ITALIEN 15 DIE PHÄNOMENE DES DR.DUDROP Heute: Zur Phänomenologie des Hosenträgers Grüne Vorsitzender pflegen sich zur Frage der Hosenträgerform nicht zu äußern. Die Bayern indessen, ohnehin anfällig für krude Theorien, Verschwörungsmythen und Aberglauben, entwickelten die Überzeugung, dass während der Schwangerschaft ein vor die Fensterscheiben gehängter Hosenträger zur Geburt eines Knaben führt. Dies wiederum wurde von feministischen Kreisen aufgegriffen und zur Verwendung des Hosenträgers als modischem Alltagsaccessoire weiterentwickelt. Zumal sie, die Hosenträger, nach Angaben einschlägiger Influencerinnen „unglaublich sexy“ machen. Weil: „Sie wecken am besten die Fantasie einer Frau, sie auszuziehen, und es ist sehr erotisch, sie auszuziehen“. So beschreibt es ganz dezidiert und mit gekonntem Wortspiel das namhafte Hosenträger-Magazin der Firma „Wiseguy“. Und fügt hinzu, es gäbe nichts Erotischeres, als Hosenträger auf entblößter Brust zu tragen. Dem ist, eingedenk der Aura und der thorakalen Zucker-Boobies von Schauspielerin Pamela Anderson, nichts hinzuzufügen. Das wusste auch schon Bundeskanzler Helmut Kohl (1930-2017), dem angesichts stets abrutschbedrohter Beinkleider Hosenträger unentbehrlich waren, ihm zugleich aber jenen Sexappeal verliehen, für den er bekannt war. Die Phantasie, ihm in einer erotischen Situation leidenschaftlich die Hosenträger zu entwinden, formulierte die Influencerin Renee Shipwash so: „Diese Hosenträger haben etwas an sich, das mich dazu bringt, sie am liebsten abzureißen.“ So kompromisslos und fast schon handgreiflich bewirbt der Branchenprimus Wiseguy sein Spitzenmodell, den „Braunen Breiten Hosenträger Billy the Kid“ (€ 129.90), erhältlich in jedem gut sortierten Fachgeschäft, wie etwa Wuppertals erstrangiger Adresse für Hosenträger und Herrenmode, der Hosen-Sacco-Etage, Neumarktstr. 36, in 42103 Wuppertal, gleich gegenüber dem ehemaligen Kaufhof. Vorab gilt es, den Hosenträger vom Hosen-Träger zu unterscheiden. An dieser Stelle geht es jedenfalls um den Hosenträger: eine Vorrichtung zum Tragen von Hosen. Wenn es um Hosen tragende Männer ginge, die auch Hosenträger zu ihren Bekleidungs-Accessoires zählen, wäre die Rede von Hosenträgerträgern. Wie weibliche Personen bezeichnet werden, die Hosenträger tragen, überlassen wir nun Ihrer Fantasie. Jenseits all dieser komplizierten semantischen Fragestellungen ist der Hosenträger ein seit Jahrhunderten bewährtes Mittel, um das Herabsinken der Hose und eine Entblößung der Unterwäsche und des von ihr bedeckten Gesäßes nebst Intimbereich zu verhindern. Kulturen, die Hosen ablehnen und Dschellabas, Kaftane, Sarongs, Togas etc. bevorzugen, können auf Hosenträger verzichten. Ob es auch Unterhosenträger und mithin Unterhosenträgerinnen gibt, ist unwahrscheinlich, doch nicht ausgeschlossen. Auf alle Fälle ließen sich schon die alten Germanen Hosen schneidern. Deshalb haben Hosenträger im mitteleuropäischen Kulturraum eine lange Geschichte. Das Prinzip ihrer Funktion ist einfach: zwei gewebte oder aus Leder gefertigte Bänder werden am Hosenbund befestigt und über die Schulter gelegt. Das ist praktisch. Dennoch ist auffallend, dass angesichts der überaus großen Anzahl von Hosen-Trägern das Tragen von Hosenträgern gar nicht so verbreitet ist. Dabei gibt es eine Vielzahl modischer Formen, man denke an die schmucken Lederhosen-Hosenträger, deren zum Rücken führende Leder-Bänder im Brustbereich durch eine Querverbindung stabilisiert werden. Darauf finden sich dann gern agrikulturelle Motive, wahlweise ein röhrender Hirsch, eine Langohrgemse oder ein alpines Wappen. Neben dieser sogenannten „H-Form“ wird der Hosenträger auch in „X-„ oder „Y-„Form angeboten. Hosenträger in A, F, und D-Form sind politisch untragbar, unzweckmäßig und unbrauchbar. Das räumte sogar der Kanzlerkandidat der christdemokratischen Partei, Merz, ein. Die FDP und ihr flauer
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