OnlineItalien 06.2023

ITALIEN 7 KURZ GESAGT:PINKWART VON SCHÖNINGHAUSEN DER VERSÖHNUNGSTHEORETIKER MANCHMAL… •••reizt es mich ja doch, Kaufhausdetektive ein bisschen zu ärgern. Mach mich allerdings auch gern lächerlich. Eben halb schon getan, BEIDES: Mit dem bezahlten Stift gen Ausgang geschlichen, scheinverstohlen in die Jacke gesteckt - und grimassierend umgeschaut mit einer Art Unauffälligkeit, wie sie nur Dieben eignet und die für Aufpasser natürlich grad auffällig ist, wenn sie in der Aufpasserschule gut aufgepasst haben. Der Bon in der Tasche würde ja klären, und es wäre ein sicher unfairer Spaß gegenüber dem Schnüffler, freilich genau dann verdient, wenn er verhaftungsgeil ist und es vielleicht bloß für eine Karriere als Polizist oder Gebirgsjäger nicht gereicht hat. Martin Hagemeyer Sommeridiot: Freiwillig beten für Plätzkes Für Kuchen und Appeltate und Sahnetorte und Plätzkes mussten wir nicht beten. Ommas süßes Gebäck war ohnehin göttlich. Zum Ludgerusfest im September machte sie immer eine Waddische Appeltate. Ihre Appeltate machte meine Omma nicht in einer tiefen Kuchenform, sondern auf einem Backblech. Da kam zuerst Teig drauf, dann die Apfel-Rosinen-Zimt-Masse und da drauf legte sie rautenförmig schmale Teigstreifen. Die sahen aus wie das Gitter im Beichtstuhl, durch das ich meine mühsam zusammengelogenen Beichten aufsagte. Und ein paar Wochen vor Weihnachten, wenn auch die Engel ihre Backöfen anwarfen und der Himmel über Schuir ganz rot war, wurden Plätzkes gebacken. Vorwiegend Spritzgebäck. Spritzgebäck war das allerleckerste Gebäck. Ich durfte beim Backen helfen. Omma quetschte den Teig oben in den Fleischwolf rein, kurbelte und dann kam unten ein fast schon fertiges Plätzken raus. Ich durfte es abnehmen und gaaanz vorsichtig aufs Backblech legen. „Ganz dicht neben die anderen. Aber nicht zu dicht, die gehen ja noch auf.“ Und dann noch eins. Und dann noch eins. Und dann noch eins, bis das Backblech voll war. Das sah schon sehr schön aus! Beim Saubermachen des Fleischwolfs fiel besonders in der Schnecke noch ganz viel Teig an, den ich ungebacken schlecken durfte. Göttlich! Und die sehr schön unregelmäßig gebackenen Plätzkes – die, die hinten lagen, waren immer viel dunkler als die, die vorne lagen – durfte ich dann – sparsam! – mit Schokolade bepinseln. Bis Weihnachten wären meistens keine Plätzkes mehr da gewesen, weil ich ja wusste, wo die versteckt waren und weil ich bis Weihnachten einfach nicht abwarten konnte. Irgendwo hatte Omma aber noch eine total geheimes Geheimversteck und aus dem kamen die Plätzkes, die wir am ersten Weihnachtstag verputzten. Am zweiten waren nämlich schon keine mehr da. Für die himmlischen Plätzkes von Omma hätte ich sogar freiwillig gebetet. Ein Vorgeschmack auf die Lesung des Sommeridioten Ludger Fischer in der Glücksbuchhandlung am 1. Juni 2023.

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