OnlineItalien 07./08.2024

ITALIEN 1 NOTNR. 444/247/8/41. JAHRG. SATIRE/PROGRAMM/WERBUNG www.Italien-wuppertal.de I T A L I E N „Der Scheiß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“ Leute, fliegt nach Osten, da ist die Kacke schön am dampfen!

2 ITALIEN

ITALIEN 3 jorgo NEUES VOM PREKARIAT Luisenstraße Luisenstraße Verdammt nah an der Gastronomie. Wir sind bei Facebook: Gefällt mir! Luisenstr. • 42103 Wuppertal • Tel. 0202/30 45 26 Frühstück: Mo-Fr 8 -12 Uhr • Sa 9-13 Uhr • So 10-13 Uhr Essen: Mo - Fr 12-23 Uhr • Sa 13-23 Uhr • So 13-22 Uhr täglich geöffnet: Ende offen! Mit Raucherbürgersteig! HARRY VOM HOMBÜCHEL

4 ITALIEN ITALIEN - Über 38 Jahre Humoriges aus Wuppertal für Remscheid, Solingen, Berlin, New York und anderswo Herausgeber: Kulturkooperative Wuppertal e.V. (die börse, Jazz AGE, Haus der Jugend Barmen, Katzengold-Kulturbetriebe), Völklinger Str. 3 · 42285 Wuppertal Reaktionsbüro & Anzeigeninquisition: Völklinger Straße 3 · 42285 Wuppertal www.Italien-wuppertal.de www.italien.engelkunst.de italien.magazin@t-online.de Tel. 0202/8 48 06 Day&Night 24 Std. rundum Nümmertje: 0170/9648681 Redaktion: Uwe Becker (V.i.S.d.P.), Rolf-Rolf Gröbl, Harry vom Hombüchel, Horst Scharwick, Jorgo Schäfer Redaktions-Sekretär: Holger (104/105/106 Autoren und Monogame: Dominik Bauer, Jörg Degenkolb-Degerli, Otto Diederichs, Eugen Egner, Thomas Gsella, Martin Hagemeyer, Elias Hauck, Wim van Hoepen, Falk Andreas, Torbjorn Hornklovie, Ernst Kahl, Kittihawk, Til Mette, Stephen Oldvoodle, Ari Plikat, Rattelschneck, Shoam, RME Streuf, Peter Thulke, Piero Masztalerz, Benjamin Weissinger, Jasmina Kuhnke, Patrick Salmen, Daniel Sibbe, Nermina Kucic, Martin Knepper, Ludger Fischer, Dominik Mauer, non non triptychon, Valentin Witt (Erfinder von 4 Mio. Witzen), Rudi Hurzlmeier, Stefan Gärtner Titel: Jorgo Schäfer Layout: Glatten Hanf Terminkalender: E-Mail: shoam@web.de Druck: Sattler Media Group Vertrieb: talevent.de der Kulturverteiler im Bergischen Land Unsere verbreitete Auflage unterliegt der ständigen Kontrolle von „ITALIEN SelfControling“ der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von ITALIEN. Druckauflage: mehrere Millionen Mindestens haltbar: bis in alle Ewigkeit IMPRESSALIEN ZIPPO BECKER meint: ylt ACHTUNG! Nicht alles auf Sylt ist schlecht! Liebe Leser, liebe Lesebrillen! Unsere Sommerausgabe Juli/August, die jetzt in Ihren Händen liegt oder in digitaler Form in ihrem Computer, gehört zu den gelungensten Ausgaben, die wir in vierzig Jahren produziert haben. In diesem Heft haben wir die volle Seitenzahl mit großartigen Geschichten, Cartoons und Werbung bis an den Rand vollgeklatscht. Mir gefallen alle Beiträge, auch die, die diesmal leider nicht den Weg ins Heft gefunden haben, aber das ist nur meine Meinung. Jetzt ist mal Sommer, und den wollen wir alle genießen, Krieg hin, AfD her. Ich lege meine Waffen für die nächsten vier bis sechs Wochen nieder. Alle Kanonen und Kampfdrohnen bleiben in der Garage. Unsere nächste Ausgabe, die Ende August erscheinen wird, werde ich komplett von den Niederlanden aus organisieren. Meine Brieftauben sind alle dabei. Wenn ich alle Textbeiträge und Cartoons zusammengestellt habe, werden meine hochdekorierten Tauben damit gefüttert und fliegen, weiß der Herrgott wie das nun wieder geht, schnurstracks nach Wuppertal-Unterbarmen, denn dort öffnet kurz vorher Jorgo Schäfer, mein daheimgebliebener Kollege, seinen Hosenstall, um die Täubchen sorgsam in Empfang zu nehmen. Hoffentlich lässt die hier in der Unterkunft in Leiden - einer übrigens sehr hübschen Stadt, lebende und von uns für eine gewisse Zeit zu versorgende Katze meine Brieftauben leben und zerfleischt sie nicht während der Produktionszeit unserer Septemberausgabe. Dies wäre natürlich tragisch, aber zur Not gibt es ja noch das Internet, ich werden also auf alle Fälle, sicher ist sicher, mein W-Lan mitnehmen. Ihnen allen wünsche ich gute Erholung, an welcher Front Sie auch liegen und baden. Herzlichst, Uwe Becker (Taubenzüchter, nach Diktat verreist)

ITALIEN 5 TROTZ ERFOLGREICHER EUROPAWAHL: KAMPF UM DIE KANZLERKANDIDATUR GEHT WEITER Mehr als 40% bekommt ihr in Bayern aber auch nicht mehr… Weißt du überhaupt, wie viele Wähler hier ertrunken sind? HEADLINE... •••Eine meiner großen Leidenschaften ist das Nachahmen von Gangarten fremder oder mir bekannter Menschen. Kürzlich traf ich eine dieser Personen im Supermarkt, als ich gerade seinen Gang nachahmte. Der Herr, den ich seit Jahren von meinem Fenster aus beobachtete, um seinen Gang perfekt nachahmen zu können, sprach mich am Pfandautomaten freundlich an und fragte mich, ob ich auch Interesse hätte, seine Beinkleider und vielleicht Jacke oder Mantel auszuleihen, um damit herumzugehen. Wir verabredeten uns zu einer Anprobe bei ihm in der kommenden Woche. Bringe vielleicht eine Flasche Wein mit. Horst Scharwick URLAUB IST… •••ein Nullsummenspiel. Dem Nichtkochenmüssen zum Beispiel steht entgegen, dass die Orte, an denen die Speisen am Ende ihres Verwertungsprozesses den Körper verlassen, fremd und unsicher sind. Der Begegnung mit Menschen steht die Begegnung mit Menschen gegenüber. Mal scheint die Sonne und macht den Aufenthalt in der teuer bezahlten Unterkunft zu einem geradezu sündhaften Vorgang, dann regnet es und du bist in der Fremde nicht mehr als ein nasser Vogel oder streunender Hund. Die Vielzahl der Eindrücke. Das unausgefüllte Dazwischen. Vielleicht bist du ein wenig leichter, befreiter, doch ist das mit einem Verlust bezahlt, einem Verlust an Würde und Biografie, denn plötzlich bist du zum Touristen geworden. Klage ich? Nein, ich klage nicht. Es hätte auch gar keinen Sinn, denn: „Die Mauern stehen sprachlos und kalt.“ Müßige Gedanken, beim Warten, dass das Bad frei wird. Und hoffentlich ist das Frühstücksbuffet heute ein wenig reichhaltiger. Martin Knepper DASS GIGI… •••D’Agostino rechtsradikales Gegröle mit Liebeslyrik unterlegt, finde ich ganz schön subversiv. Dominik Mauer ari

6 ITALIEN Baby, You Can Drive My Car: Manhattan, der Mann und das Auto Auf dem 1965 veröffentlichten Album „Rubber Soul“ gibt es mit „Baby, You Can Drive My Car” einen hauptsächlich Paul McCartney zugeschriebenen Song, der auf der einen Seite in den USA seit der Einführung automatischer Schaltgetriebe nicht mehr verständlich ist, auf der anderen Seite wieder hochaktuell zu werden scheint, noch bevor er seinen 60. Geburtstag feiert. Zu der einen Seite: Ja, Paul kalauerte schon mal auf Ballermann-Niveau und „drive my car“ meint nix anderes als „Sex haben“, was angesichts von Form und Proportion eines ordentlichen Schaltknüppels niemanden wirklich verwundern darf. Die andere Seite ist die Einführung von sogenanntem „Congestion Pricing“ südlich der 60. Straße in Manhattan ab Ende Juni. Damit soll dem täglichen Verkehrschaos Einhalt geboten werden. Mehr als 1 Mio. Autofahrerinnen und Autofahrer glauben, im Stau zu stehen, sind aber in Wirklichkeit der Stau. Es sind – zurück zum Thema – vor allem Männer, die trotz Automatikgetrieben und darum nicht vorhandenen Schaltknüppeln ein geradezu erotisches Verhältnis zu ihren jeweiligen Autos haben und alles, wirklich alles mit dem Auto erledigen zu müssen glauben, was man mit einem Auto erledigen kann. Sie sollen nun durch eine Straßennutzungsgebühr von $15 pro Tag zur Überlegung angeregt werden, ob ÖPNV nicht eine wirkliche Alternative sein könnte, zumal mit den eingesammelten Gebühren auch der Service von Bussen und Bahnen in der Stadt noch einmal deutlich zu verbessern versprochen wird. Soweit der Plan. Mit nahender Einführung der Gebühr ist allerdings auch das Gezeter sehr laut geworden und wo Gezeter laut wird, erblühen Ausnahmeregelungen, denn auch kommunale Verkehrspolitik ist Politik. Körperlich eingeschränkt mobile Menschen können sich selbstverständlich von der Gebühr befreien lassen, Fahrzeuge mit öffentlicher Funktion werden ohnehin nicht von den Mautstellen erfasst und nun ist eine hitzige Debatte darüber entbrannt, ob Menschen aus einkommensschwächeren Schichten nicht auch von der Gebühr ausgenommen werden sollen statt durch die Gebühr. Wenn ja, wo sollte dann die Einkommensgrenze liegen? Ganz arme Menschen, alle unter $30.000 Familieneinkommen pro Jahr, können sich kein Auto leisten, in New York, wo die Mieten sehr hoch sind, schon kaum jemand mit $60.000 pro Jahr. Gerade aber in diesen Einkommenssegmenten, so um die $60.000 herum, ist das eigene Auto nicht nur die „Geliebte des Mannes“, sondern vor allem auch das Statussymbol, das anzeigt: „Go, ÖPNV, and fuck yourself!“ In Italien, also im Land Italien, haben weniger Menschen so viel Geld zur Verfügung und man kalauert entsprechend unter Verwendung einer Vespa-Sitzbank. Das klingt super, gehört aber nicht hierher. Zurück nach New York, wo man man wirklich nicht allzu viel Rücksicht auf die sozioökonomischen Details nehmen kann, sonst löst das „Congestion Pricing“ nicht mehr die congestion, also die Verstopfung in den Straßen. Dazu braucht es eine Reduzierung der in den Straßen derzeit allenfalls im Schritttempo rollenden Fahrzeuge um etwa 30% und die kommunale Verkehrspolitik steht vor dem Problem, unter den derzeit noch mehr als 1 Mio. Autofahrerinnen und Autofahrern – vor allem letztere – für genügend Überzeugung zu sorgen, dass Busse und Bahnen akzeptabel sein können. Zum Glück gehen 2025 die Rechte zu „Baby, You Can Drive My Car” in die Public Domain über, werden also vogelfrei, und der Song könnte aus den Lautsprechern in Bussen und Bahnen rieseln. Wir drücken die Daumen, dass dies niemand missversteht. METTIGEL-SCHLACHTHOF WUPPERTAL UNTERBARMEN Der geteilte Fotowitz (oben) Fortsetzung Seite 9

ITALIEN 7 Das gefundene Gedicht von Falk Andreas Kaffeekränzchen mit Abgang Andante, sagte die Ente zu den Verwandten und verschwand auf die Toilette wobei sie gerade so viel zu sagen gehabt hätte Die Tanten klatschten über Bekannte und anverwandtes Federvieh Weißt du: die und die und die Doch kaum war die Ente aus dem Zimmer gewatschelt wurde schon über sie hergetratschelt ICH. . . •••habe REWE unheimlich viel zu verdanken, zB auch, dass ich mittlerweile Rote Beete teilweise akzeptiere, ja im Fertigsalat mit Rucola, Ziegenkäse und Honig-Senf-Dressing sogar geschmacklich zu schätzen weiß. Man sollte Lebensmittelarten nie ganz aufgeben. Es war wie einem alten, erbitterten Feind zu vergeben und ihn zu essen. Benjamin Weissinger VIELLEICHT SOLLTE MAN... •••die Sache mit der Intelligenz der Tiere nicht zu hoch hängen; vieles von dem, was wir als solche ansehen, gründet sich auf rätselvolle, von uns in der Tiefe längst noch nicht verstandene Verschaltungen aus Reflexen, Instinkten und innerartlich Weitergegebenem, ja, bei manchen Tierarten habe ich den Verdacht, dass ihre gerühmte Intelligenz nur auf der Tradierung gewisser Mythen plus einem als ansprechend empfundenen Äußeren gründet, was etwa dem Delfin den Namen ‚Meeresprecht‘ eingebracht hat. Doch es gibt auch oft staunenswerte Leistungen, etwa von Menschenaffen, Kraken oder Rabenvögeln, Tieren, bei denen man den Eindruck bekommt, es sei nur ihre Andersartigkeit der physiologischen Zurüstung, die sie davon abhält, gleichsam als Mitregenten der Schöpfung eine möglicherweise segensreiche Rolle zu spielen, wenn es darum geht, die Fahrt der Menschheit vor die Wand zu verhindern. Vielleicht sollte Inklusion nicht an der Artenschranke Halt machen, dann hätten wir bald Dohlen als Drohnen, Gorillas als Türsteher, und wenn das Befeuchtungsproblem gelöst würde, gäbe so ein Oktopus einen hervorragenden ALDI-Kassierer ab. Die Delphine könnten ja Bademeister werden, auch wenn ich sicher bin, diese eitlen Geschöpfe würden sich binnen kürzester Zeit zu Philosophen erklären, und auf das Gequieke in den Talkshows kann sich niemand wirklich freuen. Martin Knepper samy

8 ITALIEN ALLE TERMITEN OHNE GEWEHR! JULI 2. DI Chor und Orchester der Bergischen Universität Semesterabschluss • Immanuelskirche/20 Uhr 4. DO Slam börse Poetry Slam • die börse/19.30 Uhr Milonga • die börse/20 Uhr 5. FR Women of Wuppertal Saisoneröffnung • Talflimmern/21.30 Uhr Single Party die Party für alle • Färberei/18-22 Uhr 6. SA Sinfonieorchester Wuppertal Alte Freunde • Talflimmern/22 Uhr Chor und Orchester der Bergischen Universität Semesterabschluss • Immanuelskirche/20 Uhr 7. SO Vollbildflimmern Kurzfilme • Talflimmern/22 Uhr Sonntagsfrühstück • Katzengold!/10-13 Uhr 8. MO Pinn/Moshammer/Lüpfert/ O‘Driscoll/Knippschild Sommer-Jazzsession • Café ADA/20 Uhr 11. DO Wochenendrebellen von Marc Rothemund • Talflimmern/22 Uhr Milonga • die börse/20 Uhr 12. FR Bob Marley: One Love von Reinaldo Marcus Green • Talflimmern/22 Uhr UniPop • LCB/18 Uhr 13. SA The Lost King von Stephen Frears • Talflimmern/22 Uhr Fifty & More Die 50+ Party im Tal • die börse/21 Uhr 14. SO Sonntagsfrühstück • Katzengold!/10-13 Uhr Sonntagsfrühstück • Katzengold!/10-13 Uhr 21. MI Forum Hesselnberg-Südstadt Die Demokratie-Werkstatt • die börse/17.30 Uhr 23. FR Thees Uhlmann & Band • Waldbühne/19.45 Uhr Dune: Part Two von Denis Villeneuv • Talflimmern/21 Uhr BüBa-Weinfreunde Weinprobe - Apulien/Puglia (I) • Bürgerbahnhof/19.30 Uhr Schoeder Rock Pop Cover • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr 24. SA 19. Feuertal Festival mit Lord Of The Lost - Mr. Hurley & Die Pulveraffen u.a. • Waldbühne Hardt/ 14.30 Uhr Gloria! von Margherita Vicario • Talflimmern/21 Uhr Die Alten Schweden Partyrockpop • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr 25. SO Der Geiger von Florenz Stummfilm + Livemusik • Talflimmern/21 Uhr Till & Die Rockafellers Juwelen im Morast d. Popmusik • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr ParkCafÈ Am Uellenberg • die börse/15 Uhr Sonntagsfrühstück • Katzengold!/10-13 Uhr 26. MO New Shepherds High Ohrwürmer für Tanzwürmer • Kattwinkelsche Fabrik/20 Uhr 30. FR Royal Street Orchestra • die börse/22 Uhr Ingmar Stadelmann • Freibad Mirke/20 Uhr 31. SA Kapelle Petra • Freibad Mirke/20 Uhr Wuppertaler Männertag 2024 Feuer der Begeisterung • Färberei/10-18.30 Uhr Fuchsthone Orchestra • Immanuelskirche/20 Uhr AUGUST 1. DO Die Herrlichkeit des Lebens von Georg Maas/Judith Kaufmann • Talflimmern/21.30 Uhr 2. FR Ich Capitano von Matteo Garrone • Talflimmern/21.30 Uhr Single Party - die Party für alle • Färberei/18-22 Uhr 3. SA L‘Immensità - Meine fantastische Mutter von Emanuele Crialese • Talflimmern/21.30 Uhr 4. SO Sonntagsfrühstück • Katzengold!/10-13 Uhr 8. DO Ein ganzes Leben von Hans Steinbichler • Talflimmern/21.30 Uhr 9. FR Von Vätern und Müttern von Paprika Steen • Talflimmern/21.30 Uhr 10. SA Geliebte Köchin von Tran Anh Hung • Talflimmern/21.30 Uhr Fifty & More Die 50+ Party im Tal • die börse/21 Uhr 11. SO Sonntagsfrühstück • Katzengold!/10-13 Uhr 15. DO Der Junge und der Reiher von Hayao Miyazaki • Talflimmern/21.15 Uhr Milonga • die börse/20 Uhr 16. FR Ein Glücksfall von Woody Allen • Talflimmern/21.15 Uhr Ronja von Rönne • Freibad Mirke/20 Uhr 17. SA Anatomie eines Falls von Justine Triet • Talflimmern/21.15 Uhr Roman Babik • Freibad Mirke/20 Uhr 18. SO Sieger sein von Soleef Yusef • Talflimmern/21 Uhr Salsa in der City umsonst & draußen • LCB/15 Uhr TERMINABGABE FÜR SEPPL 2024: MONTAG 12.08.‘24 (BAM!) DIREKT AN: SHOAM@WEB.DE I T A L I E N TERMITEN247/8 15. MO Acoustic5 electric band Sommer-Jazzsession • Café ADA/20 Uhr 16. DI Zaubersalon • die börse/19.30 Uhr 17. MI Forum Hesselnberg-Südstadt Demokratiewerkstatt • die börse/17 Uhr 18. DO Auf dem Weg von Denis Imbert • Talflimmern/21.45 Uhr 19. FR The Persian Version von Maryam Keshavarz • Talflimmern/21.45 Uhr 20. SA Irdische Verse von Ali Asgari u.Alireza Khatami • Talflimmern/21.45 Uhr 21. SO börsenchor-Matinée • die börse/11 Uhr Schnipselkino Dr. Brumm geht baden • LCB/11 Uhr Sonntagsfrühstück • Katzengold!/10-13 Uhr Salsa in der City umsonst & draußen • LCB/15 Uhr 22. MO ScoFans Sommer-Jazzsession • Café ADA/20 Uhr 25. DO Green Screen Tour 2023/24 • Talflimmern/21.30 Uhr 26. FR May December von Todd Haynes • Talflimmern/21.30 Uhr Uncle Ho • Freibad Mirke/20 Uhr 27. SA Perfect Days von Wim Wenders • Talflimmern/21.30 Uhr Enno Bunger • Freibad Mirke/20 Uhr 28. SO ParkCafé Am Uellenberg • die börse/15 Uhr Sonntagsfrühstück • Katzengold!/10-13 Uhr

ITALIEN 9 Sommer, Sonne, Rumpsteak Verdammt nah an der Gastronomie. Besuchen Sie uns auch im Internet! www.katzengold.org Luisenstr. • 42103 Wuppertal • Tel. 0202/30 45 26 Frühstück: Mo - Fr 8 -12 Uhr • Sa 9 - 13 Uhr • So 10 - 13 Uhr Essen: Mo - Fr 12 - 23 Uhr • Sa 13 - 23 Uhr • So 13 - 22 Uhr täglich geöffnet: Ende offen! Kulturenkrawall So nen richtigen Karneval wie in Köln oder Düsseldorf können die hier in Berlin ja nicht. Auch wenn sie es Jahr für Jahr versuchen, so sind es doch stets eher jämmerliche Veranstaltungen, die ohnehin kaum jemanden interessieren. Also erfanden einige clevere Leute 1998 den „Karneval der Kulturen“ mit einem mehrtägigen Fest und einem Umzug, um damit zugleich auch ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Soweit so gut! Aber muss der ausgerechnet am benachbarten Südstern vorbeiziehen? Offenbar schon, denn auch in diesem Jahr marschiert der Kulturenkarneval bereits zum 26. Mal wieder an besagtem Ort vorbei. Und genau damit beginnt denn auch das Problem für den Hauptstadtkorrespondenten von ITALIEN, dem krawalligen Kulturenmagazin. Zunächst beginnt der Tag mit einem Freudenfest für Abschleppdienste. Denn entlang der gesamten Strecke und ihrer Nebenstraßen herrscht absolutes Parkverbot und nicht jeder hat soweit vorausgedacht und seinen Schlitten schon einen Tag vorher in Sicherheit gebracht. Bisher also alles in Ordnung? Aber schon am Vortag stolpert Mann auf der Körtestraße ständig über Grills, die überall aufgebaut werden. Auch das Glasbierfachgeschäft bereitet sich auf ein gutes Schnitzelgeschäft vor. Stammgäste, die auch entsprechenden Hunger verspüren, müssen diesen bereits einen Tag vorher anmelden, damit`s auch klappt. Wo immer möglich werden Durchgänge und Höfe verrammelt. Die Körte-Höfe haben diese Möglichkeit nicht, daher hängen dort ebenso reichlich wie sinnlos überall Hinweisschilder „Dies ist keine öffentliche Toilette. Und dann geht`s los! 59 Gruppen mit 3.500 Teilnehmern machen sich lautstark auf den Weg. Zu diesem Zeitpunkt sind die rund 650.00 Zuschauer und -innen längst da und machen die Umgebung unsicher. Auf nahezu allen Dächern entlang der Strecke hampeln Kinder und Jugendliche herum und die ganze Gegend wird zu einem Paradies für Flaschensammler. Im Volkspark Hasenheide wachsen an diesem Tag ganze Müllberge. Des Berichterstatters sympathischer Spätkauf, der normalerweise von Özlem C. allein geführt wird, braucht heute sechs zusätzliche Personen, um die Getränkeschränke rasch neu aufzufüllen. Auch einige aus der Nachbarschaft der Hauptstadtredaktion machen sich auf den Weg. Nora S., die ihrem Töchterlein etwas bunte Welt zeigen möchte, sieht sich jedoch enttäuscht. Bei dem ganzen Gevolke vor ihnen war ein Blick auf den Umzug selten möglich. Ähnlich geht es der schönen Nachbarin, die einen ähnlichen Plan für ihren Pflegehund Lulu hatte. Auch Christoph K., der seinem Bielefelder Besucher – der mal einige ordentliche Titten und Ärsche sehen wollte (nun ja, in Bielefeld gibt es ja wirklich nicht viel zu sehen) – solche zeigen wollte, hatte das gleiche Pech. Und dazu bieten die Samba-Gruppen, die den Zug traditionell anführen, da ja reichlich Gelegenheit. Doch den wohlmeinenden Rat des Korrespondenten, im nächsten Jahr einfach einen Tag vorher loszugehen und dann in der ersten Reihe zu stehen, tun alle als dummes Geschwätz ab. Als dann am nächsten Tag immer noch einige bunte Kluften am Glasbierfachgeschäft vorbeitrotten, meint Jutta B. lapidar: „Na wenigstens mal was anderes, als das ewige in Kreuzberg übliche Schwarz“. Na ja, aber in Berlin wird bekanntlich ja immer gemeckert. Der geteilte Fotowitz (unten) Fortsetzung von Seite 6 Foto: PETA

10 ITALIEN Wolke Verlag Katalog / catalogue Deutsch / English 56 pp., 24 x 28cm hardcover, 978-3-95593-145-2 39,00 Euro wolke-verlag.de DIE WEISHEITEN DES VALENTIN WITT (BEST OF) •••Einer der beliebtesten Preise der Filmindustrie ist die goldene Fickpalme von Cannabis. KENNT IHR... •••diese charakteristische, lange Pause, wenn kleine Kinder hinfallen o.ä. und nach dem ersten Wimmern dann zum Hauptschrei ansetzen? Dabei wird zunächst sehr tief ausgeatmet und dann mit unwahrscheinlicher Energie Luft in den gesamten, kleinen Körper eingesogen, also nicht nur in die Lunge, auch in den Kopf, den Bauch, Arme und Beine. Und dann kommt die Sirene, es gibt kein lauteres Geräusch in der Natur. Naja, jedenfalls worauf ich hinauswollte: während dieser Pause kann man schnell noch das Nötigste einkaufen. Benjamin Weissinger DIE BRILLE IM RAUM Wenn die Brille nicht im Hier ist, Liegt sie meist an einem Ort, Welcher nicht bei dir und mir ist, Sondern anderswo: im Dort. Und weil alles, was im Dort ist, Und wir selber sind im Hier, Nicht am Platz und nicht vor Ort ist, Gehen wir und suchen wir. Doch das Dort besteht aus Nischen, Kleinsten Stellen, unsichtbar, Und wir tappen im Dazwischen, Bis – da ist sie! War ja klar. Und dann sitzt sie auf der Nase, Und dann geht sie, oh, verflucht, Wieder fort in jene Phase, Da der Mensch die Brille sucht. Thomas Gsella til mette

ITALIEN 11 ? FRAGEN VON ITALIEN ? ! ANTWORTEN VON ITALIEN ! ? Kann man einen Scheißhaufen erschießen ? ! nee, nur reintreten... ! ? ...dann wird der doch größer ? ! Eben ! Shit happens. Danke Italien. Ein Grinsen... ...fasst mich an, jedes Mal, wenn ich die Verwendungszwecke lese, mit denen sich Wattestäbchen, die man früher meist einfach Ohrenstäbchen zu nennen pflegte, schmücken. Denn irgendwann hat die HNO-Branche deklariert, dass es kontraproduktiv sei, sich die Ohren mit diesen Teilen zu entschmalzen: Zum einen würde der unwillkommene Kniest dadurch oft noch tiefer in die Hör-Kavernen gepresst, zum anderen könnte es durch unsachgemäßen Gebrauch zu Verletzungen des inneren Ohrs kommen. Wir alle kennen das: Man hat gerade ein Wattestäbchen im Ohr stecken, da klingelt es, man wendet sich, um zur Tür zu gehen, des QTips uneingedenk, rummst mit seinem herausragenden Ende (also des QTips) vor den Türrahmen, und mit einem schmatzenden Geräusch versinkt das Stäbchen bis zum Anschlag im Ohr, Trommelfell, Hammer, Amboss und Steigbügel zerfetzend und uns bei geschädigtem Schläfenlappen auf immerdar als zotig sabbernden Zombie zurücklassend. Schweigen wir von Babys, deren gedankenlos herumprockelnde Mutter irgendwann – zu spät, zu spät! – bemerkt, dass das wohlgemeinte Stäbchen just zur kindlichen Augenhöhle austritt. Nee, jetzt aber im Ernst, wenn ich die Hinweise lese, wofür solche Stäbchen alles gut sein sollen, bis auf die Ohrreinigung eben, gibt es wirklich Menschen, die sie für anderes gebrauchen? Die Nasenfalte entfetten vielleicht? Die Meatus urethrae mal tüchtig entsotten? Statt Schafgarbenstängeln fürs I Ging verwenden? Was für eine Heuchelei! Es erinnert mich daran, wie Amylnitrit, die Sexdroge Poppers, gerne als ‚Raumaroma‘ oder ‚Lederreiniger‘ angepriesen wird. Oder Kiosks Lachgaskapseln anbieten, falls man mal nachts um 11 Lust auf Sprühsahne hat, klar. Oder die 15 sorgfältig ausgewählten Minuten Tagesschau der Information des Bürgers dienen sollen. QTips sind für Ohren da, basta. Martin Knepper hauck & bauer

12 ITALIEN RUDI HU / AUCH NICHT UNINTERESSANT rudi hurzelmeier Friedrich-Engels-Allee 185 • 42285Wuppertal-Unterbarmen geöffnet: Mo.-Sa. 17-23 Uhr • So. Ruhetag • Küche schließt um 22.30 Uhr Die Auer Schule wünscht einen schönen Sommer... ...jetzt NEU mit DROHNEN ÜBER SANTA MARIA*) ••• Die letzte große Schlagerfuzzi-Parade „Schlagerboom Open Air 2024“ fand in den Tiroler Bergen statt. Was für eine Nacht in Kitzbühl. Florian Silbereisen stellte nicht nur seinen brandneuen Song „Sommernachtscunnilingus“ vor, sondern war auch der Host (zu dtsch.: Horst) der Veranstaltung. So richtig in Fahrt gekommen kündigte er dann im Verlauf der Sendung an, man würde jetzt, da es dunkel geworden, die Feuer entzünden und es würde jetzt richtig gemütlich. Was dann als Show im Stadion aus Fackeln, Pyro, Strobo entzündet wurde, erinnerte mich stark an die Bilder aus der Ukraine. Ich glaubte dann wirklich an „Breaking News“ und eine Live-Schalte nach Odessa, Charkiw o.a., als eine Drohne (!) in Form eines Flugzeugs, über dem Stadion kreiste. Kurz ertappte ich mich bei dem Gedanken, die Drohne sei eine verirrte von Putin und möge doch auf der Bühne einschlagen... ich verwarf den Gedanken schnell wieder, denn Roland Kaiser verzauberte mich schon wieder... Torbjorn „Bein ab“ Hornklovie *) Insel, die aus Träumen geboren IDEE . . . ••• wie die Grünen Stimmen zurückgewinnen könnten: Die Übertragung der Fußball-EM untersagen (per Eilverfahren in Karlsruhe oder so) UND nationales Fleischverbot während der Grillsaison durchsetzen. Also meine Stimme hätten sie! Valentin Witt THE ROAD TO FASCISM ••• Was Adolf Hitler und der NSDAP 1933 - 1945 nicht gelungen ist, Europa mit Gewalt unter die Knute eines rassistisch, völkischen Faschismus zu zwingen, holen jetzt die deutschen Wähler auf demokratischem Wege nach. Ann Kreuzer SIBBES SUPERLISTEN (78) FINGER WEG, GEHÖRT UNS NICHT! • Franz‘ Branntwein • Hans‘ Dampf • Inas Nacht • Bens Reis • Paris‘ Hilton • Jesus‘ Latschen • Elsas Lothringen

ITALIEN 13 rattelschneck BEST OF ERNST KAHL Abbilder von Eugen Egner Als ich an jenem Abend mein Badezimmer betrat, machte ich eine verblüffende Entdeckung. Im Licht der Deckenlampe warfen einige über der Armlehne eines Korbsessels hängende Handtücher und Kleidungsstücke am Fußboden einen Schatten, der die perfekte Form einer menschlichen Silhouette hatte. Mir war unbegreiflich, wie auf diese Weise ein so wohlgeformtes Profil entstehen konnte. Es wirkte für mein Empfinden sowohl geschlechts- als auch alterslos und entzog sich einer genaueren ethnischen Zuordnung. Nach längerem bewegungslosen Anstarren der wundersamen Erscheinung glaubte ich, eher weibliche denn männliche Gesichtszüge zu erkennen. Etwas irgendwie „Archaisches“ und möglicherweise „Kriegerisches“ schienen sie zu besitzen, das mich ebenso an alte Kulturen des Mittelmeerraums – oder des Vorderen Orients? – denken ließ wie an amerikanische Ureinwohner. Typisch nordeuropäische und afrikanische Merkmale meinte ich nicht zu erkennen. Obwohl mir klar war, daß es keinerlei Beweiskraft haben würde, verspürte ich den Wunsch, diese sehr ungewöhnliche Angelegenheit irgendwie zu dokumentieren – wenigstens für mich selbst. Nur wie? Einfach einen Papierbogen auf den Schatten zu legen und dessen Umrisse mit einem Bleistift nachzuziehen, war leider ungeeignet, weil der perfekte Eindruck des Profils nur unter einem bestimmten Blickwinkel entstand. Ein Photo aus eben dieser Perspektive wäre das Mittel der Wahl gewesen, doch ich besaß keine Kamera. Den Schatten aus besagtem Blickwinkel wirklich präzise abzuzeichnen, traute ich mir keinesfalls zu. So stand ich weiterhin wie festgebannt da und wußte nicht, was ich tun sollte. Plötzlich erhob sich der Schatten, der nun von einem ganzen Körper geworfen zu werden schien, glitt über die Wand zum Waschbecken und verschwand in dem darüber hängenden Spiegel. Handtücher und Kleidungsstücke hingen über der Sessellehne, als wäre nichts geschehen, und verursachten jetzt eine amorphe dunkle Fläche auf dem Fußboden. Sobald ich mich wieder rühren konnte, ging ich wie betäubt zum Waschbecken und schaute, nicht ohne Furcht, den Spiegel an. Die gesamte Glasscheibe war von einem feinen Netz aus Rissen durchzogen. Unfähig, mir das soeben Erlebte zu erklären, ging ich ins Wohnzimmer, füllte ein großes Glas mit Cognac und leerte es zügiger als üblich. Irgendwann schlief ich auf dem Sofa ein. Am nächsten Morgen fand ich den Spiegel über dem Waschbecken äußerlich intakt vor. Sämtliche Risse im Glas waren verschwunden. Unwillkürlich, ohne über eventuelle Konsequenzen nachzudenken, warf ich einen Blick hinein. Was ich sah, war großenteils mein gewohntes seitenverkehrtes Abbild, doch die rechte Gesichtshälfte bestand aus einer anatomisch gut passenden Parklandschaft.

14 ITALIEN non non triptychon non non triptychon GOOD ENOUGH PARENTING BEIM HOCHSPRUNG... •••wird nicht ~wirklich~ zwei Meter hoch oder so gesprungen. Im Prinzip geht es nur darum, den Arsch über die Stange zu wuppen. 1,5 Meter kommen da schon mal bloß durchs Anziehen der Beine zustande, 30 Zentimeter kann man noch für die Rotation abziehen, 10 Zentimeter federn die Schuhe nach oben, 5 weitere Zentimeter werden die „Athleten“ durch Gaseinlagerungen in den Schulterpolstern in die Höhe gezogen. Am Ende springen die meisten nicht mehr als 5-10 Zentimeter in die Höhe, der Rest ist Technik bzw. Schmu. Jedes Baby könnte das mit der entsprechenden Ausrüstung. Valentin Witt FÜR. . . •••mich ist es ganz wichtig, auch im Alter neugierig zu bleiben. Darum habe ich mir ein neues Kissen für mein Fensterbrett geleistet. Harry vom Hombüchel SIBBES SERMON Ärztedeutsch „Im Grunde besteht die moderne Medizin aus nur vier Fällen: der Golfplatz, des Golfplatzes, dem Golfplatz und den Golfplatz.“ Vaterlandsliebe geht durch den Magen Aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge wählen immer mehr Menschen vegetarische bzw vegane Ersatzprodukte wie Sojaschnitzel, Tofubratwurst oder Seitanmortadella. Auch hier geht der Trend zur Fleischalternative für Deutschland. Vorsicht, Verwechslungsgefahr! f von x beschreibt einen Graphen, F. von X. dagegen einen Grafen.

ITALIEN 15 DIE PHÄNOMENE DES DR.DUDROP Heute: Zur Phänomenologie des Beffchens (vordem Bäffchen) Das Bäffchen, neudeutsch Beffchen, ist ein etwa 10-15 cm großes weißes Leinenstück von rechteckiger, jedoch durchaus unterschiedlicher geometrischer Form. Es besteht aus zwei Teilen, die an einem Ende zusammengenäht sind und von dort auseinanderstreben. Als Bestandteil ihrer Tracht wird das Beffchen gern von religiösen Würdenträgern zur Verdeckung des Halsausschnittes getragen. Dort hängt es den Pfarrern und Pfarrerinnen dann etwas trostlos zum Hals heraus und überschattet den Übergang zum Brustbein. Es ruft die Vorstellung eines Lätzchens hervor, neudeutsch Letzchen. Das Suffix „chen“ wiederum wurde an den ursprünglichen Wortstamm Bäff, neudeutsch Beff, angehängt, der sich vom lateinischen „biffa“ ableitet, was soviel wie „Halsbinde“ bedeutet. Die Halsbinde - auch Halskrause genannt - erfreute sich schon im Mittelalter großer Beliebtheit, nicht nur in kirchlichen Kreisen. Und ein liebes Kind hat bekanntlich viele Namen: so wurde die Halskrause auch als Kröse, Dutte, Fraise oder ganz einfach als Mühlsteinkragen bezeichnet. Und nun das Lätzchen-Beffchen: unverändert kleidet es auch heutigentags noch Pastor*innen vor allem evangelischen Bekenntnisses beim Gottesdienst. Doch warum? Vielleicht um sich nicht zu bekleckern? Aber sie essen doch gar nichts während des Amtes. Tragen sie es etwa zu Hause während des Mittagessens und haben nun die Befürchtung, auch bei der Predigt zu schlabbern? Oder ist es einfach nur modisches Accessoire, Ersatz für Krawatten und die selbst bei Prof. Lauterbach außer Mode gekommene Fliege? Offensichtlich müssen sich Honoratioren irgendetwas um den Hals binden, was Ihnen Respekt und Ausstrahlung verleiht. Der Hals scheint dazu wirkungsvollster Körperteil zu sein, tragende Region zwischen Kopf und Brust, doch auch Grenze, die zugleich betont und versteckt werden muss. Der Kragen und seine zahllosen Varianten geben Auskunft darüber, wes Geistes Hals sie schmücken. In Hamburg bekränzen sich Pastorinnen sogar mit einer wagenradgroßen Halskrause. Da kommt das Beffchen demütiger daher, farblos, schmucklos und geruchlos, die Kenner erkennen daran, welch protestantischer Subgruppe ihr klerikales Model angehört: Unitarier, Reformierte oder Lutherische. Kann man sie so schon kaum unterscheiden, dann wenigstens an der Form des Beffchens – klerikales Trikot und Vereinsabzeichen. Sein ihm inhärenter Witz wurde schon von dem ehemaligen Werbetexter und späteren Landpfarrer Manfred Günther aus dem Landkreis Mücke/Hessen erkannt. Dieser steht nicht nur einer virtuellen Gemeinde vor, sondern veröffentlicht neben kirchenkritischen Gedichten in der Forms des Paarreims eine BeffchenSammlung (www.predigt-eichendorf.de), Offenbarung des satirischen Potentials der evangelischen Halstracht. So wird nicht nur dem Tragen von Beffchen beim Kneipenbesuch oder der Predigt im Supermarkt das Wort geredet, sondern auch beim Besuch anderer gesellschaftlicher Institutionen. So soll bei der Predigt im Taubenzüchterverband ein Beffchen mit dem Aufdruck „Auch Taube sollen Hören“ getragen werden oder bei der Segnung des neuen Löschfahrzeugs der Freiwilligen Feuerwehr eines mit der Losung „Der Pfarrer – Dein Seelenfeuerwehrmann“. Sinn für Humor hatten übrigens schon die Beffchen-Vorgänger in Spanien, wo die Pfaffen-Halskrause im Ausgang des 16. Jahrhunderts als „Salätchen“ bezeichnet wurde („lechuguilla“) - lange bevor das Blattgemüse drei Jahrhunderte später durch König Friedrich Wilhelm III. in den Rang einer evangelischen Amtstracht erhoben wurde. Während sich Ruth Bader Ginsburg, berühmte Richterin am Supreme Court der Vereinigten Staaten, von dem amerikanischen Maler Simmie Knox noch standesbewusst mit der zivilen Variante des Beffchens, dem Jabot, portraitieren ließ, verzichten die säkularen Hochwürden hierzulande zunehmend auf den bedeutungsvollen Schmuck ihrer Halsregion, nackt, bloss und krawattenlos präsentieren sie der Öffentlichkeit ihre Kehlen. In der ehemaligen Textilstadt Wuppertal mussten auf Grund mangelnder Nachfrage sämtliche BeffchenHersteller Konkurs anmelden. Auch in diesem Marktsegment sind es die Chinesen, die den Markt beherrschen und für eine weitere politische und ökonomische Abhängigkeit sorgen. Nun müssen die wenigen verbliebenen Interessenten ihre Discounter-Beffchen zum Preis von € 29,50 bei Alibaba (!!) bestellen, dem fernöstlichen Online-Giganten aus dem Reich der Mitte. Buch Jule Falk Andreas Funke, Gedichte Juliane Steinbach, Holzschnitte Laubsägefisch/ Maritime Seelen Selbstverlag Format 24 x 31 cm 40 Seiten 45 Euro Auflage 200 ISBN 978-3-9824801-0-7 steinbach@kuester-steinbach.de 1 JAHR ITALIEN 25 EURO // FÖRDER-ABO 50 EURO // SUPER-FÖRDER-ABO 100 EURO // EINFACH ÜBERWEISEN AN: ITALIEN-MAGAZIN, STADTSPARKASSE WUPPERTAL // IBAN: DE46 3305 0000 0000 9048 47

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