OnlineItalien 10.2022

ITALIEN 15 D I E P H Ä N O M E N E D E S D R . D U D R O P H e u t e : Z u r P h ä n o m e n o l o g i e d e s M i l c h b u b i s Der Milchbubi ist ein Milch-Bubi. Dies erst einmal vorweg. Bubis sind, in begrifflicher Abgrenzung zur gleichnamigen Bevölkerung der äquatorial-afrikanischen Insel Biako (früher: Fernando Poo) junge Jungen. Ältere Jungen werden, namentlich im Bereich süddeutscher Zunge, Buben genannt. Baby – Bubi – Bube: so lautet die Abfolge. Der Milch-Bubi hat sich ein babyhaft glattes Gesicht ohne Falten oder gar Bartwuchs erhalten und ist noch nicht zum Buben – Laus- oder gar SpitzBuben - mutiert. Als Gegenbild des „Rowdies“ beeindruckt er durch rosige Bäckchen und trägt gern kurze Hosen und Kniestrümpfe. Er kämmt sein Haupthaar ordentlich gescheitelt, ernährt sich von Brandt-Zwieback und ist natürlich Mamas Liebling. Trotz seines häufig blassen Teints ist er kerngesund. Man sieht ihm den Genuss von Bergbauern-Milch an. Nicht selten trägt er viele zu große Brillen, was ihm das Fluidum des Neunmalklugen verleiht. Der Milch-Bubi gibt sich harmlos, nett, immer höflich und entgegenkommend. Er würde niemals Fußball oder gar Eishockey betreiben, eher E-Sports oder Backgammon. Manchmal spielt er Bratsche, bisweilen auch Cello, niemals jedoch Fagott oder Sousaphon. Stellen Sie sich dazu den TV-Milch-Bubi „Anton“ vor, heute Verkäufer bei der Optik-Kette Fielmann, der schon im Grundschulalter durch klugscheißerhaftes Imponiergehabe auffiel: heute spielt er allenfalls Triangel. Dafür aber erfreuen sich Milchbubis weithin großer Sympathien bei pubertierenden Teenies und älteren Damen. Die Mädelsriege findet Milchbubis einfach „süß“. Sie reagiert nämlich auf das sogenannte Kindchenschema, durch welches der Milchbubi Schlüsselreize aussendet und beim weiblichen Geschlecht Brutpflegeverhalten auslöst. Doch: der schöne Schein trügt. Zwar ist die Attitüde des Milchbubis Folge der verzärtelnden Fixierung an die mütterliche Brust, dahinter verbirgt sich jedoch ein hohes Maß an verdrängter Aggression. Der amerikanische Popstar Justin Bieber lieferte dazu vor einigen Jahren die Blaupause, als er ein Konzert abbrach, sich in den Puff begab und anschließend sein Hotelzimmer verwüstete. Dem aufstrebenden Polittalent Philipp Amthor, welchem der Chefankläger des Zweiten Deutschen Fernsehens, M. Lanz, früher in jeder Sendung einen Empörungssatz widmete, steht eine ähnliche Karriere bevor. Nach bestandener Jäger(!) prüfung verlegte sich der Milchbubi aus Mecklenburg-Vorpommern zunächst auf krumme Aktiengeschäfte. Die tätigte er als Lobbyist für eine Firma, die, man höre und staune, künstliche Intelligenz vertrieb und die Herrn Amthor als unschuldig wirkendes Bübchen zur Verbreitung ihres Premiumpaketes einsetzte. Mit von der Partie: der Sumo-Bubi P. Altmaier und der Plagiatsbengel K.-Th. zu Guttenberg – ein BürschchenTrio der besonderen Art, das nicht in jedem Fall Muttis Beifall gefunden haben dürfte. Näheres weiß natürlich – wie immer – Herr Lanz. Überhaupt tummeln sich im politischen Arm des CVJM auffallend viele Milchgesichter. Im klassenkampferprobten Milieu der Sozialdemoktratie hingegen dürfte es einem Milchbart wie K. Kühnert eher schwergefallen sein, sich gegen gestandene Raufbolde und revolutionäre Schwergewichte (Schulz, Scholz etc.) durchgesetzt zu haben. Aber, immerhin! Denn wie gesagt: in den trüben Wässern der Abstillverweigerer und Jung-Pimpfe verbergen sich verborgene Qualitäten. Das beweist etwa auch der zu internationaler Berühmtheit gelangte Youtube-Star Jordi ENP („El niño polla“, dtsch „der Schwanz-Junge “). Aufgrund seines milchbubihaften Charmes brachte er es zu hoher Reputation bei seinen mehr als 4 Millionen Abonnenten, Anreiz und Vorbild für den immerhin vier Jahre älteren Philipp aus MacPomm. In Wuppertal wiederum ist es die Marke Tuffi, die nicht nur für Reklame-Gags mit Baby-Elefanten steht, sondern die Aufzucht echt bergischer Milchbubis mit „Heimat-Milch“ vorantreibt – wovon Sie sich in jedem beliebigen Supermarkt der Wuppermetropole überzeugen können. MATINEE IM ATELIERHAUS ULLE HEES FRIEDRICH-ENGELS-ALLEE 191 A, 42285 WUPPERTAL SO. 16.OKT. 11 UHR BUCHVORSTELLUNG+LESUNG MIT MUSIK „Laubsägefisch“ Falk Andreas Funke Juliane Steinbach, Illustration „Watching with my Ears“ 20 Years Vision Festival, NY Jorgo Schäfer Wolfgang Eichler, Musik

RkJQdWJsaXNoZXIy NDk1NjA=