OnlineItalien 12.2022

ITALIEN 1 NOTNR . 426/1222/39. JAHRG. SATIRE/PROGRAMM/WERBUNG w w w . I t a l i e n - w u p p e r t a l . d e I T A L I E N

2 ITALIEN

ITALIEN 3 jorgo J U N G P A R A N O I K E R . . . V O M E I G E N E N S C H A T T E N G E S T A L K E D F U S S B A L L - B I L D E R S T A T T F U S S B A L L - F E R N S E H E N W M - A U S S T E L L U N G V O M 1 7 . 1 1 . B I S 3 1 . 1 2 I M C A F É D U C O N G O I N W U P P E R T A L - E L B E R F E L D M I T F U S S B A L L C A R T O O N S V O N 2 8 Z E I C H N E R I N N E N U N D Z E I C H N E R N Zeichnung: Frank Hoppmann

4 ITALIEN ITALIEN - Über 35 Jahre Humoriges aus Wuppertal für Remscheid, Solingen, Berlin, New York und anderswo Herausgeber: Kulturkooperative Wuppertal e.V. (die börse, Jazz AGE, Haus der Jugend Barmen, Katzengold-Kulturbetriebe), Völklinger Str. 3 · 42285 Wuppertal Reaktionsbüro & Anzeigeninquisition: Völklinger Straße 3 · 42285 Wuppertal www.Italien-wuppertal.de www.italien.engelkunst.de italien.magazin@t-online.de Tel. 0202/8 48 06 Day&Night 24 Std. rundum Nümmertje: 0170/9648681 Redaktion: Uwe Becker (V.i.S.d.P.), Rolf-Rolf Gröbl, Harry vom Hombüchel, Horst Scharwick, Jorgo Schäfer Redaktions-Sekretär: Holger (104/105/106 Autoren und Monogame: Dominik Bauer, Jörg DegenkolbDegerli, Otto Diederichs, Eugen Egner, Thomas Gsella, Martin Hagemeyer, Elias Hauck, Wim van Hoepen, Falk Andreas, Torbjorn Hornklovie, Ernst Kahl, Kittihawk, Til Mette, Stephen Oldvoodle, Ari Plikat, POLO, Rattelschneck, Shoam, Bernd Sommer, RME Streuf, Peter Thulke, Piero Masztalerz, Benjamin Weissinger, Jasmina Kuhnke, Patrick Salmen, Daniel Sibbe, Nermina Kucic, Martin Knepper, Ludger Fischer, Dominik Mauer, WSCS, Valentin Witt (schon seit 7 Jahren), Hendrik Forker Titel: WSCS Layout: Glatten Hanf Terminkalender: E-Mail: shoam@web.de Druck: Sattler Media Group Vertrieb: talevent.de der Kulturverteiler im Bergischen Land Unsere verbreitete Auflage unterliegt der ständigen Kontrolle von „ITALIEN SelfControlLing“ der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von ITALIEN. Druckauflage: 9.549 Stck. Mindestens haltbar bis 01/23 I M P R E S S A L I E N ZIPPO BECKER meint: Liebe Leser, liebe Lesebrillen! Sie halten nun die DezemberAusgabe, die letzte Ausgabe dieses Jahres, in den Händen. Im Vorfeld baten wir unseren jungen Hauszeichner, der unter dem Pseudonym WSCS seine Buntstifte schwingt, einen schönen Weihnachtstitel zu zeichnen, ein Titelbild, über das sich auch unsere kleinsten Leserinnen und Leser (Ü40) freuen würden. Beim ersten Betrachten der Zeichnung, überkam mich direkt eine wahnsinnig große Vorfreude auf das anstehende Weihnachtsfest, wie ich sie vorher nur noch als Kind in Erinnerung hatte. Natürlich ist das Bild irgendwo auch ein irrer Mix, ein bunter Teller aus verrückten, durchgeknallten Spekulatiusgestalten, blutigen Dominosteinen, kotzenden Friedensengeln und diversen anderen Köstlichkeiten, die selbstverständlich an Weihnachten nicht fehlen dürfen, aber das Bild strahlt zwar eine beängstigende, und zugleich auch friedvolle Ruhe aus. Es sabbert und wabert natürlich an allen Ecken und Enden, aber es überwiegt beim Betrachter, bei mir jedenfalls, ein wundervolles, liebenswürdiges Gefühl der Geborgenheit. Nie war mir Christi Geburt näher, als beim Anblick dieser fulminanten Zeichnung. Ich wünsche allen Leserrinnen, Lesebrillen und Lesern ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins leider wohl sauteure 2023. Ich persönlich würde mich freuen, wenn Sie am 4. Dezember, also am 2. Advent, zu den Offenen Ateliers in die Friedrich Engels-Allee 191a kommen würden, dort gibt es neue Künstlerbücher und Drucke, Collagen und vieles mehr von sechs Künstlerinnen und Künstlern auf drei Etagen. Bestimmt benötigen einige von Ihnen noch ein paar Geschenke. Es gibt Sekt, Bier, Wasser und Weihnachtsgebäck (Salzstangen). Herzlichst Ihr Krampus und Grantelbart Uwe Becker ACHTUNG! DAS BRAUNKEHLCHEN KOMISCHER VOGEL DES JAHRES Telefon: (0202) 80 642 Tag und Nacht info@kirschbaum-bestat tungen.de www.kirschbaum-bestat tungen.de K I RS CHBAUM B E S TAT T U N G E N „Grabe, wo du stehst.“ Detlef V., Historiker

ITALIEN 5 P A P S T F R A N Z I S K U S ’ T E I L B O Y K O T T Ich schaue nur die Spiele von Argentinien - der Herr ist mein Zeuge! G e s t e r n h a t t e i c h… … noch länger zu tun und konnte erst gegen 23:30 Uhr die letzte Straßenbahn nach Hause nehmen. Ich war nach drei Haltestellen dann ganz allein in meinem Wagen und habe so rumgedöst, ohne wirklich einzuschlafen. Mir fiel relativ spät auf, dass wir ungewöhnlich fahren, es war ja schon dunkel. Aber da es recht lange durch eine Wald- und Parkgegend ging, wurde ich stutzig. Auf mein Drücken am Halte-Wunsch-SignalKnopf reagierte der Fahrer nicht und direkt fragen konnte ich nicht, ich saß im letzten Wagen dieser alten TATRA-Bahnen ohne Zugang zur Fahrerkabine. Eine ganze halbe Stunde musste ich mitfahren, ohne zu wissen, wohin es ging. Ich hatte schon Angst, irgendwo von Lausen oder Schönefeld aus nach Hause latschen zu müssen. Dann plötzlich hielt die Bahn an einem Platz, der voller alter Straßenbahnen war. „Vielleicht der Fuhrpark.“ dachte ich so bei mir. Als ich ausstieg, rannte der Fahrer sofort zu mir und entschuldigte sich, er habe nicht bemerkt, dass er noch einen Gast hatte. Vieles an der Bahn funktioniert nicht mehr, meinte er. „Wo sind wir denn hier?“ fragte ich. „Das hier ist der Straßenbahnenfriedhof, hierher kommen die alten Bahnen, um zu sterben.“ sagte der Fahrer. Die ganze Atmosphäre war sehr traurig, teilweise standen sogar nur noch alte Skelette von Bahnen rum. Bei meiner Bahn blinkten noch die Rücklichter schwach, wie Augen, die müde sind, aber nicht einschlafen wollten. Eine Weile schaute ich dem zu und dann gab es plötzlich einen Riesenknall und das Blinken hörte auf. Ich lief nach vorn und sah den Fahrer mit einer riesigen Schrotflinte am Führerhäuschen stehen. „Das wäre doch jetzt noch ewig so gegangen und wir wollen doch nach Hause...“ meinte er entschuldigend. Er fuhr mich dann in seinem Privatauto zurück und während der ganzen Fahrt redeten wir kein Wort. Michael R. Ludwig ari

6 ITALIEN DIEDERICHS „THE BERLIN NOT-BOOK“ F R I E D R IC H S T R A S S E 52, 4 210 5 W U P P E R T A L E-MAIL: K.HARDENBURG@WEB.DE • TEL: 0202 372 900 58 ÖFFNUNGSZEITEN: MO.-FR.10-18:30 UHR / SA.10-16 UHR A u f d e n H u n d g e k o m m e n Soweit sich die Familien-Chronik des ITALIEN-Hauptstadtkorrespondenten zurückverfolgen lässt, waren alle Männer dieser Linie Ottos. Also bekam auch er seinerzeit seinen Otto verpasst. Ob und inwieweit dies möglicherweise auf eine Familienabkunft auf frühgeschichtliche Rabauken-Fürsten zurück zu führen ist, ist genealogisch nicht mehr feststellbar. Und vermutlich ist das auch besser so! Auch mit dem OTTO Versand sind keine Verbindungen nachweisbar. Na, jedenfalls war der Vorname schon zur damaligen Volksschulzeit nicht mehr modern und der Steppke der einzige Otto in der gesamten Penne. Geändert hat sich daran im Laufe der Zeit eigentlich nicht viel – um einen anderen Otto zu finden, ist im unterdessen verstrichenen Zeitenlauf nach-wie-vor eine Menge Zeit von Nöten. Was damals eher ein Nachteil war – denn an einen antiquierten Namen erinnern sich eben alle immer sofort (und das zumeist nicht im Guten) – ist heutzutage eher von Vorteil. Ob in der Markthalle, auf dem Weg dorthin oder zurück, oder gemütlich vor einer Kneipe, an den Bengel erinnert man sich. Darüber hat schon so mancher gestaunt. Und gerade neulich erst hat Bettina D. den Kopf geschüttelt: „Also, Dich kennen offenbar aber auch alle“. Die ganze Sache wird schnell wieder vergessen. Bis er eines Tages gemütlich vor seinem Bierchen am Draußentisch sitzt und plötzlich mit hohem Tempo ein kleiner Rotzer vorbeirennt. „Otto, komm jetzt sofort wieder her“ schreit eine hilflose Mutter ebenso verzweifelt wie zwecklos hinter ihm her. Nach kurzem Aufschrecken kann sich also wieder beruhigt zurückgelehnt werden. Kommt der Name etwa wieder in Mode? Also am Ende doch noch alles gut? Denkste, denn erst vor kurzem saß der Berichterstatter erneut gemütlich im letzten Sonnenschein vor dem Glasbierfachgeschäft, als sich Janine B. mit ihrem übergewichtigen Caniden dazugesellt. Soweit nichts Ungewohntes. Doch dann geschieht es! Eine bis dato unbekannte Hilke erscheint und knuddelt den Köter: „Ach Otto, da bist du ja“. Der Mann von ITALIEN, dem Fachblatt für sinnfreie Onomastik, zuckt zusammen, während Janine B. in helles Lachen ausbricht: „Otto ist der da“, zeigt sie auf den Richtigen. Was mögen die beiden Mädchens auf irgendwelchen Parkbänken wohl so getrascht haben? Besser Mann weiß es nicht! Jedenfalls die Sache, mit einem Hund verwechselt zu werden, ist damit hoffentlich erledigt. Welch ein Irrtum! Denn nur wenige Tage später und einen Zapfhahn weiter, ist der Schrecken wieder da. Am Nebentisch gönnt sich ein junges Pärchen genüsslich sein Mittagsmahl. Soweit alles nix Aufregendes. Doch dann: Teller leer, Glas leer, Mund abgewischt und bezahlt, meint das Mädel: „Na los Otto, dann komm“ und unter dem Tisch springt schon wieder so ein Köter auf. Und diesmal heißt der wirklich so. Während sich der Korrespondent beinahe an seinem Bier verschluckt, kann sich nun Herbert M. vor Lachen kaum halten. Verdammt noch mal, heißen denn auf einmal alle Tölen in der Hauptstadt Otto? Wauwau, Fifi oder Schnuppi sind doch ganz schöne, jahrzehntelang lang bewährte Namen Das kann ja noch heiter werden; Mann sollte möglicherweise über eine Namensänderung nachdenken. Vielleicht Thorbjorn Hornklovi? So viele dürfte es davon ja eigentlich nicht geben. Oder? Armer Otto W i r w ü n s c h e n a l l e n G ä s t e n e i n s c h ö n e s F e s t u n d e i n e n g u t e n R u t s c h ! Verdammt nah an der Gastronomie. Besuchen Sie uns auch im Internet! www.katzengold.org Luisenstr. • 42103 Wuppertal • Tel. 0202/30 45 26 Frühstück: Mo - Fr 8 -12 Uhr • Sa 9 - 13 Uhr • So 10 - 13 Uhr Essen: Mo - Fr 12 - 23 Uhr • Sa 13 - 23 Uhr • So 13 - 22 Uhr täglich geöffnet: Ende offen! ? F R AG E N A N I TA L I E N ? ! A N T WO R T E N VO N I TA L I E N ! ? Dave Dee, Dozy, Beaky... ? ! Ja, ja, Sie haben ja recht, die Gruppe hieß eigentlich: Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick, und Tichtennisplatte ! Sag ich doch... ITALIEN.

ITALIEN 7 L u i s e n s t r a ß e L u i s e n s t r a ß e H A R R Y V O M H O M B Ü C H E L Verdammt nah an der Gastronomie. Wir sind bei Facebook: Gefällt mir! Luisenstr. • 42103 Wuppertal • Tel. 0202/30 45 26 Frühstück: Mo-Fr 8 -12 Uhr • Sa 9-13 Uhr • So 10-13 Uhr Essen: Mo - Fr 12-23 Uhr • Sa 13-23 Uhr • So 13-22 Uhr täglich geöffnet: Ende offen! Mit Raucherbürgersteig! DU O I N F O N A L E Nach der Bekanntgabe von Thomas Gottschalk und KarlTheodor zu Guttenberg als neues Moderatorenduo für den RTL-Jahresrückblick „Menschen, Bilder, Emotionen“ hagelt es Kritik. Programmplaner wie Zuschauer befürchten eine stundenlange Überziehung des Formats, sollte der frühere „Wetten, dass …?“-Showmaster seinen Mitgastgeber die gesamte Sendung über mit seinem vollen Namen Karl-Theodor Maria Magdalena Nikolaus Johann Bruder Jacob Frère Jacques Prinz Philipp Heidi Hans Franz Joseph Benzinpumpe Sylvester Buhl-Freiherr Graf Zahl von und zu Hochwohlgeboren derer von Guldenburgs Guttenberg ansprechen. Auch erste durchgesickerte Inhalte sorgten im Vorfeld bereits für Irritationen. So hatte der Ex-Verteidigungsminister offenbar eine spektakuläre Showeinlage geplant, aus dem Adelsstand heraus über fünf ihm entgegenkommende Autos springen zu wollen. Beanstandungen an dem von ihm angedachten Bravourstück wies er wiederholt zurück: „Der Vorwurf, mein Stunt sei ein Plagiat, ist abstrus.“ Zudem betonte der AC/DC-Coverband-Fan: „Und sollte jemand auf die Idee kommen zu behaupten, Mitarbeiter meiner Büros hätten an der sportwissenschaftlichen Erarbeitung meines Balanceaktes mitgewirkt, stelle ich fest: Dies trifft nicht zu. Die Anfertigung dieser artistischen Darbietung war meine eigene Leistung.“ Ob zu Guttenberg als Nachfolger von Günther Jauch nun überhaupt noch tragbar ist, ließ RTL bislang offen. Als Ersatz werden allerdings schon Namen wie Annette Schavan und Franziska Giffey gehandelt. Daniel Sibbe Zwolle Die Zwolle wird bei Regen nass so macht Stricken keinen Spaß Doch liegt sie schön im Sonnenschein muss auch der Stricker trocken sein DAS GEFUNDENE GEDICHT von Falk Andreas Funke E S G E L I N G T M I R… •••nie, astrologiegläubige Menschen mit der herablassenden Verachtung zu behandeln, wie sie selbsterklärte Skeptiker gerne an den Tag legen. Eher begegne ich ihnen in bedrückter Zurückhaltung, wie man es Menschen gegenüber tun würde, von denen man weiß, dass sie von ihrem Partner betrogen werden. Martin Knepper S I B B E S S E R M O N Der letzte Schrei Der Tarifstreit über die Entlohnung der norddeutschen Hafenmitarbeiter wurde beigelegt. Das Angebot „Ein Aal für‘n Zehner, zwei pack‘ ich euch für 15 in die Tüte, und jetzt haltet euch fest, Kinners, den echten Kodiak-Wildlachs von Friedrichs leg‘ ich als Geschenk des Hauses noch dazu!“ war wohl unschlagbar. til mette

8 ITALIEN I T A L I E N T E R M I T E N 1 2 / 2 2 A L L E T E R M I T E N O H N E G E W E H R ! Miss Fairytale • LCB/15 Uhr Kinderdisco für Kinder von 6-10 Jahren • LCB/14-16 Uhr Zeilensprung Poetry Slam • Kattwinkelsche Fabrik/19 Uhr Sonntagsfrühstück • Katzengold!/10-13 Uhr 5 . M O Philosophisches Café mit Daniel Kamphoff • Begegnungszentrum/20 Uhr Der Menschenrechte-Chor Singing for Diversity • die börse/19.30 Uhr 6 . D I Chorprobe • Loch/19.30 Uhr Alle reden übers Wetter von Annika Pinske • Offstream/19.30 Uhr Kindernikolaus • Begegnungszentrum/17 Uhr 7 . M I Duo Oha! & Orale Phrase Erstkontakt • Loch/20 Uhr ASP Krea Tour • Stadthalle/20 Uhr Herbert Knebels Affentheater Fahr zur Hölle, Baby! • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr 8 . D O Free Jazz vs. Pop Jazz Brötzmann vs. Doldinger • cine:ort/20 Uhr Dark Kimmo Pohjonen • Loch/20 Uhr Talfahrt 2022 Jürgen H. Scheugenpflug, Jens Neutag, Ulrich Rasch • Bürgerbahnhof/20 Uhr Slam börse Poetry Slam • die börse/19.30 Uhr Milonga • die börse/20 Uhr 9 . F R Klaviertrio Neue Musik und Kammermusik • O r t/20 Uhr Doctor Do & friends Offen:bar • Loch/20 Uhr The Doors Alive • LCB/20 Uhr Kalimba Festival Jahreskonzert des Global Cultures Club • die börse/19 Uhr Ein rätselhafter Schimmer Robert Nippoldt und das Trio Größenwahn • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr 1 . D O Janning Trumann Kabinett Jazz Club • Loch/20 Uhr Wohnen in der Politik Stadtratstheater im Schauspielhaus • Pina Bausch Zentrum/20 Uhr 2 . F R Hanba! Offen:bar • Loch/20 Uhr Brasshoppers Bigband Dream of the Return • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr Simon Stäblein Pfauenquote • die börse/20 Uhr Wohnen in der Politik Stadtratstheater im Schauspielhaus • Pina Bausch Zentrum/20 Uhr Musen, Musik und Museen • Begegnungszentrum/18 Uhr 3 . S A Happy Horsemen Offen:bar • Loch/20 Uhr Fuse One Six special guests: Planeten & Manic Circus • LCB/20 Uhr Fußgängerzone Laurentiusplatz Stadtratstheater im Schauspielhaus • Pina Bausch Zentrum/20 Uhr Kindersachen-Trödelmarkt • LCB/10-14 Uhr 4 . S O Atelierhaus Ulle Hees Offene Ateliers 6 Künstler:innen auf 3 Etagen • Fr.-Engels-Allee 191a/11-19h Fußgängerzone Laurentiusplatz Stadtratstheater im Schauspielhaus • Pina Bausch Zentrum/18 Uhr Adventskonzert Hej koleda, koleda! • Stadthalle/19 Uhr Salsa Brunch mit Francesco Batti • die börse/14 Uhr „Wie die Zwerge Weihnachten feiern...“ 1 6 . F R all female Shiau-Shiuan • O r t/20 Uhr Plop Offen:bar • Loch/20 Uhr My ´tallica Metallica Tribute Show • die börse/20 Uhr Alle Jahre wieder B7 Improtheater • die börse/20 Uhr Matthias Reuter Karrierefreies Wohnen • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr Hussy Hicks blues ‚n‘ roots • Bürgerbahnhof/20 Uhr 1 7 . S A Herr Neuhoff & Moletto Offen:bar • Loch/20 Uhr Bourbon Street • die börse/20 Uhr An Ermenig Farbrausch im Winter • Färberei/19 Uhr 1 8 . S O Der Menschenrechte-Chor Konzert • die börse/19 Uhr Sonntagsfrühstück • Katzengold!/10-13 Uhr 1 9 . M O Der Menschenrechte-Chor Singing for Diversity • die börse/19.30 Uhr 2 0 . D I Chorprobe • Loch/19.30 Uhr Wir könnten genau so gut tot sein von Natalia Sinelnikova • Offstream/19.30 Uhr Zaubersalon • die börse/20 Uhr 2 1 . M I Ever Evolving Jazz Club • Loch/20 Uhr 2 3 . F R Jan Schulte Offen:bar • Loch/20 Uhr 2 7 . D I Talfahrt - Kabarettistischer Jahresrückblick • Barmer Bahnhof/20 Uhr 2 8 . M I Talfahrt - Kabarettistischer Jahresrückblick • Barmer Bahnhof/20 Uhr 3 1 . S A Silvester mit Freunden die börse feiert (bitte Freunde selber mitbringen) • die börse/21 Uhr 1 0 . S A Winterfest mit Filmvorführung • Begegnungszentrum/12 Uhr Too Old To Die Young Die Party im Tal • die börse/21 Uhr Alter Schwede! Das wird ein Weihnachtskonzert! • die börse/19.30 Uhr Klaus Prietz & Freunde Lieder & Vertellches utm Dal • Bürgerbahnhof/18 Uhr Udopia und das volle Programm Panische Weihnachten XXL - Die Show • Färberei/20 Uhr 11 . S O „In der Weihnachtshöhle ist noch Platz“ Schnipselkino • LCB/11 Uhr Weihnachtliches Filmprogramm • Begegnungszentrum/16 Uhr Sonntagsfrühstück • Katzengold!/10-13 Uhr Frauenkleider- und Kindersachenbörse • Kattwinkelsche Fabrik/11 Uhr 1 2 . M O Der Menschenrechte-Chor Singing for Diversity • die börse/19.30 Uhr 1 3 . D I Chorprobe • Loch/19.30 Uhr Anja Kiel Meine schönsten Weihnachtsmärchen • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr 1 4 . M I Tippen, Tappen, Tönchen Moving Krippenspielers Jazz Club • Loch/20 Uhr Herr Malmsheimer, Herr Rössler und sein Tiffany Ensemble Jauchzet, Frohlocket! • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr Forum Hesselnberg-Südstadt Die Demokratie-Werkstatt • die börse/17.30 Uhr Spiel Mit ! Brettspieleabend • Bürgerbahnhof/19 Uhr 1 5 . D O Joachim Zoepf Soundcollagen & Gespräch • O r t/20 Uhr Lesenova Überraschungsedition • Loch/20 Uhr Götz Widmann Spaß • die börse/20 Uhr Talfahrt 2022 Jürgen H. Scheugenpflug, Jens Neutag, Ulrich Rasch • Bürgerbahnhof/20 Uhr T E R M I N A B G A B E F Ü R J A N N I 2 0 2 3 : M O N T A G , 12 . 12 . ‘ 2 2 D I R E K T A N : S H O A M@W E B . D

ITALIEN 9 WattLöpptinNYCvonStephenOldvoodel Y o n k e r s , N Y u n d B r o n x , N Y : F e u d a l i s m u s i m I n t e r n e t z e i t a l t e r Das Städtchen Yonkers grenzt gleich nördlich an die Bronx, einem der fünf Stadtteile von New York City. Der Bronx an Hässlichkeit in nichts nachstehend teilt Yonkers mit ihr auch die Wurzel seines Namens als Teil der in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gegründeten Kolonie „New Netherland“, obwohl streng genommen die Bronx ja nach Jonas Bronck, einem schwedischen Auswanderer, benannt ist. Yonkers heißt so, weil es als Teil von New Netherland von „jungen Kerls“ be-landwirtschaftet wurde, die im Preußischen als Junker bekannt sind. Junker – einen detaillierten Ausflug in das Erbrecht wollen wir dem Leser ersparen – waren als Großgrundbesitzer in vielen Gegenden Europas der Grund, warum Schweden, Deutsche, Holländer, Norweger, Dänen überhaupt erst in die Neue Welt aufbrachen. Sie wollten dem Feudalismus entkommen, der sie an die Scholle fesselte, ihnen politische Partizipationsrechte vorenthielt und auch ansonsten ziemlich Scheiße war. Den Junkern zum Andenken hat man in der Bronx das Yankee-Stadion gebaut und in Yonkers freut man sich, wenn die Yankees mal nicht gewinnen. In der Bronx sagt man hinter vorgehaltener Hand, Yonkers käme nicht von Junker, sondern von „Jan Kaas“, dem generischen und auch beleidigenden Namen für alle, die fietsen oder bromfietsen. So war das vor dem Internet. Jetzt hat man eher gemeinsame Interessen, was damit zu tun hat, dass Kapital bis vor ganz Kurzem gar nicht mehr wusste, wo es sich denn gewinnbringend anlegen sollte. Krypto fiel durch, der Aktienmarkt glich eher einer Achterbahnfahrt und öffentliche Anleihen waren zwar mündelsicher, aber aufgrund mickriger Verzinsung nicht so der Brüller. Nun meinte Herr Putin im Februar, es gäbe keine Ukraine, nur ein großes Russland, und menschliches Leid verdeckt seither fast vollständig den Blick auf mögliche Gewinne, denn Ackerland ist weltweit fast über Nacht wieder sehr kostbar geworden. So kostbar, dass es sich in den USA mittlerweile zu einer eigenen Investitionsklasse gemausert hat, in der sich eine Handvoll sehr reicher Menschen einbringen, aber eben auch Menschen wie du und ich, Menschen mit eher überschaubaren Einkommen in Yonkers und der Bronx. Sie können ein Teil ihres Ersparten in einem sogenannten Private Equity (PE) zusammenlegen und auf diese Weise namhafte Summen an Kapital aufhäufen. Mit diesem Kapital lässt sich dann Landbesitz erwerben, vorzugsweise dort, wo die auf dem Land ansässigen Menschen die durch eine steigende Nachfrage explodierenden Kosten für Grund und Boden nicht mehr bezahlen können. Das sind vor allem Gegenden im Mittleren Westen in Bundesstaaten wir Nebraska, den Dakotas, New Mexiko, Wyoming oder Arkansas. Land alleine macht noch keinen Kapitalertrag, da ist vorher noch eine Menge landwirtschaftlicher Arbeit zu erledigen, oft Knochenarbeit. So trifft es sich prima, dass die allermeisten Menschen, denen der Boden unter den Füßen für den Erwerb zu teuer geworden ist, für sich persönlich keine anderen Perspektiven sehen, als auf der Scholle zu bleiben, notfalls auch als Mieter. Das klingt eher nach was Kurzfristigem, ist es aber nicht, denn Landwirtschaft rechnet sich nicht von Jahr zu Jahr oder von Quartal zu Quartal, sondern eher über längere Zeiträume, auf Latein „Dekaden“. Entsprechend müssen aus PE-Sicht die Verträge ausgestaltet sein. Niemand mag es offen aussprechen, aber Bedingungen in den Verträgen erinnern doch sehr an feudale Abhängigkeiten zwischen Lehnsherren und -damen auf der einen Seite und KnechtInnen auf der anderen. Das mag auch der Grund sein, warum sich gerade in Yonkers und der Bronx in jüngster Zeit eine erstaunliche Anzahl von Kapitalorganisationen gegründet haben, die als Großgrundbesitzer im Mittleren Westen tätig sind: Man ist einfach neugierig, wie sich Feudalismus aus der Position des Stärkeren anfühlt, ob es wirklich so etwas wie das ius primae noctis gibt, wie hoch der ersatzweise zu zahlende Stechgroschen sein müsste und ob sich die Vertragspartner wirklich nichts sehnlicher wünschen, als den Lehnsherren und -damen die Gurgel durchzuschneiden. Nicht, dass es ganz ohne Idealismus auf Seiten der PEs abginge. Im Gegenteil, es gibt schon eine immense Neugier auf das Landleben, auf die unmittelbare Erfahrung von Säen, Hegen und Ernten, auf den Dreck unter den Fingernägeln und die müden Knochen nach einem langen Tag auf dem Acker. Mit Webcams lässt sich da schon ein fast authentischer Eindruck vermitteln und wem das dann doch zu langweilig wird, dem schneiden Computerprogramme rasch eine Highlight-Reel zusammen, Betonung stark auf Ernte.

10 ITALIEN I D E E … •••für ein soziales Netzwerk: Eine Art Anti-Twitter, wo man ein Mindestmaß an Text eingeben muss, damit man posten darf, sagen wir 12.000 Zeichen. Gilt für Statuspostings wie Kommentare gleichermaßen. Ein elaborierter Algorithmus erkennt Buchstabensalat, der dann nicht gepostet werden kann. Man tauscht sich also in Form langer, teils auch zäher brief- oder essayartiger Texte aus. Name: Megalodon. Einzelne „Tweets“ nennt man „Dons“. Benjamin Weissinger GEHALTSVERHANDLUNG Ach, du hättest gern mehr Kohle? tut mir leid, der Stoff ist knapp. Guck doch mal, hier dieser hohle Zahn ist alles, was ich hab! Ach, ich habe vier Ferrari? Die gehören meiner Frau. Letzte Woche auf Safari, Kenia, so himmelblau … Ach, du möchtest auch mal reisen? Na, da hab ich was für dich: Einfach nicht mehr täglich speisen, Hähähä! Das läppert sich! Thomas Gsella M E I N N E U E S B U C H… •••ist so mega spannend, ich nehme es auch zum Einkaufen mit oder wenn ich im Wald spazieren gehe oder in die Stadt muss. Gestern saß ich im Wartezimmer, als ich aufgerufen wurde, musste mein Augenarzt noch etwas länger warten, weil ich unbedingt noch das Kapitel zu Ende lesen wollte. Harry vom Hombüchel hauck & bauer

ITALIEN 11 S C H O L Z D I P L O M A T I S C H Gucken Sie denn die WM? Natürlich, die Arbeiter dürfen nicht umsonst gestorben sein! W E N N… •••jemand Putin aufgrund jahrzehntelanger Verbundenheit mit Russland gut findet, oder aus der verdrehten Fortführung einer Liebe zur UdSSR, oder auch nach einer begründeten Abwägung der geopolitischen Situation, meinetwegen - aber all diese besorgten Bürger und Putinliker, die RT deutsch und PEGIDA, Akif Pirincci und Ken FM gut finden, sie kommen mir vor wie von einem pervertierten, ins Politische gewendeten Ödipuskomplex besessen, beseelt vom geheimen Wunsch, vom Vater vergewaltigt zu werden und die Mutter abschieben zu können. Martin Knepper S E I T E I N I G E R Z E I T… •••lauert mir ein Hot Dog-Verkäufer mit Bauchladen an meiner Haustüre auf. Langsam geht mir das gehörig auf den Keks und das hab ich ihm auch gesagt - dann aber dummerweise doch noch einen Hot Dog gekauft und auf dem Rückweg auch. Benjamin Weissinger V E R A C H T U N G U N D M Ü H S A M… •••unterdrückte Wut empfinde ich beim Anblick junger Menschen im oft noch schulpflichtigen Alter, die mit E-Zigaretten und Lightbier in gedankenloser Strotzung durch die Öffentlichkeit stolzieren. Wir haben damals mit richtigen, oft filterlosen, ja gedrehten Zigaretten angefangen und hätten statt Lightbier eher Doppelbock gekauft. Die Generation Z muss noch lernen, dass es vermeintliche Coolness nicht geschenkt gibt und der Weg zur Reife nur über die rückhaltlose Bereitschaft zur selbsterkundenden Vergiftung führt. Martin Knepper D O P P E L D S K A L E N D E R S P R Ü C H E Heute: An den guten Tagen weiß ich es nicht, an den schlechten Tagen gar nicht. samy

12 ITALIEN HALLO, HIER SPRICHT UWE SEELER: EIN ITALIEN-ABO NICHT ZU WEIHNACHTEN ZU VERSCHENKEN IST EIN FEHLER... 1 J A H R I T A L I E N 2 5 E U R O / / F Ö R D E R - A B O 5 0 E U R O / / S U P E R - F Ö R D E R - A B O 1 0 0 E U R O / / E I N F A C H Ü B E R - W E I S E N A N : I T A L I E N - M A G A Z I N , S T A D T S P A R K A S S E W U P P E R T A L / / I B A N : D E 4 6 3 3 0 5 0 0 0 0 0 0 0 0 9 0 4 8 4 7 L O V E A T F I R S T S C H U R Z wscs JETZT im Glücksbuchladen und Buchhandlung Mackensen A b g e s a n g a u f d e n H e i z p i l z Kommst du je wieder, wie dein Vetter der Fußpilz, heimlich still und dann sehr bemerkbar, in flammendem Rot? Alle setzten dir zu. Die Umweltbewegten, die Stromsparer, die Erwärmung der Innenstädte. Dann kam Corona und die Leute mussten wie ihre Köter vor der Gastro in Decken gehüllt hausen. Du botest dich als unsichtbarer Samariter, als kuschelige leuchtende Decke in der Not an. Jeden Freitag beobachtet von denen, die sich um die Zukunft der Umwelt und des Klimas sorgen. Und montags ignoriert von den Deppen, die dir den Strom wieder abdrehen können, damit sich alle drinnen flott das Virus holen. Jetzt ereilt dich ein Mehrfachschlag mit Ansage, als ob dich der Zeitgeist mit voller Wucht mit der Faust zwischen den Beinen erwischt, während er dich stranguliert und ein Bein stellt, sodass du röchelnd und stöhnend zu Boden krachst: Der Strom wird knapp. Das Blut, das durch deine Adern fließt, soll gespart werden. Die Gastro findet kein Personal. Die Leute kommen nicht, weil sie bald wieder diesen Virus oder die Pocken kriegen, dann geht Gemeinschaftssaufen wieder nicht. Mensch hat eh keine Kohle mehr und wird sich höchstens in der kalten Wohnung alleine mit billigem Zeug volllaufen lassen. Auch die direkte Gasverbrennung in deinem Pilzkörper wird gedrosselt, um den alten paranoiden KGB-Agenten vom Raketenschießen und Leuteverheizen an der neuen Ostgrenze der EU-NATO abzuhalten. Außerdem haben wir ganze Arbeit geleistet: der Moloch, in dem wir leben, hat sich soweit aufgeheizt, dass es im Sommer schon viel zu heiß für deine Aufgabe ist und im Winter nicht mehr richtig kalt. Und regnen tut‘s auch allenfalls kurz und heftig wie in der Bibel, da schwimmt dann auch noch der letzte Heizpilz mit dem Wupperwasser aus der FuZo weg. Neidisch schielst du auf deinen Nachfolger und Gegner, die Decken in allen Farben und Materialien. Du betest im Delir deiner gegenwärtig kalten und nutzlosen Existenz, dass der gesellschaftlich-gesundheitliche Verfall in den kommenden harten Zeiten die verbliebenen Gästen mit Flöhen und anderer Pest aus diesen Decken quälen möge. Nur wenige deiner Art, werden Tag und Nacht neben dem beheizten Pool der Bonzen leuchten und an die Tage sehnsüchtig zurückdenken, an denen du dich noch nicht voller Scham und Selbsthass hinter einer riesigen Villa und hohen Kirschlorbeerhecken verstecken musstest. Du bist jetzt unzeitgemäß. Ganz im Zeitgeist bist du die perfekte Verkörperung, unnachgiebig deinen Zweck erfüllend, bis du dich durch deinen Erfolg selbst überflüssig gemacht hast. Wie bald wohl auch der Mensch Fred Michel

ITALIEN 13 rattelschneck ERNST K AHL‘ S K I NDER WERDEN IMMER GRAUSAMER (2) FORTSETZUNG NÄCHSTE WOCHE ! Als ich in der Nacht wieder den Hauptbahnhof suchte, kam ich nach langem Irren durch Straßen, Treppenhäuser und unterirdische Gänge schließlich zu einem schlecht beleuchteten Platz, auf dem einige Holzkästen standen. Jeder von ihnen war etwa zwei Meter mal einen Meter fünfzig im Quadrat groß und wies lediglich eine Tür, doch kein Fenster auf. Es schien mir möglich, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand, denn ein Gerücht besagte, in der Nähe des Hauptbahnhofs seien die überall im Land anzutreffenden Holzkästen, in welchen angeblich etwas Unbekanntes heranwuchs, größer sowie von anderer Bauart als üblich. Im Hintergrund glaubte ich außerdem Gleise zu erkennen. Um mir Gewissheit zu verschaffen, klopfte ich an die Tür des nächsten Kastens. Sofort wurde geöffnet und eine ältere, ärmlich gekleidete Frau schaute heraus. Auf meine Frage antwortete sie mit rauer Stimme: „Es haben schon viele den Hauptbahnhof gesucht und dabei vergessen, was sie suchten.“ „Auf mich trifft das nicht zu“, entgegnete ich. „Ich glaube sogar, schon die Gleise zu sehen.“ – „Das ist erst der äußerste Gleisbezirk. Bis zum Bahnhof selbst ist es noch weit.“ – „Noch weit?“, rief ich erschrocken. „Mein Zug fährt in zehn Minuten!“ – „Beruhigen Sie sich“, sagte die Frau. „Selbst wenn Sie diesen Zug noch erreichen, wären Sie eines Nachts doch wieder hier. Ich glaube, in Ihrem linken Ohr ist etwas, das diese Störung verursacht. Sind Ihnen keine entsprechenden Geräusche aufgefallen?“ Was sie sagte, erstaunte mich. Tatsächlich hatte ich schon öfter Geräusche registriert, die nahelegten, ein Insekt, das sich nach Belieben in einen Flüssigkeitstropfen verwandeln konnte, bewohne mein linkes Innenohr.„Sind Sie Ohrenärztin?“, fragte ich. Die Frau verneinte und sagte dann etwas, das ich wegen der Geräusche in meinem Ohr nicht verstehen konnte. Ich machte mir Gedanken darüber, ob sie wirklich in diesem Kasten wohnte, dessen Grundfläche ihr kaum gestattete, sich ausgestreckt hinzulegen. Es musste ein geräumigerer unterirdischer Bereich vorhanden sein. Wie es sich unter solchen Umständen wohl lebte? In meinem linken Ohr zischte es. Über die Kleidung der Frau lief eine elektrische Welle, die ein pulsierendes, aber flüchtiges Art-déco-Muster erzeugte. Offenbar wollte die Frau nicht, dass ich es sah, denn sie schloss schnell die Tür vor mir. Ich ging weiter in Richtung der Gleise. Bis zum Hauptbahnhof war es noch weit. Überall im Land wuchs in zahllosen Holzkästen etwas heran, und niemand wusste, was es war. Die Menschen befürchteten, nachzusehen brächte Unglück. Deshalb wurden die Kästen ignoriert und ihre Erwähnung untersagt. Man durfte lediglich über die Schlafhütten reden, in denen sich große geierartige Vögel nebeneinander auf den Boden legten. Ein paar Nächte später stand ich dann wieder vor dem Kasten der ärmlich gekleideten Frau. D i e K ä s t e n a m H a u p t b a h n h o f v o n E u g e n E g n e r

14 ITALIEN OFFENE ATELIERS IM ATELIERHAUS ULLE HEES FR.-ENGELS-ALLEE 191A 42285 WUPPERTAL SO. 4. DEZ. 11-19h KUNST- UND VERKAUFSAUSSTELLUNG 6 KÜNSTLER:INNEN AUF 3 ETAGEN MALEREI ZEICHNUNG COLLAGE DRUCKGRAFIK NEUE KÜNSTLERBÜCHER COLLAGE: SVENA STEINBRECHER 6 KÜNSTLER:INNEN AUF 3 ETAGEN PARTERRE JULIANE STEINBACH DRUCKGRAFIK, BÜCHER RENATE SENGE PAPIER-KREATUREN ULRIKE MÖLTGEN BILDER, BÜCHER 2. ETAGE UWE BECKERww BÜCHER, POSTKARTEN JORGO SCHÄFER MALEREI, BÜCHER 3. ETAGE SVENA STEINBRECHER COLLAGEN UND MEHR IN-BETWEEN LESUNGEN UND MUSIK HIER KÖNNTE IHRE SCHMALE ANZEIGE PASSEN! 84806 ITALIEN ANZEIGE 43 mm 132 mm

ITALIEN 15 D I E P H Ä N O M E N E D E S D R . D U D R O P Buch Jule Falk Andreas Funke, Gedichte Juliane Steinbach, Holzschnitte Laubsägefisch/ Maritime Seelen Selbstverlag Format 24 x 31 cm 40 Seiten 45 Euro Auflage 200 ISBN 978-3-9824801-0-7 steinbach@kuester-steinbach.de Jorgo Schäfer Watching With My Ears 20 Years Vision Festival, NY (ein Bilder-Lesebuch) Format 24 x 29 cm 60 Seiten 39 Euro Auflage 150 ISBN 978-3-9824801-1-4 jorgo@jorgo-art.de Jorgo Schäfer Watching with my Ears 20 Years Vision Festival New York Jorgo Schäfer Watching with my Ears 20 Years Vision Festival New York N E U ! N E U ! Der Mon-Tag ist ein Mond-Tag. Er ist der Tag des Mondes. Und, das sieht man ihm nicht an, er ist nach einer Göttin benannt, der Mond-Göttin. Das haben die alten Römer so verfügt. Der Montag liegt zwischen Sonntag und Dienstag. Am Montag hat man den Tag der Sonne hinter sich und den Tag des Dienstes vor sich. Das macht schlechte Laune. Alle wissen es, aber nur die Friseure haben Konsequenzen daraus gezogen und machen blau. Und das ist gut so. Was dabei herauskommt, wenn Friseure auch am Montag arbeiten, das sieht man an Kim Yong Un. Im Sozialismus koreanischer Prägung gibt es keinen blauen Montag, da müssen auch die Barbiere ran. Der nämliche Wochentag heißt dort Wolyoil (월요일), zu deutsch Mond-Wochentag. Wolyoil, das umschreibt lautmalerisch zugleich die Haartracht des koreanischen Alleinherrschers. Etwas unprosaisch nennt sie sich bei seinen hiesigen Followern „Seiten auf Null“. Man könnte es auch Montags-Schnitt nennen, doch die beste Lösung wäre, die Friseure behielten den Montag als arbeitsfreien Tag bei. Dann könnten sie sich am Dienstag in aller Ruhe wieder einem ordentlichen Façon-Schnitt widmen. Herzog Georg der Bärtige (!) von Sachsen (!) war da weiter. Er rief schon 1520 den „Blauen Montag“ ins Leben. Das bedeutete, dass am Montag kein Handwerker tätig sein sollte. Doch nur die Friseure waren einsichtig und behielten diese Regelung konsequent bei. Nachdem nun das Christentum den ersten Tag der Woche auf den Sonntag gelegt hatte und die Woche mit einem Ruhetag beginnen ließ, war der Choc am Montag umso größer. Es fängt ja schon sonntagsabends an. Schwarzgalligkeit umweht die Seelen, die Menschen sind wie elektrisiert und von Grausen ergriffen. Die Talkmasterin Anne Will lässt ihre schlechte Laune an ihren Gästen aus, und schon der Gedanke an den Chef lässt viele Lohnanhängige die Nacht in Schlaflosigkeit verbringen. Der Chef aber kriegt Pickel, wenn er daran denkt, wie seine Mitarbeiter die einfachsten Arbeitsabläufe torpedieren. Frühmorgens geht es weiter, bleierne Schwere legt sich über die Glieder. Man kommt nicht in die Gänge, und trübe Gedanken legen sich auf ’s Gemüt. Doch anstatt „blau“ zu machen, gehen die Menschen mit verdrängter Wut im Bauch zur Arbeit. Dort bauen sie dann Montagsautos. Und widerrechtlich tätige Friseure machen Wolyoil-Frisuren und schneiden die Seiten des Haarschopfs auf Null. So quält man sich durch den Tag, immer in der Hoffnung, irgendwo ein freundliches Lächeln zu erhaschen oder seine Unzufriedenheit versuchsweise durch den Besuch eines der geöffneten Friseursalons zu überwinden. Das jedoch geht gründlich in die Hose, und ein neuerlicher Schub von Trübsinn und schlechter Laune bedrängt Herz und Hirn. Man stellt fest, „Seiten auf Null“, das sieht beim indogermanisch/mitteleuropäischen Phänotyp einfach beschissen aus. Dann geht es weiter mit dem Studium der Sonderangebotsprospekte von Lidl, Edeka und Rewe, Frustkäufe folgen, und später muss der ganze Unmut auf einer Montagsdemo raus: der Montag ist der Tag des Konsum- und Protestwillens. Abschlussveranstaltung dann bei „Hart aber Fair“. Viel zu selten fällt ein Feiertag auf einen Montag: gerade einmal zu Ostern, Pfingsten und Karneval. Manchmal auch Weihnachten. Das Erstaunliche: der Dienstag nach solchen Montags-Feiertagen ist gar nicht so schlimm. Es ist die schiere Montaghaftigkeit, die den Montag zum Schrecken aller Wochentage macht und die Weitsichtigkeit Georg des Bärtigen bestätigt. Sie ist ein klares Argument für einen generellen Blauen Montag und überhaupt die Viertage-Woche. Der Mond-Tag ist einer wahrhaftigen Göttin geweiht, Luna, und ihr sollte in Form eines arbeitsfreien Tag gehuldigt werden. Stattdessen erhalten Katzen und Hunde ihren Namen. Montag, das ist der reinste Wahnsinn, weshalb der Engländer auch von lunatic spricht, was so viel wie „montaghaftig“ heißt oder schlicht „Verrücktheit“. Und hier schließt sich der Kreis zum Wolyoil und seinem berühmten Bannerträger in Nord-Korea. Heinrich wiederum, Betreiber des Salon Capilli, Manteuffelstr. 2 in Vohwinkel, Gewährsmann für guten Geschmack und Wuppertals erste Adresse für eleganten Haarschnitt, hält sich konsequent an jene von Georg dem Bärtigen begründete und jahrhundertealte Tradition: Montags geschlossen. H e u t e : Z u r P h ä n o m e n o l o g i e d e s M o n t a g s

RkJQdWJsaXNoZXIy NDk1NjA=