OnlineItalien 11.2022

ITALIEN 1 NOTNR . 425/1122/39. JAHRG. SATIRE/PROGRAMM/WERBUNG w w w . I t a l i e n - w u p p e r t a l . d e I T A L I E N Ich mal mich tot! Ausstellung André POLOczek 4.11. - 19.11. Galerie Kunstkomplex Hofaue 54, Wuppertal-Elberfeld

2 ITALIEN Die Partei

ITALIEN 3 jorgo K O L O P R O K T O L O G I E I M E L E F A N T E N H A U S

4 ITALIEN ITALIEN - Über 35 Jahre Humoriges aus Wuppertal für Remscheid, Solingen, Berlin, New York und anderswo Herausgeber: Kulturkooperative Wuppertal e.V. (die börse, Jazz AGE, Haus der Jugend Barmen, Katzengold-Kulturbetriebe), Völklinger Str. 3 · 42285 Wuppertal Reaktionsbüro & Anzeigeninquisition: Völklinger Straße 3 · 42285 Wuppertal www.Italien-wuppertal.de www.italien.engelkunst.de italien.magazin@t-online.de Tel. 0202/8 48 06 Day&Night 24 Std. rundum Nümmertje: 0170/9648681 Redaktion: Uwe Becker (V.i.S.d.P.), Rolf-Rolf Gröbl, Harry vom Hombüchel, Horst Scharwick, Jorgo Schäfer Redaktions-Sekretär: Holger (104/105/106 Autoren und Monogame: Dominik Bauer, Jörg DegenkolbDegerli, Otto Diederichs, Eugen Egner, Thomas Gsella, Martin Hagemeyer, Elias Hauck, Wim van Hoepen, Falk Andreas, Torbjorn Hornklovie, Ernst Kahl, Kittihawk, Til Mette, Stephen Oldvoodle, Ari Plikat, POLO, Rattelschneck, Shoam, Bernd Sommer, RME Streuf, Peter Thulke, Piero Masztalerz, Benjamin Weissinger, Jasmina Kuhnke, Patrick Salmen, Daniel Sibbe, Nermina Kucic, Martin Knepper, Ludger Fischer, Dominik Mauer, WSCS, Valentin Witt (schon seit 7 Jahren), Hendrik Forker Titel: Polo (t 2022) Layout: Glatten Hanf Terminkalender: E-Mail: shoam@web.de Druck: Sattler Media Group Vertrieb: talevent.de der Kulturverteiler im Bergischen Land Unsere verbreitete Auflage unterliegt der ständigen Kontrolle von „ITALIEN SelfControlLing“ der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von ITALIEN. Druckauflage: 13.855.009.549,2 Stck. Mindestens haltbar bis 12/22 I M P R E S S A L I E N ZIPPO BECKER meint: ACHTUNG! TRENDFRISUREN WINTER ‘22 Liebe Leser, liebe Lesebrillen! Ich möchte Sie zunächst auf die Ausstellung „Ich mal mich tot“ mit Zeichnungen von André Poloczek in der Galerie Kunstkomplex vom 4.11. bis 19.11 aufmerksam machen. Wir nehmen Abschied vom kürzlich verstorbenen Cartoonisten und seinem Werk. Kommen wir zu der in diesem Monat beginnenden schrecklichen Fußballweltmeisterschaft der Herren. Ob Altkanzler Schröder schaut? Oder aus Protest nicht, aber nur, weil Russland nicht mitspielen darf, da ist er dann auch ein Stückweit solidarisch mit seinem Arbeitgeber. Immer nur Hannover 96 auf Sky gucken ist natürlich auch scheiße langweilig. Unser OB sieht sich so etwas im Leben nicht an, Uwe Schneidewind kommt eh von der Leichtathletik. Vorgänger Andreas Mucke sitzt und friert wohl eher im Stadion am Zoo. Carsten Pröpper hat keine Zeit, er muss auf Facebook meine Beiträge kommentieren, da bleibt nicht viel Freizeit. Außerdem war er ja lange aktiv, da hat man vielleicht auch keinen Bock mehr auf Fußball. Ich kenne Menschen, für die ist das alles überhaupt keine Frage, die hassen Fußball. Selbst wenn das Turnier in Island oder einem anderen super freundlichen, mega demokratischen Land stattfinden würde, kämen sie niemals auf die Idee, sich so was anzusehen. Aber diese Leute tun mir auch irgendwie leid. Selbst der amtierende Papst ist ja ein großer Fußballfan. Bei Missbrauch schaut die Kirche allgemein ja gerne mal weg, aber beim Fußball in einer Diktatur eventuell nicht unbedingt. Oder der Emir von Katar hat bei ihm in Rom schnell noch alles gebeichtet und um Vergebung gebeten, dann darf der Papst auch gucken. Ich lass es aber auf jeden Fall, hab eh so schöne Bücher auf dem Nachttisch, die ich alle lesen darf. Ein Geschenk, Literatur ist ein Geschenk, ihr Hasen. Schönen, kalten November euch allen Herzlichst, Uwe Becker (Bundestrainer der Herzen) Telefon: (0202) 80 642 Tag und Nacht info@kirschbaum-bestat tungen.de www.kirschbaum-bestat tungen.de K I RS CHBAUM B E S TAT T U N G E N Mi tgefühl und Professional i tät – Ich weiß genau, worauf es ankommt! Hille Sch., Ex Krankenschwester

ITALIEN 5 DAS GEFUNDENE GEDICHT von Falk Andreas Funke HDJ W A H L E N… •••bieten derzeit hierzulande keine echten Überraschungen (je nachdem, wie man Überraschungen definiert natürlich), das einzige, worauf man schaut, ist, wann und wo das ‚Reise nach Jerusalem‘- Spiel ein Ende hat, die Musik stoppt und CDU und AFD sich mit jeweils einer Arschbacke den freien Sitz teilen. Martin Knepper Socken Der, dessen Füße wir tragen soviel können wir wissen und sagen konsumiert überreifen extrem würzigen Käse und betreibt konsequente seit langem schon andauernde Körperhygiene-Askese S I B B E S S E R M O N Deepfake Nach 26 Ehejahren lässt sich Natalia Klitschko von ihrem Mann Vitali scheiden. Angeblich hat sie ihn dabei erwischt, heimlich mit Franziska Giffey telefoniert zu haben. N E U L I C H I N S C H O T T L A N D : Q U E E N S L E T Z T E WO R T E Heißt es denn nicht Sensenmann? Nee, Liz Truss! ari

6 ITALIEN DIEDERICHS „THE BERLIN NOT-BOOK“ F R I E D R IC H S T R A S S E 52, 4 210 5 W U P P E R T A L E-MAIL: K.HARDENBURG@WEB.DE • TEL: 0202 372 900 58 ÖFFNUNGSZEITEN: MO.-FR.10-18:30 UHR / SA.10-16 UHR S t e h t d a s B i e r v o r d e m A u s ? Wir haben eine Energiekrise, das wissen wir unterdessen ja alle und kriegen es täglich zu hören und zu spüren: Wir sollen kalt duschen oder besser gleich nur den Waschlappen nehmen. Die Heizung soll sowieso kalt bleiben! Immer geht es bei der ganzen Sache nur um einen warmen Hintern. Nun gut, der ist ja nicht ganz unwichtig – aber das echte Problem wird dabei in der ganzen Debatte völlig außer Acht gelassen: Wir stehen vor einer verdammten Bierkrise! Schon während der doofen Corona-Pandemie sorgten geschlossene Kneipen für einen starken Einbruch des edlen Gesöffs und damit für chronischen Durst. Und kaum ist diese erzwungene Abstinenz vorbei, bringt der Ukraine-Krieg mit einem zunehmenden Gasmangel schon das nächste verfluchte Ungemach. Und das kann für Bierfreunde in der Tat dramatische Folgen haben. Denn worüber sich vor seinem Frischgezapften nicht nur am Tresen des Glasbierfachgeschäftes wohl bisher kaum wer ernsthafte Gedanken gemacht hat, ist fehlendes Gas. Und das macht sich bei der Bierproduktion gleich an allen Ecken und Enden ganz fies bemerkbar. Zu wenig Gas? Oh je, oh je! Gas ist doch für die überaus wichtige Kohlensäure-Herstellung von Nöten. Wer will schon irgendeine abgestandene Plörre trinken? Und vergessen wir die Hefe nicht. Auch da geht ohne Gas nix. An ebenfalls knapper werdendes Getreide wie Gerste, Weizen oder Hafer gar nicht erst zu denken. Ein echter Doppel-Wumms! Damit kommt dann nicht nur der Bäcker in hohe Not, sondern auch das flüssige Brot. Die ersten Brauereien haben sich schon den Korken gegeben. Oh je, oh je! Hopps, üben die Preise bereits jeden Tag Hochsprung. Und na klar, macht auch der Bierdeckel dabei sofort mit. Auf dem Münchner Oktoberfest etwa kam die Maß schon für schlappe 13,80 Euro auf den Tisch. Schluss also mit des Hauptstadtkorrespondenten DGB-LieblingsForderung „Rente muss fürs Bierchen reichen“. Und das dann auch noch mit kalten Knien trinken, weil all-über-all an den Tresen zudem noch an der Gasheizung gespart werden muss – eine Horrorvorstellung. Also lieber gleich einen gesunden Vorrat für Sofa und Fernsehen anlegen? Aber ohne Gas macht ja auch die Flaschenproduktion schlapp. Schluss mit Heike Ms. Pulle Becks, Mia Fs. Fläsch Flens und Karin Ms. Hefeweizen? Vermaledeite Gasknappheit! In den Supermarktregalen klaffen jetzt schon regelmäßig Löcher bis hin zu gähnender Leere beim Bierangebot. Da könnte sogar das Berliner Kindl Bier, das bisher gern mit dem Spottspruch „Kindl Pils – keiner will‘s bedacht wurde, plötzlich eine Renaissance erleben. Entwickelt sich etwa demnächst ein Schwarzmarkt für Gerstensaft? Oder verstecken im nahegelegenen Hasenheide-Park illegale Bierhändler ihre Kästen im Gebüsch und balgen sich mit den Drogendealern um die besten Plätze? Oder ist Bier nur noch im verbrecherischen Darknet zu haben? Dann aber am Besten gleich mit Schusswaffe!! Der Sucht-Therapeut Prof. Dr. Seuferlein sieht denn auch bereits die nächste Katastrophe auf die Hauptstadt und das ganze Land zukommen, wie er ITALIEN, dem bierseligen Monatsheftchen, anvertraute: Eine Cenosillicaphobie. Hinter dem unaussprechlichen Wortgespenst verbirgt sich die Angst vor einem leeren Bierglas. Betroffene kriegen Panikattacken und Angstzustände, wenn sie ein leeres Glas vor sich sehen. Bier her – Bier her – oder ich fall´ um! hauck & bauer

ITALIEN 7 L u i s e n s t r a ß e L u i s e n s t r a ß e H A R R Y V O M H O M B Ü C H E L Verdammt nah an der Gastronomie. Wir sind bei Facebook: Gefällt mir! Luisenstr. • 42103 Wuppertal • Tel. 0202/30 45 26 Frühstück: Mo-Fr 8 -12 Uhr • Sa 9-13 Uhr • So 10-13 Uhr Essen: Mo - Fr 12-23 Uhr • Sa 13-23 Uhr • So 13-22 Uhr täglich geöffnet: Ende offen! Mit Raucherbürgersteig! WM - N E W S • Papst schaut nur die Argentinien-Spiele • Reus verletzt • Podolski wird Krankenhausclown in Kreiskrankenhaus Doha J E N S E I T S… •••des fünfzigsten Jahres ist das morgendliche Aufstehen mit wachsenden Hemmnissen verbunden. Die Bettdecke entfaltet ein zunehmendes Gewicht, fast so, als würde ihr jede Nacht ein Schäufelchen Graberde beigemischt. Martin Knepper H U R R A , D A S N E U E N U T Z V I E H I S T D A ! • Thermiten • Brennstabschrecke • Heizspiraale • Haubentauchsieder • Kontaktgrille • Isomotte • Meister Energiesparlampe • Bioethanolkaminchen • Notstromaggregoat • alle Gas- und E-Herdentiere Daniel Sibbe F R Ü H E R , D A P A S S I E R T E … •••es noch, dass ein kräftiger Sensenschwung die Füße oberhalb des Knöchels abschnitt. Aber das war für uns Kinder, die bei der Ernte geholfen hatten, kein Grund zu jammern. Die Füße wurden gekocht und jeden Morgen sind wir auf den verbundenen Stümpfen bis in den Abend hinein zur Schule gehumpelt. Dort bekamen wir‘s dann immer mit dem Rohrstock, weil wir zu spät gekommen waren. Nachts haben wir Ratten gefressen und ihr Blut getrunken. UND HAT ES UNS GESCHADET? UNSER BESTIALISCHER HASS HÄLT UNS AM LEBEN, WO ANDERE LÄNGST GESTORBEN WÄREN. KOMM, ICH KNIPP DIR EINEN FINGER AB. Benjamin Weissinger D A M A L S B E I S V A N T E P Ä Ä B O •••„Du machst Abitur, meine Schatz, und dann bekommst du einen Nobelpreis, wie dein Papa!“ „Okaaay!“ Dpa samy

8 ITALIEN I T A L I E N T E R M I T E N 1 1 / 2 2 A L L E T E R M I T E N O H N E G E W E H R ! Schreibwerkstatt gemeinsam divers • die börse/11 Uhr Neue Bücher bei Kaffee & Kuchen • Bürgerbahnhof/15 Uhr Kindersachen-Trödelmarkt • LCB/10 Uhr 6 . S O 4. Wuppertaler Zauberslam • die börse/19 Uhr Roswitha Dasch Vortrag mit Musik • Immanuelskirche/18 Uhr Musikalischer Vortragsabend • Begegnungszentrum/16 Uhr Frühstück • Katzengold/10-13 Uhr 7 . M O Der Menschenrechte-Chor Singing for Diversity • die börse/19.30 Uhr Philosophisches Café Enthusiasmos bei Platon • Begegnungszentrum/20 Uhr 8 . D I Brenda Boykin Uptown Groove • Färberei/19.30 Uhr Ralf Schwan – Hohe Tatra Alpenverein-Filmvorstellung • die börse/19.30 Uhr 9 . M I Vokalorchester NRW Jazz Club • Loch/20 Uhr „Manchmal kommt das Leben dazwischen“ Theater Rauhreif on Stage! • die börse/19.30 Uhr Spiel Mit ! Spieleabend • Bürgerbahnhof/19 Uhr Forum Hesselnberg-Südstadt DemokratieWerkstatt • die börse/17.30 Uhr 1 0 . D O Anny Hartmann Klima-Ballerina • Immanuelskirche/20 Uhr Slam börse • die börse/19.30 Uhr Milonga • die börse/20 Uhr 11 . F R Fresh Start WDR-Bigband • Immanuelskirche/20 Uhr Klangkosmos NRW Sufi Musik • Färberei/19 Uhr „Der kleine Prinz ...lebt“ Integratives Tanztheater • LCB/16 + 19.30 Uhr 1 2 . S A Too Old To Die Young die 40+ Party! • die börse/21 Uhr Flanieren Flexen 22 Jule Weber & Kamala Dubrovnik • die börse/19 Uhr Wupperklang Frauenchor • Immanuelskirche/19 Uhr „Der kleine Prinz ...lebt“ Integratives Tanztheater • LCB/16 + 19.30 Uhr KATTKreativ Der Hobbykünstlermarkt • Kattwinkelsche Fabrik/11 Uhr 1 . D I Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens Stummfilm mit Live-Musik • Offstream/19 Uhr 2 . M I Zola Mennenöh Jazz Club • Loch/20 Uhr JazzFilm Jazzmeeting • Rex/20 Uhr 3 . D O Almost Friends Jazzmeeting • von der Heydt Museum/20 Uhr Popa Chubby Emotional Gangster – Tour • LCB/20 Uhr Die Entdeckung der Einsamkeit Konzert & Wort • Loch/20 Uhr The Stolen Happiness • Begegnungszentrum/19 Uhr 4 . F R Ich mal mich tot! Verstreute Blätter aus dem Nachlass von André Poloczek • Galerie Kunstkomplex/19 Uhr OpenSky Hip Fellows Wuppertaler Jazzmeeting • Forum Knipex/20 Uhr Christian Steiffen Gott of Schlager • die börse/20 Uhr René Steinberg Freuwillige vor - jetzt erst recht! • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr The Stolen Happiness • Begegnungszentrum/19 Uhr 5 . S A Kings Of Floyd High Hopes Tour • LCB/20 Uhr Mind The Gap Rhythm & Blues • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr Tanzorchester Paschulke Ruhrpottbalkan • Färberei/19.30 Uhr Drei Haberer ohne Kontrabass Jazzmeeting • die börse/20 Uhr Spätkonsum trödeln, trinken, tanzen • die börse/19 Uhr Roswitha Dasch Vortrag mit Musik • Immanuelskirche/18 Uhr Tischkickerabend gegen die WM in Katar • die börse/15 Uhr Frühstück • Katzengold/10-13 Uhr 2 1 . M O Der Menschenrechte-Chor Singing for Diversity • die börse/19.30 Uhr 2 3 . M I Mainz/Dargent/Eraslan Jazz Club • Loch/20 Uhr UniPop • LCB/18 Uhr CARA Celtik Folk • Färberei/20 Uhr 2 4 . D O Farida Amadou & Sum Konzert & Performance • Loch/20 Uhr Hiss 25 Jahre Polka‘n Roll • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr Rekk The story is... • Färberei/20 Uhr 2 5 . F R Martin Kohlstedt Flur • Immanuelskirche/20 Uhr NightWash Live • die börse/20 Uhr Savvy Support: DWAN • LCB/20 Uhr Robert Griess Apocalypso, Baby!l • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr Trash Clash 90er, 00er, Bullshit • U-Club/23 Uhr 2 6 . S A Guildo Horn & Die Orthopädischen Strümpfe Weihnachtstour • LCB/20 Uhr Shuffled Pieces Festival mit Frogcodile, Anna Luca u.a. • die börse/18 Uhr Six8tyOne Big Band Swingin´ Christmas • Färberei/19.30 Uhr Almanach Lesung • Begegnungszentrum/16 Uhr 2 7 . S O Frauenkleider- und Kindersachenbörse • Kattwinkelsche Fabrik/11 Uhr Frühstück • Katzengold/10-13 Uhr 2 8 . M O Der Menschenrechte-Chor Singing for Diversity • die börse/19.30 Uhr 3 0 . M I Wako Jazz Club • Loch/20 Uhr Kultur aus der Konsole Die Show rund ums Gaming • die börse/19.30 Uhr Erzählsalon meets Menschenrechte-Chor Lesung & Gesang • die börse/18 Uhr 3 1 . D O Bernd Wasiolka Wildes Namibia • Bürgerbahnhof/19.30 Uhr Schreibwerkstatt gemeinsam divers • die börse/11 Uhr 1 3 . S O Zeilensprung Poetry Slam • Kattwinkelsche Fabrik/19 Uhr „Der kleine Prinz ...lebt“ Integratives Tanztheater • LCB/16 + 19.30 Uhr Club Ibero Literatur aus Katalonien • Begegnungszentrum/15 Uhr KATTKreativ Der Hobbykünstlermarkt • Kattwinkelsche Fabrik/13 Uhr Frühstück • Katzengold/10-13 Uhr Kantorei Barmen-Gemarke Kantate-Gottesdienst • Immanuelskirche/10 Uhr 1 4 . M O Der Menschenrechte-Chor Singing for Diversity • die börse/19.30 Uhr 1 5 . D I Zaubersalon • die börse/20 Uhr 1 6 . M I Bassmasse 4 Jazz Club • Loch/20 Uhr International Guitar Night 2022 mit Ian Melrose, Stive Hicks, Duo Kvaratskhelia & Peter Finger • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr Die Geschichte der Deutschen Schlaf- und Speisewagengesellschaft von 1949- 1993 Vortrag von Armin Gärtner • Bürgerbahnhof/19.15 Uhr 1 8 . F R Rubber Soul Beatles Cover Band • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr Stoppok Solo • LCB/20 Uhr Dr. Mojo Oldies, Blues & Folksongs • Bürgerbahnhof/20 Uhr Lydia Benecke Sadisten: tödliche Liebe • die börse/20 Uhr Kabarettungsdienst Ampel-Gehampel • LCB/19.30 Uhr Bestattung Neusel Konzertabend mit Wortbeiträgen • Immanuelskirche/19.15 Uhr 1 9 . S A Mearbhall Irish Folk • Spunk/19 Uhr Catt Tippen Tappen Tönchen • Loch/20 Uhr Wild Out Partyshit • die börse/23 Uhr Die Barmer Küchenoper Die größten Hits aus 30 Jahren • LCB/20 Uhr Das Leben des Feindes • Begegnungszentrum/19 Uhr Kindersachen-Trödelmarkt • Färberei/9 Uhr 2 0 . S O Die Barmer Küchenoper Die größten Hits aus 30 Jahren • LCB/18 Uhr Wupperspatzen Akkordeonorchester • Immanuelskirche/20 Uhr T E R M I N A B G A B E F Ü R D E Z I B E L 2 0 2 2 : F R E I T A G , 1 4 . 11 . ‘ 2 2 D I R E K T A N : S H O A M@W E B . D

ITALIEN 9 WattLöpptinNYCvonStephenOldvoodel The Wellness-Conspiracy Industrial Complex: G u t e G e s c h ä f t e m i t s c h l e c h t e n N a c h r i c h t e n Das Erstaunliche an Verschwörungstheorien ist: Je grotesker die Theorie, desto dichter rückt sie in den Köpfen der Gläubigen an die Wahrscheinlichkeit oder sogar Allerwahrscheinlichkeit. Dem Vatikan ist ja schon einiges zuzutrauen, der CIA ist sich für nichts zu schade, was grinst der Putin da schon wieder, und im Keller der Pizzeria eines von vier Brüdern eines ehemaligen Strategen des demokratischen und dazu noch afro-amerikanischen US-Präsidenten mit zweitem Vornamen Hussein kann gar nichts anderes passieren als furchtbarster Kindsmissbrauch. Dazu werden noch alle Zutaten der Verschwörung von ihren Theoretikern nicht einfach nur addiert, sondern multipliziert, und wer in Arithmetik aufgepasst hat, ahnt, wohin das führt. Wenn man nicht weiß, wie Dinge miteinander zusammenhängen, und die Welt ist nun halt mal unergründlich und voller Wunder, dann muss doch wohl alles mit allem zusammenhängen und schlimmer noch, alle konspirieren mit allen und zwar gegen mich. Nicht, dass ich mich eigentlich für so wichtig halte sollte, als Ziel einer Konspiration aller mit allen zu sein, doch auf der einen Seite fühle ich mich schon gelegentlich ganz alleine auf dieser großen weiten Welt und außerdem so unwichtig bin ich ja nun auch wieder nicht. Therapie könnte da helfen. Mancher konfrontative Ansatz lautet: Blick der Gefahr, dem Tiger, dem Sprung vom 10-MeterTurm oder was auch immer tief in die Augen und überwinde so die Angst. Gesagt, getan. Nicht ich, aber jemand, den ich da sehr gut verstehen würde. Paul Furber ist in Südafrika aufgewachsen und lebt sein 1998 in New York. Er hat sich in den vergangenen Jahren die Angst vor gegen ihn gerichtete Verschwörungen von der Seele geschrieben, indem er unter dem Pseudonym „Q“ die absurdesten Theorien auf eine Webseite namens „QAnon“ hochlud, so absurd, dass er wochenlang nachts von Lachkrämpfen geschüttelt aufwachte. Lachen ist gesund. Es hat ihm offensichtlich geholfen und zur Einsicht gebracht, dass bei Weitem nicht alles, was er nicht versteht, für ihn persönlich bedrohlich sein muss. Ein Blick in sein Mathematikheft aus der Sekundarstufe hätte womöglich denselben Effekt gehabt, aber was soll’s, die Stories von Q haben Unterhaltungswert. Dabei hätte es durchaus bleiben können, steckte da nicht ein enormes ökonomisches Potenzial in der durchaus menschlichen Angst vor einer gegen das jeweilige Individuum gerichteten Verschwörung. Wenn man ein Warmduscher oder eine Warmduscherin ist, dann geht es eher zur Therapie auf die Couch, wenn man – es sind in der Tat in erster Linie Männer – so richtig hart ist, dann muss man schon „preppen“, einen Atombunker graben, die Flinte geölt halten und sollte unter keinen Umständen einen ausreichenden Trinkwasser- und Treibstoff- und Munitionsvorrat vergessen. Da gibt es so vieles, an das man denken muss, doch glücklicherweise gibt es im Internet „Infowars“, das Forum von Alex Jones, der Mischung aus Rumpelstilzchen, Sumoringer und Hypertonie zu jeweils einem Drittel. Es geht ihm um hehre Ziele, die Verteidigung der Freiheit zum Beispiel, aber eben auch um überlebenswichtige Diät-Pillen, Fluorid-freie Zahncremes zum Schutz von Covid-19 und um „InstaHard“, eine Nahrungsergänzung für den Mann jenseits der 55. Wer sich noch nie im Leben irgendwie müde gefühlt hat, braucht nicht weiter zu lesen, alle anderen sollten schleunigst ihre Bestellungen für die zahlreichen Tinkturen und Tabletten aufgeben, großzügiger Rabatt mit PromoCode „1776“, dem Jahr der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Jones wurde jetzt von einem Gericht in Connecticut zu Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe an Angehörige der Opfer des Massakers in der Grundschule von Sandy Hook verurteilt. Um den Forderungen auch nur im Entferntesten nachkommen zu können, muss er nun noch deutlich mehr Pillen und Tinkturen verkaufen. Die gute Nachricht dabei ist, dass die Food and Drug Administration die über Infowars verkauften Waren allesamt für harm- bis wirkungslos hält. Die schlechte Nachricht ist, dass es in den USA offensichtlich sehr viele Menschen gibt, die sich mithilfe bisweilen grotesker Verschwörungstheorien allerlei Krimskrams aufschwatzen lassen. Was wohl noch im Angebot von Infowars fehlt, ist eine wirklich hilfreiche Tinktur gegen diese schlechte Nachricht.

10 ITALIEN Ich weiß sehr wohl, wie abwegig es klingt, aber ich habe den Eindruck, wieder dieselbe Stelle bei derselben Firma innezuhaben wie vor vielen Jahren. Was ich hingegen nicht weiß, ist, wie lange es schon so geht und wie es dazu kommen konnte. Erst vor ein paar Tagen bin ich darauf aufmerksam geworden. Seither glaube ich, Räumlichkeiten, Kollegen und Arbeit von früher her zu kennen. Verglichen mit meiner Erinnerung an damals sieht aber alles irgendwie fremd, ja, geradezu falsch aus. Wahrscheinlich habe ich den Schwindel deshalb so spät durchschaut. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen jetzt andere Namen, scheinen sonst jedoch – genau betrachtet – mit den Menschen identisch zu sein, die sie in der fernen Vergangenheit waren. An meinem wegen der privaten Dekorationsgegenstände, mit denen er geschmückt ist, auf mich vertraut wirkenden Arbeitsplatz liegt noch sehr viel Unerledigtes aus meiner früheren Zeit bei der Firma. Es ist ein zum Verrücktwerden furchteinflößendes Papierzeug, von dem ich überhaupt nicht ahne, was ich damit anfangen soll. Die Erkenntnis, nach wer weiß wie vielen Jahren in eine solche atavistische Situation zurückgefallen zu sein, macht mich unfähig, auch nur in Betracht zu ziehen, diese Arbeit in Angriff zu nehmen. Erstaunlicherweise wird meine Verweigerung von allen stillschweigend hingenommen. Auch mein immer häufigeres und immer länger dauerndes Verlassen des Arbeitsplatzes bleibt gänzlich folgenlos. Es werden nicht einmal Bemerkungen gemacht, wenn ich halbe oder ganze Tage fernbleibe. Niemand scheint die Macht zu besitzen, von mir die Erledigung der sich auf meinem Schreibtisch, in Fächern und Schubladen türmenden Aufträge zu verlangen. Vorgestern hat mich der Chef in sein Büro bestellt, um ein Gespräch mit mir zu führen. Ernst, aber nicht im geringsten vorwurfsvoll, sagte er, meine Haltung, meine profunde Überzeugung, alles längst hinter mir gelassen zu haben, raube der Firma das Selbstvertrauen und letztlich die Fähigkeit zum Fortbestehen. Das deshalb zunehmend in Auflösung begriffene Unternehmen werde sogar schon in einer offiziellen Liste mit dem Titel „Die, welche es in diesem Jahr nicht schaffen“ geführt. Um eine konstruktive Lösung bemüht, fuhr er fort: „Vielleicht brauchen Sie etwas, woran Sie glauben können, um sich stärker für unsere Firma zu engagieren? Was könnte Ihnen dabei helfen? Zum Beispiel erzeugen Implausibilitäten – wie etwa in religiösen Systemen – stärkere affektive Beteiligung.“ Ich ging nicht darauf ein, sondern saß nur schweigend da, bis der Chef resignierte. Heute wurde bekanntgegeben, dass die Firma am Ende ist. Schon morgen soll die Abschiedsfeier stattfinden. Dann will ich eine ButtercremeSchokolade-Torte und eine Flasche Wein unauffällig beiseiteschaffen, um sie mit nach Hause zu nehmen. Wer sollte mich daran hindern? D i e A r b e i t s p l a t z v e r w e i g e r u n g v o n E u g e n E g n e r michael r. ludwig

ITALIEN 11 K o m m t i n s Wa r m e ! Verdammt nah an der Gastronomie. Besuchen Sie uns auch im Internet! www.katzengold.org Luisenstr. • 42103 Wuppertal • Tel. 0202/30 45 26 Frühstück: Mo - Fr 8 -12 Uhr • Sa 9 - 13 Uhr • So 10 - 13 Uhr Essen: Mo - Fr 12 - 23 Uhr • Sa 13 - 23 Uhr • So 13 - 22 Uhr täglich geöffnet: Ende offen! S t r o m , S t r o m , S t r o m . . . v o n U w e B e c k e r Wenn ich ein Zimmer verlasse, mache ich das Licht aus. Bei uns daheim wurde Elektrizität schon immer sparsam eingesetzt. Wenn meine Eltern abends nach Hause kamen und in drei von vier Räumen brannte Licht, wir Kinder im Wohnzimmer vor dem Fernseher saßen und richtig Spaß hatten, fragte Mutter äußerst kritisch: „Haben wir wieder Festbeleuchtung, macht sofort das große Licht aus!“ Wir machten dann schnell alles aus, Fernseher, Lampen, einfach alles, bis meine Eltern und wir Kinder in völliger Dunkelheit verharrten, bis die Scheinwerfer eines am Fenster vorbeifahrenden Autos uns einen kurzen Augenblick Licht schenkte. Was natürlich nicht ständig passierte, aber ich wollte den Satz mit den Scheinwerfern immer mal in einer Kolumne unterbringen, jetzt hat es gepasst. Meine Eltern hatten dann ihre Mäntel und Hüte natürlich noch gar nicht abgelegt, daher knipste Mutter das Dielenlicht an, damit Vater die Mäntel an der Garderobe aufhängen konnte, ohne den Kleiderhaken zu verfehlen. Wir Kinder blieben aber etwas ängstlich ganz dicht hinter unserer Mutter, bis sie auch in der Küche Licht machte, dann huschten wir schnell auf die Bank, schauten unschuldig und hatten Hunger bis unter beide Arme. Wir liebten diesen Ort, das warme Licht der Deckenbeleuchtung und die heiße Suppe mit Einlage. Strom war irgendwie schon ganz dufte. Natürlich brannte in allen Zimmern während der Abwesenheit unserer Eltern überall Licht, weil wir Schiss hatten. Aber auch wenn meine Eltern zugegen waren, kannten wir unsere Wohnung im Herbst und Winter nur spärlich beleuchtet. Wenn ich vom Kinderzimmer ins Wohnzimmer gelangen wollte, musste ich durch den tiefschwarzen, fensterlosen Flur, den ich als Kind so gut wie nie bei Licht besah. Als ich noch sehr klein war, kam ich nicht an den Schalter, als ich größer war, vermutete ich bereits, dass es keinen gab, weil es sich nicht lohnen würde. Nun, eine Beleuchtung im Flur war einfach unnötig. Wenn man sich im Garderobenspiegel betrachten wollte, um sich zu vergewissern, dass man ganz passabel aussah, bevor man das Haus verließ, musste das einfallende Licht aus dem Fenster der gegenüberliegenden Küche ausreichen. „Das kostet alles unnötig viel Strom!“, wie Mutter immer zu sagen pflegte. Mein Bruder und ich hatten aber irgendwann den Bogen raus, uns wie Blinde an den Wänden entlang durch den Flur zu hangeln, um in ein anderes Zimmer zu gelangen, ohne dabei eine schwere Verletzung davon zu tragen. Natürlich gab’s mal eine Beule am Kopf und öfters war’s der kleine Zeh, der sich am Telefontisch stieß, was immer höllisch weh tat. Wenn man ein Zimmer verließ, so war halt die Regel bei uns, schaltete man das Licht aus, sofern sich keine weitere Person mehr darin befand. Wenn man ein „Was soll das?“ hörte, war noch jemand drin. Wir hatten vor Strom gehörigen Respekt. Bloß nie mit nassen Fingern in eine Steckdose greifen, das könnte tödlich enden, warnten uns nicht nur Vater und Mutter, sondern auch Onkeln und Tanten. Kindersicherungen für Steckdosen gab es damals noch nicht. Früher war für Kinder alles viel gefährlicher als heute. Wie ich aus meiner Kindheit lebend herauskam, erscheint mir heute noch wie ein Wunder. Neben Strom, dem unsichtbaren Feind, gab es auch noch andere Gefahrenquellen, die es heute zum Glück nicht mehr gibt. Wir spielten oft auf Trümmergrundstücken, in denen man tödlich verunglücken konnte. Und außerdem war die Medizin in diesen Jahren noch längst nicht so weit wie heute, das kann man auch mal anmerken. Jetzt, wo wir alle Strom sparen müssen, viele Angst vor einer unbezahlbaren Rechnung haben, würde ich jedem hier meine Mutter wünschen, die als guter Geist in euren Wohnungen spukt, um Standby-Geräte vom Stromnetz zu trennen, jede überflüssige Glühbirne ausschaltet oder zumindest die Lichtquelle mittels Dimmer ordentlich verringert. S I B B E S S E R M O N A U S D E R Z A U B E R •••„Little Bavaria“, das Anwesen von Siegfried und Roy in Las Vegas und Pilgerstätte vieler Fans, soll verschwinden. Was das Magierduo zu Lebzeiten nicht vermochte, schaffte der Stadtrat der Spielermetropole mit seinen trickreichen Abrissplänen auf Anhieb: die Menschen zu desillusionieren. ? F R AG E N A N I TA L I E N ? ! A N T WO R T E N VO N I TA L I E N ! ? Letzte chalange wurde ich gespoilert dann gesettlet. Meine make upskills kamen im macro shot beim face off zur Geltung... WAS IST DAS ? ! Hip-Schwuchtel-Sprech oder Modder Talking... ! Mein lieber Scholli... ITALIEN.

12 ITALIEN HALLO, HIER SPRICHT UWE SEELER, ITALIEN NICHT ZU ABONNIEREN IST EIN FEHLER... 1 J A H R I T A L I E N 2 5 E U R O / / F Ö R D E R - A B O 5 0 E U R O / / S U P E R - F Ö R D E R - A B O 1 0 0 E U R O / / E I N F A C H Ü B E R - W E I S E N A N : I T A L I E N - M A G A Z I N , S T A D T S P A R K A S S E W U P P E R T A L / / I B A N : D E 4 6 3 3 0 5 0 0 0 0 0 0 0 0 9 0 4 8 4 7 Z I E G E N M E T T wscs TEIL 2 Ab November! T A G T R A U M : •••Jemand hat ein Omelett aus 60 Eiern gemacht und es wie eine Bettdecke, die man lüften will, halb aus dem Fenster gehängt. Da kommen lauter Marienkäfer und knabbern die Speckwürfel aus dem Omelett. Das bizarre Naturschauspiel wird von einem Nachbarn gefilmt. Er gewinnt bei den Kurzfilmtagen in Oberhausen den Preis für den besten Film aus Duisburg. Benjamin Weissinger S C H O N A L S K I N D… •••habe ich Erwachsene, die auf der Theaterbühne Kinder spielen, als falsch, ja unheimlich empfunden. Damals betraf das vor allem im Fernsehen übertragene Aufführungen des GRIPS-Theaters, die ich schon deshalb gerne geschaut habe, weil mein Vater diese Art von dramatisierter Linkspädagogik aus vollem Herzen gehasst hat. Ich hatte zwar meine Freude an den vorgeführten Müpfigkeiten, doch den illusionistischen Sprung, eine Ü20-Person kraft zur Schau getragener Attribute wie kurzen Hosen, Tornister und „Och menno“-Vokabular als Kind zu sehen, habe ich nie geschafft; es blieb immer eine Art Verfremdungseffekt für mich zurück, was aber auf lange Sicht ganz hilfreich gewesen sein mag, das Theater und andere Darbietungen eben nicht als authentischen Guckkasten des Lebens zu betrachten. Hosenrollen, Drag, und - wenn sie nicht zu aufgesetzt chargieren – die Simulation einer fremden Nationalität, alles kein Problem; aber 180 Zentimeter große Erstklässler oder Frauen vom Typ congaspielende Sozialpädagogin mit einer Puppe unterm Arm, das war für mich eine nicht zu meisternde Hürde. Vielleicht war es halbbewusst die Ahnung, dass der Zeitstrahl des Lebens nur in eine Richtung voranschreitet und der Weg zurück in die Kindheit entgegen aller romantischen Vorstellungen doch zumeist ein geriatrisches Problem ist, vielleicht war es auch das Gefühl einer Anmaßung, dass nämlich Erwachsene sich den einzigen Besitz, die einzige Macht der Kinder, nämlich ihr Kindsein usurpierten, vielleicht auch einfach die zahlreichen Interferenzen zwischen Darstellern und Dargestelltem, die wie ein schwerer Akzent über der Rolle lagen. Und vermutlich hätte mir ein wohlmeinender Verwandter, der mir damals eine Eintrittskarte für eine Pippi-Langstrumpf-Inszenierung an der Naturbühne Blauer See Ratingen geschenkt hätte, noch einiges an Geld und guten Worten drauflegen müssen, denn das goldhortende Kraftmeiertum dieses chronisch unbegleiteten Kindes war und ist mir schon immer und in jeder Altersklasse suspekt gewesen. Martin Knepper

ITALIEN 13 rattelschneck E R N S T K A H L ‘ S K I N D E R W E R D E N I M M E R G R A U S A M E R ( 1 ) FORTSETZUNG NÄCHSTE WOCHE ! W A S… •••mich wirklich provoziert, sind nicht die Jogger auf ihrer Laufstrecke, die ich allenfalls mit bedauerndem Unverständnis betrachte. Nein, es ist die Art, wie sie hier in der Gegend in ihrer hochwertigen Funktionskleidung aus den abgezahlten Häusern treten, noch ein paar tiefe Atemzüge nehmen, die Arme kreisen und die Beine schlackern lassen, einen geschäftsmäßig sportiven Gesichtsausdruck aufsetzen und so präpariert ihre Laufarbeit beginnen. So etwas macht mich immer ganz fuchsig. Analog zu Adornos Diktum „Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch“ würde ich postulieren wollen, dass nach KdF (Kraft durch Freude) jede Leibesertüchtigung eine Kriegsvorbereitung darstellt. Martin Knepper W E N N… •••ich jetzt Videos sehe von russischen Einberufenen, die betrunken und grölend in Busse oder Züge steigen (müssen), dann muss ich immer daran denken, wie ich 1987 über Cottbus, Leipzig nach Brandenburg mit anderen künftigen NVA-Soldaten in einem Sonderzug zum Regiment bummelte. Obwohl es verboten war, waren viele auch schon total hacke und laut. Vor allem die grobschlächtige Landbevölkerung. Ich zierlicher 18jähriger dachte dann immer: „Bitte nicht mit dem, oder dem oder dem auf ein Zimmer, bitte nicht... bitte nicht...“ Sie waren dann natürlich alle auf meinem Zimmer. Michael R. Ludwig

14 ITALIEN OFFENE ATELIERS IM ATELIERHAUS ULLE HEES F-E-ALLEE 191A W‘TAL-UNTERBARMEN So. 4. DEZ. 11-19h MALEREI ZEICHNUNG COALLAGE DRUCKGRAFIK KÜNSTLERBÜCHER VERKAUFSAUSSTELLUNG AUF 4 ETAGEN til mette

ITALIEN 15 D I E P H Ä N O M E N E D E S D R . D U D R O P Die Rede-Schau, üblicherweise und international „Talk-Show“ genannt, ist ein Geschehnis im Horizont des Fern-Sehens. Fern-Sehen heißt Schauen aus der Ferne. Zu-Schauer*innen sitzen vor einem rechteckigen Gerät („Bildschirm“) und schauen auf dessen Oberfläche. Dort spielen sich erstaunliche Dinge ab, die den Schauer*innen den Eindruck vermitteln, sie seien bei einem in der Ferne stattfindenden Ereignis selbst vor Ort. Während des Schauens können Snacks und alkoholische Getränke verköstigt werden, man kann in der Unterwäsche herumsitzen, die Beine auf den Couchtisch legen und sich ungeniert im Schritt kratzen. Solchermaßen vorbereitet und beflügelt vom Gefühl persönlichen Engagements nehmen die Schauer*innen auch an den Rede-Schauen teil. Dort wird über das geredet, was in der Welt so los ist. Artig sitzen einige Plauder-Taschen bei einem Drink unklarer Art zusammen. Dazu laden die Rede-Meister*innen („Talkmaster*innen“) üblicherweise einige kompatible Damen und Herren ein. Im Laufe der Jahre hat sich dabei ein Syndikat schwadronierender Selbstdarsteller*innen herausgemendelt, das sich in wechselnder Besetzung mal diesem, mal jenem maßgeblichen Thema widmet. Voraussetzung für die Teilnahme an den illustren Runden ist eine möglichst exponierte berufliche Position oder skurrile Lebensgeschichte. Das Publikum wundert sich und denkt insgeheim „Donnerwetter, was es nicht so alles gibt“. Politiker*innen, die allzu rüpelhafte oder scheinheilige Attitüden an den Tag legen, werden von den TalkMaster*innen zur Ordnung gerufen. Das steigert den Unterhaltungswert. Als recht bizarr musste seinerzeit der Versuch des Donald Duck gewertet werden, der vor vielen Jahren den Ärmelkanal auf dem Rücken durchschwimmen wollte, während er mit dem Schnabel eine auf eine Makkaroni aufgesetzte Orange jonglierte. Mit diesem spektakulären Act beabsichtigte er, die Voraussetzung für jene Berühmtheit zu schaffen, die ihm den Weg in eine Rede-Schau ebnen würde. Der Duck’sche Versuch ging schief, die Orange fiel ebenso ins Wasser wie ein Auftritt im FernSehen. Im Vergleich mit solch überspannten Methoden der KandidatenKür kommt die Freak-Show des Baden-Badener „Nachtcafés“ mit weitaus durchschnittlicherem Personal aus. Talk-Master*innen kucken manchmal wohlwollend und manchmal skeptisch aus der Wäsche, bisweilen aber hämisch und arglistig. Immer jedoch erkundigen sie sich nach Dingen, die sie schon längst wissen – und zwar meist viel besser als die Gefragten. Auch müssen sie sich als Zuchtmeister*innen beweisen, damit ihnen ihre Quassel-Riege nicht entgleitet. Die sonntagabendliche und neuerdings schwer geliftete Talk-Masterin könnte man sich auch sehr gut in der Rolle einer Domina vorstellen, Peitsche schwingend, in Lack und Leder. Das scheint durchaus angemessen: gerade gewählte Volksvertreter*innen bedienen sich der Strategie, das Publikum mit endlosen Antworten auf nie gestellte Fragen zu triezen – wie in Kriminalfilmen, bei denen man ungeduldig auf Pointe und Mörder*innen wartet. Oder beim Sex, wenn man den Höhepunkt sadistisch verhindert („edging“). Irgendwie haben die Rede-Schauen etwas mit der SM-Szene zu tun. Ohnehin besteht die Qualifikation der Rede-Meister*innen in der Fähigkeit, den Flow des Gegenübers zu unterbrechen. Gern wird das mit dem Wunsch begründet, man wolle doch „nur verstehen“. So sprach ein Herr kürzlich in einer Rede-Schau von „150 Millionen Gigawatt“. Der Schauleiter unterbrach ihn umgehend, er wolle „nur verstehen“, was „150 Millionen Gigawatt“ seien, es höre sich bombastisch an, aber er verstehe es nicht. 100 Milliarden Sandkörner, das kann man verstehen, das ist ein mittelgroßer Eimer voll Sand. Aber 150000000 Gigawatt? Auf jeden Fall ist es scheiße viel. Wenigstens trägt eine Zahl wie 150 Millionen nach Tages-Schau und Krimi erfolgreich zur Wahrung des allabendlichen Aufgeregtheitsniveaus bei. Auch an Samstagen finden Rede-Schauen statt, die ZuSchauer*innen wollen schließlich nicht nur unter der Woche darüber informiert sein, was sich in der Ferne alles ereignet. Was jedoch in der Nähe passiert, mit dem Ehegespons, dem Hund oder dem sich im Internet tummelnden Nachwuchs, das fällt da schnell hinten herunter. Dort wird es dann wiederum von den sozialen Medien aufgesammelt und in unappetitliche Rede-Schauen so genannter Influencer*innen transformiert. Dennoch, in Wuppertal gibt es noch Alternativen. Denn die Aktivist*innen des WDR von der Friedrich-Ebert-Str. 55 üben sich weiterhin in überzeugenden Kontrastprogrammen wie bspw. zu Themen der heimischen Fauna und Flora zwischen Heiligenhaus und Engelskirchen: Schau’n Sie sich doch einfach mal so was an, das weitet den Horizont ganz enorm. Buch Jule H e u t e : Z u r P h ä n o m e n o l o g i e d e r R e d e - S c h a u Falk Andreas Funke, Gedichte Juliane Steinbach, Holzschnitte Laubsägefisch/ Maritime Seelen Selbstverlag Format 24 x 31 cm 40 Seiten 45 Euro Auflage 200 ISBN 978-3-9824801-0-7 steinbach@kuester-steinbach.de Jorgo Schäfer Watching With My Ears 20 Years Vision Festival, NY (ein Bilder-Lesebuch) Format 24 x 29 cm 60 Seiten 39 Euro Auflage 150 ISBN 978-3-9824801-1-4 jorgo@jorgo-art.de Jorgo Schäfer Watching with my Ears 20 Years Vision Festival New York Jorgo Schäfer Watching with my Ears 20 Years Vision Festival New York N E U ! N E U !

RkJQdWJsaXNoZXIy NDk1NjA=