OnlineItalien 03.2023

ITALIEN 15 D I E P H Ä N O M E N E D E S D R . D U D R O P Buch Jule Falk Andreas Funke, Gedichte Juliane Steinbach, Holzschnitte Laubsägefisch/ Maritime Seelen Selbstverlag Format 24 x 31 cm 40 Seiten 45 Euro Auflage 200 ISBN 978-3-9824801-0-7 steinbach@kuester-steinbach.de Jorgo Schäfer Watching With My Ears 20 Years Vision Festival, New York (ein Bilder-Lesebuch) Format 24 x 29 cm 60 Seiten 39 Euro Auflage 150 ISBN 978-3-9824801-1-4 jorgo@jorgo-art.de H e u t e : Z u r P h ä n o m e n o l o g i e d e r B a n a n e N E U ! N E U ! Die Banane ist krumm. Dies schon einmal vorab. Im weiteren ist sie eine Frucht aus der Gattung der Bananengewächse, die wiederum zu einer Familie in der Ordnung der Zingiberales gehört, der Ingwerartigen innerhalb der Monokotyledonen, der Einkeimblättrigen. Diese herausragende Stellung im Weltengefüge wird begründet durch den ungewöhnlichen Charakter der Banane hinsichtlich von Form und Farbgebung. Zwar teilt sich die Banane mit den Würsten das Vorhandensein zweier Enden - doch unterscheiden sich diese morphologisch ganz grundlegend voneinander. Denn der Paradiesfeige, so ihre veraltete, doch treffende Bezeichnung, eignet ein Befestigungsteil („Stängel“), mit dem sie die Verbindung zum Pflanzenstamm herstellt. Das einmalige und geradezu sprichwörtliche Erscheinungsbild der Banane bildet sich ab in zahllosen Begriffsbildungen, die das Bananenartige bestimmter Sachbereiche visualisieren: Stecker, Dampfer, Dosen, Republiken, Röckchen u.v.m. geben Kunde von der kurzen, gekrümmten, leicht gebogenen und dicklichen Grundform, die von einer festen und zumeist gelblich gefärbten Faserhaut umgeben ist, der Bananenschale. Löst man sie ab, so entbirgt sich ein weißliches, appetitanregendes Fruchtfleisch. Allerdings gilt das nur für die Frucht im Zustand der Reife. Unreife und faule Bananen – die einen grün, die anderen braun – versinnbildlichen die Horizonte gerade auch menschlicher Handlungsspielräume. Während die grünen und lebensprallen Exemplare noch hoffnungsvoll die Erwartung auf Wohlgeschmack und Lustgewinn wecken, lassen überreife, schleimige und schon dunkelbraun gefärbte Exemplare nachgerade den Dunstkreis pseudo-liberaler Schmierlappigkeit erahnen. Hier sei nur an die FDP-Affäre um den Künstler Axel Krause (Leipzig) erinnert, die Gesangsversuche des ehemaligen Bupräs Scheel („Hoch auf dem gelben (!) Wagen“) oder die jüngst stattgehabten Entgleisungen von Frau Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann auf karnevalistischem Terrain – fade Ausrutscher auf geistigem Bananenschalen-Niveau. Tatsächlich kommt darin - in der Verschränkung von Entwicklung und Verfall, von Blüte und Fäulnis, von Aufstieg und Verwesung - die Dialektik des Fallobstes zu sich selbst. Dabei sind es nicht allein Wesensart und Farbe, sondern Schicksal und Bestimmung, die der Banane zum Status des schlechthinnigen Objektes originellen Künstlertums verhalfen: Zwischen Belafonte (Banana-Boat) und Baumgärtel (Bananensprayer) bedienen sich zahll o s e K u l - t u r scha ffende der Banane als Sujet. Das scheint – der Vergleich zum Grnatapfel macht es deutlich - mit ihrer aufreizenden Gestalt zusammenzuhängen. In einer uralten Schöpfungsgeschichte aus dem heutigen SriLanka gelang es schon der Schlange im Paradies, Eva mit einer Banane zu verführen. Genau, das ist der Punkt: Was Bockwürstchen, Spargelstangen, Möhren oder Gurken nicht zu leisten vermögen, das schafft die Banane aus sich heraus. So wird etwa in der kleinen Gemeinde Monteprato di Nimis in der Gegend von Udine/Italien auch noch im 21. Jahrhundert einem alten Brauch gehuldigt: auf dem Männerfest, der „Festa degli huomini“, werden von unbescholtenen Jungfrauen ganz öffentlich Bananen um die Wette gelutscht. Hier offenbart sich die Banane als rituelles Objekt par excellence, als Symbol von Leidenschaft, Sinnlichkeit und Kalorienreichtum. Der lustfeindlichen DDR galt sie dagegen als Ergebnis bourgeoiser Einflussnahme auf den Obstanbau und wurde vom Lebensmittelmarkt ausgeschlossen. Das allerdings widersprach den Grundsätzen des dialektischen Materialismus, weshalb eine Gruppe von Wuppertaler Aktivisten im Jahre 1989 eine Bananenniederlegung vor dem imposanten Karl-Marx-Denkmal in Chemnitz vornahm (damals noch: Karl-Marx-Stadt). Kein Zufall: nur wenig später wurde die gesamte Bevölkerung der DDR mit Bananen geradezu überschüttet, was dann als sogenannte „Wiedervereinigung“ gefeiert wurde. Dazu wollen Sie mehr erfahren? Dann fragen Sie doch einfach Herrn Josef Jenniges, den erstrangigen Bananen-Importeur des Bergischen Landes auf dem Großmarkt in 42115 Wuppertal, Benrather Str. 31. Foto: Zonengabi

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