irritiert auch mich stark, denn der Satz „Ich bin wiedergeboren als
Brotaufstrich“ kommt weder in meinem Roman noch in der Oper vor. Da hat
dieser Herr wohl Stimmen gehört, und zwar die von unzuverlässigen Infor-
manten, weil er den zweiten Teil der Oper, in demder Brotaufstrich vorkommt,
geschwänzt hat. Außerdem geht es in dem Stück auch nicht um Psychopa-
then, es sei denn, man setzt voraus, daß es in jedem Stück um Psychopathen
geht. Da pöbelt also einer lautstark herum, ohne zu wissen, worüber sich die
Erwachsenen gerade unterhalten. Seine plumpen Beleidigungen sind wohl
unter Meinungsfreiheit für Politiker zu verbuchen.
ITALEIN:
Ja, die Liberalen, die stehen voll auf Meinungsfreiheit.
Egner:
Und auf die kann sich Herr Schmidt auch berufen, wenn er behauptet,
der Applaus bei der Premiere sei nur verhalten gewesen.
ITALEIN:
Also mir taten nach dem Klatschen die Hände weh. Der Applaus am
Ende der Vorstellung dauerte gefühlt länger als die komplette Oper. War die-
ser Herr Schmidt (FPDings) in der Pause schon fort?
Egner:
Das würde zu dem falschen Zitat passen, das ihm die Stimmen einge-
geben haben, die unzuverlässigen. Aber das würde dann ja auch bedeuten,
daß er – meiner Treu – daß er die Unwahrheit sagt! Welch schrecklicher Ge-
danke! Was würde Mutter dazu sagen?
Mutter:
Wenn Herr Schmidt als Ehrenmann sagt, der Applaus sei nur verhal-
ten gewesen, dann war der Applaus verhalten. Er ist schließlich Politiker mit
Meinungsfreiheit. Diese Leute bekommen Geld von uns, damit sie immer die
Wahrheit sagen.
Egner:
Danke, Mutter. Also, Herr Brecker, Sie müssen sich irren. Vielleicht hat-
ten Sie einen psychotischen Schub, als Sie glaubten, Ihnen taten die Hände
weh?
ITALEIN:
Nein, nein, er war nur bis zur Pause da, der Herr Schmidt (FDP). Ich
will ehrlich sein, mir fiel er im Foyer an der Käsetheke unangenehm auf und
ich habe daher höchstselbst veranlasst, ihn entfernen zu lassen. Ich bin mit
dem Saalschutz der hiesigen Oper auf Augenhöhe, wie man unter uns Psy-
chotikern so sagt. Mir wurde übrigens von einem gewissen Herrn Elias Hauck
zugetragen, dass dieser Herr Schmidt (FDP) wohl selbst direkt als Brotauf-
strich geboren wurde.
*) Die falsch geschriebenen Namen in diesem Interview wurden durch die Einnahme von Brotaufstrich verursacht.