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des HErrn ganz groß im Bild! Unmöglich! Das nimmt den Menschen
doch jede Illusion! Muß denn so was sein? Nur die Ruhe, verehrtes Pu-
blikum, unternehmen Sie nichts, der Staat kommt für alles auf. Aha, es
ist schon vorbei. Was mag der HErr da geordnet haben? Hat er was an
dem Jungen manipuliert? Nachgesehen, ob alle Organe gut erhalten und
unverdächtig wirken? Vielleicht war was mit dem Rentenanspruch, oder
es mußte mal eben der Blutdruck gemessen werden? Manchmal müssen
bei Lebewesen auch die Köpfe nachjustiert werden, es ist ja praktisch
immer irgendwas, und nichts ist perfekt, am wenigsten Lebewesen.
Jetzt kann es aber wirklich nicht mehr lange dauern. – Was
hab ich gesagt? Der Junge ist fertig. Endlich fängt die Geschichte an.
ernst kahl
Bitte warten Sie, die Geschichte fängt gleich an; der Junge mit
der Sonnenbrille muß nur schnell noch was erledigen. Dafür werden
Sie bestimmt Verständnis haben. Bei dem Jungen ist es immerhin früh
am Morgen, und seine Großeltern verstehen keinen Spaß. Warum aber
trägt er eine Sonnenbrille? Es ist doch noch gar nicht richtig hell! Junge,
sei nicht albern! Nimm die Sonnenbrille ab! Na also – oha! Schon gut,
setz‘ sie wieder auf!
Bitte warten Sie noch einen Moment, der Junge muß erst die
Sonnenbrille aufsetzen. Ist doch schöner so, finden Sie nicht auch? Wie
anmutig er sie zu tragen versteht! So, jetzt kann es weitergehen. Lesen
Sie ruhig weiter, er nimmt die Brille nicht noch einmal ab.
Die Geschichte fängt gleich an, gehen Sie nicht weg! Sie möch-
ten doch nicht den Anfang verpassen, oder? Eine Geschichte ohne
Anfang macht keinen Spaß, allerdings verstehen die Großeltern des
Jungen, wie gesagt, sowieso keinen. Sie sind auch gegen sein Verhältnis
mit dem Sportlehrer – nein, nein, keine Angst, das war nur ein Scherz
von mir, um die Wartezeit bis zum Beginn der Geschichte zu verkürzen.
Ein geschmackloser Scherz, das gebe ich zu. Aber Sie haben doch sicher
Humor, stimmt‘s? Na bitte! Konnte ich mir auch nicht anders vorstellen.
So, der Junge ist gleich fertig mit seinen Erledigungen; wenn Sie bitte
noch ein bißchen Geduld hätten, das wäre schön. Vielen Dank. Nanu?
Ich seh‘ ihn nicht mehr! Der Junge kann doch nicht einfach verschwin-
den! Sehen Sie ihn noch? Auch nicht? Vielleicht hat er Bakterien, von
Bakterien hört man oft in letzter Zeit.
Aber was soll das jetzt? Was macht denn der Oberförster da?
Weg! Oberförster weg! Jeden Augenblick kann die Geschichte anfan-
gen! Hat man Worte! Ah, da ist der Junge wieder. Wo er wohl war? Wir
werden es nie erfahren... Sehen Sie nur, wie souverän er das erledigt,
was er zu erledigen hat! Beeindruckend für sein Alter. Schade, daß seine
Großeltern so gar keinen Spaß verstehen. Garantiert ist er in wenigen
Augenblicken fertig, dann beginnt endlich die Geschichte. Ehrlich! Lie-
be Leserinnen und Leser, ich glaube sogar fast, er ist schon... Moment,
ich frag mal nach. Hallo, Regie? Hat der Junge alles erledigt? Wie? – O
nein! Verdammt! Das darf doch nicht wahr sein! Die ordnende Hand
W i r w a r t e n a u f d i e G e s c h i c h t e
v o n E u g e n E g n e r
b I L D e R , D I e W I R n I c h T v e R s T e h e n ( T e I L 6 )
kittihawk