6 ITALIEN Topsy Turvy in the C-Suite: Jagd auf die Corner Office Peacocks Seit Einweihung des Empire State Buildings im Jahre 1932 ist der typische Büroturm in Manhattan 86 Stockwerke hoch und hat seit den 1970er Jahren ein Flachdach mit Hubschrauberlandeplatz. Wenn die Eigentümerin des Gebäudes keine sehr große und reiche Bank ist, die den gesamten Turm bewohnt, dann sitzt der Hauptmieter in den oberen 36 Stockwerken. Die zwei oder drei Häuptlinge des Hauptmieters genießen das Panorama ihrer Arbeitsplätze dann von einem Stockwerk unterhalb des eigenen Heliports aus. Sie schweben gewissermaßen ein, brauchen sich nicht um Parkuhren oder Aufzüge zu scheren und sie schauen nach dem Rechten. Für die Profitabilität des Unternehmens, für den Kurs der Aktie, ja und auch für das sog. „Image“ der Firma sind Menschen verantwortlich, die zwei Etagen unterhalb des Helioports arbeiten, in der sog. „C-Suite“. Da gibt es den Chief Executive Officer (CEO), den Chief Financial Officer (CFO), den Chief Technological Officer (CTO), den Chief Information Officer (CIO), den Chief Marketing Officer (CMO), den Chief Digital Officer (CDO), den Chief Compliance Officer (CCO) und den Chief Human Resources Officer (CHRO). Chief heißt Häuptling. Von denen gibt es zwei oder drei im Unternehmen, höchstens vier. Häuptlinge wollen Corner Offices und von denen hat bei gewöhnlichen Grundrissen jede Etage nur vier. Nun könnten Architekten so eine C-Suite auch als Achteck entwerfen und alle Chief Officers bekämen Corner Offices, halt mit Winkeln von 135 Grad statt 90 Grad zwischen den beiden vollverglasten Seiten, fast schon anthroposophisch. Ist aber nicht. Genauso wenig wie die Chief Officers wirkliche Häuptlinge sind, genauso wenig sitzen die Allermeisten von ihnen in Corner Offices. Eitel sind sie trotzdem. Das hat ihnen den Spitznamen „Peacock“, also „Pfau“ eingetragen. Stolz-geschwellte Brust und hammelartiges Gesicht als Ausdruck ernster Denkarbeit, Sie wissen schon. Die Pfauen – es gibt bislang leider noch keine Gendergerechte Bezeichnung, Empfehlungen daher direkt an den Italien-Chefredakteur – sind als leitende Angestellte nicht durchweg beliebt, müssen sie doch auch unangenehmere Dinge wie Entlassungen der halben Belegschaft durchführen. Genauer gesagt, sie lassen durchführen, was aber Angst und Zorn der weniger gut entlohnten Angestellten nicht wirklich lindert. Da hilft dann das regelmäßige Betriebsfest ein wenig, vor allem, wenn es karnevaleske Züge trägt, also für einen überschaubaren Zeitraum das Unten nach Oben befördert. Topsy Turvy, auf den Kopf gestellt, werden dann die Hierarchien, aber statt Prinzengarde zu spielen und von der Bütt aus sich über Pfauen lustig zu machen, ist man im US-amerikanischen Middle Management, dort, wo man normalerweise die Pfauen nur von Weitem sieht, erfinderisch geworden. Nach der Pandemie sind in New York City noch längst nicht alle Büroetagen wieder gefüllt und aus dem Überangebot an Platz heraus ist in Firmen mit größerem Aggressionspotenzial gegenüber Pfauen der betriebsfestliche Brauch entstanden, einen Nachmittag lang auf ein paar tausend dschungelmäßig ausgestatteten Quadratmetern Leerstand auf die Bewohnerinnen und Bewohner der C-Suite zu schießen. Nicht mit richtigen Feuerwaffen, versteht sich, aber immerhin mit sogenannten Paintball Guns, also luftdruckgetriebenen Gewehren, die kleine, kugelförmige Plastikbehälter verschießen. Die Farbe darin kann auch Rot sein und dann sieht das richtig echt aus, und wenn dann auch noch die Pfauen mitmachen, sich also zusätzlich zu ihrer obligatorischen Schutzbekleidung mit Federn schmücken und bei Treffern authentische Agonie-Choreografien aufführen, dann ist für Spaß gesorgt. Damit keiner über die Stränge schlägt, lautet die Regel: Der zielsicherste Schütze und die zielsicherste Schützin geben so viele Runden aus, wie sie Farbklekse auf den Kostümen der Pfauen hinterlassen haben. Die Pfauen dürfen mittrinken, man ist im Suff verbrüdert. Am darauffolgenden Werktag ist dann wieder alles beim Alten. Eintopf- wetter! Verdammt nah an der Gastronomie. Besuchen Sie uns auch im Internet! www.katzengold.org Luisenstr. • 42103 Wuppertal • Tel. 0202/30 45 26 Frühstück: Mo - Fr 8 -12 Uhr • Sa 9 - 13 Uhr • So 10 - 13 Uhr Essen: Mo - Fr 12 - 23 Uhr • Sa 13 - 23 Uhr • So 13 - 22 Uhr täglich geöffnet: Ende offen!
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