10 ITALIEN Alle Jahre wieder … !! Nu is ers ma wieda Ruhe im Karton. Der ganze heilige Rummel ist auf Wiedervorlage abgelegt. Im Radio bimmeln keine Klingglöckchen mehr und das Fernsehen hat aufgehört die neuesten und schnuckeligsten Berichte über die allerallerschönsten Weihnachtsmärkte zum x-ten Male herunter zu spulen und alle haben ihre Adventskränze wieder aus den Studios geschmissen Auweia, der verflixte Adventskranz. Mit dem tannengrünen Ding fängt der ganze Spuk ja jedes Jahr real an. Wenigstens fällt der heutigentags um etliches kleiner aus als 1839, als dessen Erfinder, der Hamburger Pfarrer Johann Hinrich Wichert, dafür gleich ein Wagenrad benutzte und es stapelweise mit Kerzen voll packte. Na ja, ein Wagenrad passt heute auch sowieso in keine Hütte mehr und ein ordentlicher Wohnungsbrand lässt sich auch mühelos mit läppischen vier Kerzen auslösen. Davon können die Feuerwehren wahrlich ein Lied singen; in Berlin etwa sind es in der glückseligen Zeit zwischen 40 und 60 Brände täglich. Doch bevor dann die Bude brennt wird noch schnell ein Adventskalender gebastelt. Allein beim bloßen Gedanken daran möchte die schöne Nachbarin am liebsten sämtliche Himmelstürchen heftig zuschlagen. In der hochheiligen Zeit hilft sie häufig im Spielzeuggeschäft einer Bekannten aus. „Dann kommen alle diese modernen Eltern“, durchwühlen alles Kleinzeugs, das in so einen Kalender passt, und die schöne Nachbarin darf anschließend alles wieder aufräumen. „Können die da nicht einfach Kekse reintun? Freuen sich die Kinder doch auch. Zumal wenige Tage später ja auch noch der Nikolaus kommt und ihnen irgendwelches Zeugs in die Schuhe oder Socken stopft. Dieser „Einlegebrauch“ basiert auf einer Legende von drei Jungfrauen, die nachts vom heiligen Nikolaus beschenkt wurden. Was der ihnen da eingelegt hat, ist leider nicht überliefert. Vielleicht seine starke Rute? Wer weiß? Dass der bärtige Flegel ja auch durchaus andere Seiten hat, hat er in der Hauptstadt gerade erst überzeugend bewiesen. Als ihm auf einem Weihnachtsmarkt ein kleiner Junge die Zunge rausgestreckt hat, kriegte der Bengel postwendend mit der Rute auf die Fresse. Das hätte dem Hauptstadtkorrespondenten von ITALIEN, dem strahlendsten Stern am Weihnachtshimmel, zweifellos auch passieren können. Also lieber ab ins Glasbierfachgeschäft. Dort kommt der Rüpel zum Glück nicht rein, so dass der Korrespondent dort sicher vor sich hin rauchen und Bierchen trinken kann. Doch das Schlimmste kommt ja erst noch, wenn zum Fest von Christi mutmaßlicher Geburt überall die letzten Weihnachtsbäume in Betrieb genommen werden. War nur zu hoffen, dass Nora S. aus dem Vorderhaus das nadelnde Gehölz nach dessen Pensionierung nicht wieder im Hinterhof einpflanzt. Denn heutigentags werden die Dinger gern ökologisch korrekt mit Wurzelballen gekauft. Aach, Glück gehabt! Diesmal hatte Nora ein konventionell abgeholztes Gesträuch besorgt. Dessen Zukunft heißt also Elefantenfutter im Zoo oder Müllverbrennung. Und Gottseidank liegt auch Rinteln weit genug von der Hauptstadt entfernt. Dort im Niedersächsischen nämlich wohnt der größte aller Weihnachts-Fuzzis. Bereits seit dem Sommer war der dabei, seinen eigenen Weltrekord in den Kerzenschatten zu stellen. Bis hinein in den Kühlschrank hatte der diesmal rund 600 Plastik-Weihnachtsbäume in seinem Haus verteilt und war seitdem fleißig beim Schmücken. Heiliges Entsetzen
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