OnlineItalien 02.2023

10 ITALIEN B i a t h l o n i s t n i x f ü r P a z i f i s t e n Übrigens, als ich am Neujahrsmorgen nach dem Frühstück im Internet blätterte, stieß ich auf einen Artikel über den Vatikan. Es ist wohl so, das wusste ich gar nicht, dass erst nach dem Tod von Benedikt auch Franziskus aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten könnte, er hat auch schon länger Probleme mit dem Knie und fährt fast nur noch im Rollstuhl. Vorher war ein Rücktritt nicht möglich, ansonsten hätte es ja mit dem dann neu zu wählenden Oberhaupt der Kirche insgesamt drei Päpste gegeben. Das klingt ja schon fast nach Komödie. Und wenn man das weiter spinnt, ein Papst nach dem anderen würde zurücktreten - zur Zeit liest man ja überall viel über hohe Krankenstände, könnte am Ende ein kleines Rudel von emeritierten Päpsten auf dem Gelände des Vatikans leben und beten. Manche würden sich zu kirchlichen Themen zu Wort melden, so wie Benedikt XVI. es gerne tat, andere würden Serien streamen oder lesen. Wenn es nach mir ginge, sollte man es beim höchsten Amt mal mit einem jüngeren Kardinal versuchen: 25 Jahre, knackig und sportlich, gutaussehend und reformbereit, gerne auch interessiert an Frauen. Natürlich läge ein quälend langes Arbeitsleben vor ihm. Wenn der Teufel ihn aber einmal reiten würde, käme er vielleicht auf die Idee, einen Amtsverzicht in Erwägung zu ziehen. Aber ich glaube, die Gefahr, dass ein frisch gebackener Pontifex direkt zum Vertrauensarzt rennt, um sich krankschreiben zu lassen, ist eher gering. Benedikt war gute 9 Jahre berufsunfähig. Ob die Krankenkasse sein Gehalt nach 6 Wochen übernommen hat? Eher unwahrscheinlich. Allerdings können auch junge Menschen erkranken. Wenn ein junger Papst depressiv wird, was dann? Dann könnte ein Amtsverzicht auch bei einem deutlich jüngeren Kirchenoberhaupt in Betracht kommen. Ich stelle mir gerade vor, wie er aus therapeutischen Gründen in einem angesagten Club der italienischen Hauptstadt als DJPapa Emeritus am Wochenende Techno auflegt - alles zu schön um wahr zu werden. Meine Erinnerungen an die frühsten Begegnungen mit der katholischen Geistlichkeit liegen sehr weit zurück. Es war die Beerdigung meines Ur-Großvaters mütterlicherseits. Etwas verspätet kam der Pfarrer nach der Beisetzung zum Leichenschmaus. Meine Großmutter begrüßte ihn gottesfürchtig, und der zwei Meter große Mann streichelte mir zur Begrüßung mehrmals über den Kopf. Im Nachhinein mehr als verdächtig. Da ich noch sehr klein war und man mich daher nicht mit auf die Beerdigung nahm, war ich schon mehr als irritiert, hatte ich doch bisher weder meinen verstorbenen Ur-Großvater noch ein anderes männliches Wesen mit einem langen schwarzen Rock gesehen, so etwas trugen früher nur Frauen, heute ist das etwas anders. Ich war vom Anblick dieser schwarzen Gestalt sehr beängstigt. Es war wirklich so schrecklich, dass ich den leckeren Bienenstich meiner Oma nicht essen konnte, er blieb mir fast im Hals stecken. Danach hyperventilierte ich stark und man führte mich aus der Wohnküche, legte mich auf Ur-Opas freies Bett und einen nassen Lappen auf die Stirn. Auf den Bienenstich hatte ich mich so sehr gefreut. Ich glaube, an diesem Tag begann meine kritische Sicht auf die Kirche, obgleich der anwesende Pfarrer wahrscheinlich harmlos war, aber wer weiß das schon genau. Meine Oma backte später noch oft Bienenstich mit der wunderbaren Puddingfüllung. Später erbte mein Vater das Rezept und war damit auch sehr erfolgreich familiär unterwegs. Heute gibt es einen annähernd so köstlichen beim Bäcker am Arrenberg. Meine Frau kauft ihn gerne mal nach dem Einkauf, dann essen wir ihn auf dem Parkplatz direkt im Auto und summen dazu leise „Lobe den Herrn“.Uwe Becker samy

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