OnlineItalien 06.2023

ITALIEN 15 DIE PHÄNOMENE DES DR.DUDROP Buch Jule Falk Andreas Funke, Gedichte Juliane Steinbach, Holzschnitte Laubsägefisch/ Maritime Seelen Selbstverlag Format 24 x 31 cm 40 Seiten 45 Euro Auflage 200 ISBN 978-3-9824801-0-7 steinbach@kuester-steinbach.de Heute: Zur Phänomenologie des Heinzelmannes Der Heinzelmann ist ein Heinzel-Mann. Dies einmal vorab.Es handelt sich nämlich um ein männliches Wesen, wie seine Barttracht ausweist. Der Heinzelmann trägt eine kapuzenartige Kopfbedeckung und ist von gedrungener Gestalt, dabei von auffallendem, aber wohlproportioniertem Kleinwuchs bei insgesamt typischem mitteleuropäischem Habitus. Daraus leitet sich unter anderem die liebevolle und wertschätzende Verkleinerungsform für diese Männergruppe ab: die Heinzelmännchen. Derlei Wertschätzung resultiert vor allem aus der fleißigen Grund-Verfassung dieses Männerbundes. Heinzelmänner beherrschen einerseits praktisch alle Handwerkstätigkeiten und stellen ihre Fertigkeiten überforderten Gewerbetreibenden zur Verfügung. Frauen haben in dieser Welt keinen Platz. Im Gegenteil, so bald eine Frau ihres rührigen Schaffens gewahr wird, verschwinden die gnomenhaften Tausendsassas und zwar auf Nimmer-Wiedersehen („Gynäkophobie“). So auch die niederländische Heinzelmännchen-Bewegung, die Kabouter, die die frühen 70er Jahre des zurückliegenden Jahrhunderts bevölkerten. Wenig später waren sie schon wieder verschwunden. Ähnlich erging es den„Heinzelmännkes“, die 2021 in roten Stramplern das Ruhrgebiet aufsuchten, vermutlich unter weibliche Observanz gerieten und sich resigniert zurückzogen. Der zentrale Lebensraum der Heinzelmännchen ist und war die Stadt Köln. Auch wenn es manchmal durchaus den Anschein hat, die Kölner und KölnerInnen würden ihren Konkurrenten aus Düsseldorf und Ennepetal das Vorkommen der fleißigen Hausgenossen absprechen, so spricht deren internationales Vorkommen (Brownies in England, Nisse und Tomte in Skandinavien etc. ) eine andere Sprache. Eine historische Forschungsarbeit zweier holländischer Kabouter zur Geschichte und Kultur der Heinzelmännchen scheint allerdings frei flottierender Fantasie entsprungen zu sein. Es lässt jeglichen wissenschaftlichen Standard vermissen und versucht das Dasein der Heinzelmännchen einem fiktiven Zwergenreich zuzuschreiben. Tatsächlich sind die Heinzelmännchen Erscheinungen von weithin verbreiteten männlichen Schwurgemeinschaften, wie sie uns in Form von Studentenverbindungen, Priesterkonvents und Gay-Clubs geläufig sind. Tauchen Frauen in ihren Randzonen auf – zack, sind sie weg. Hier stellt sich natürlich die Frage, ob solch sozialphobische Verhaltensweisen keinen nachteiligen Einfluss auf die Reproduktionsrate der Heinzelmänner haben. Wie kann man sich überhaupt das Sexualleben der kleinen Alleskönner vorstellen? In der Öffentlichkeit jedenfalls sind bislang weder Heinzelfrauen noch Heinzelkinder beobachtet worden. Andererseits muss davon ausgegangen werden, dass die HeinzelHomos angesichts ihres doch eher konservativen Auftretens gentechnischen Verfahren ablehnend gegenüberstehen. Als absolut kontraproduktiv zur Lösung der Fortpflanzungsfrage muss die Beteiligung irgendwelcher Femtech-Start-Ups angesehen werden. Ohnehin gibt es über das Privatleben der Heinzelmänner kaum belastbare Daten, auch nicht, aus welcher Quelle sie ihre produktiven Kenntnisse der Handwerksberufe bezogen haben. Ganz unabhängig von ihrer sozialhistorischen Herkunft reicht es den Kölner*innen seit einigen Jahren, die Heinzelmännchen auch ganz ohne „wissenschaftlichen“ Einblick wieder am Gemeinwesen teilhaben zu lassen, etwa in Form der HeinzelmännchenSeniorenbetreuung. Und auch im gesamten Umfeld des Bergischen Landes haben sich Heinzelmännchen-Initiativen wieder an die Arbeit gemacht, nur in Wuppertal scheinen sie beim Sozi noch nicht angekommen zu sein. Sind wieder irgendwelche feministischen Aktionsgruppen im Spiel? Aufgemerkt, Herr Oberbürgermeister Schneidewind: gerade in der Stadtverwaltung Wuppertal gilt es doch, die ganzen über- lasteten Mitarbeiter von fortschrittlichen Methoden zur Steigerung der Arbeitsplatzeffektivität zu überzeugen: „Ach was wär’s doch so bequem, mit Heinzel-Männern, wie vordem - ist man müde, legt man sich, hin auf die Bank und pflegte sich. Eh’ man als Schreibkraft ist erwacht, ist all sein Tagwerk schon gemacht“. Also, Heinzel-Männer, an die Front !

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