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TAL
IEN 13
D e r , D i e , D a s
M u t t e r t a g - j e t z t a u c h f ü r M ä n n e r !
Die Aufsichtsräte wussten nicht, ob sie vor Ergötzen kreischen
oder besser rasch das Weite suchen sollten. Die Erscheinung war eben-
so unglaublich wie unheimlich. Vom Kopfende des zehn Meter langen
Konferenztisches aus handgehobeltem Mahagoni grinste Doktor Gilb
keck ins Rund. Besser gesagt, das, was von ihm übrig geblieben war. Das
freilich war immer noch mehr, als er zuvor je hergemacht hatte.
»Sie können Ihre Münder wieder zusperren, meine
Herren.« Auch wenn die Altstimme etwas irritierte, der Tonfall ließ kei-
nen Zweifel, dass es sich bei dieser üppigen Endvierzigerin im adretten
Trachtenkostüm um niemand anderen als um den leibhaftigen Pharma-
Vorstand handelte. Und der – beziehungsweise die – genoss sichtlich
die ungewohnte Aufmerksamkeit.
Doch die Tagesordnung drängte. »Wenn Sie sich am meinem
Dekolleté sattgesehen haben, sollten wir zur Sache kommen«, beendete
Gilb das allgemeine Gegaffe. Die Aufsichtsräte, von ihrer aufgekeimten
Lüsternheit selbst peinlich berührt, blätterten verschämt in den Bilanzen.
»Das Produkt heißt Sexus-a-gusto«, fuhr Gilb befriedigt fort.
»Eine Innovation unserer Genforschungsabteilung. Das Prinzip ist so
simpel wie kompliziert. Um es kurz zu fassen: Wir haben das Chromo-
som Sieben umgestülpt, die Neuropeptine etwas aufgepeppt, X und Y
zentrifugiert. Konsequenz: Eine Pille, mit der Mann zu Frau, Männ-
chen zu Weibchen oder auch vice versa Frauchen zu Herrchen wird.
Je nach Lust und Laune, die Herrschaften!« Gilb zog sich mit einem
verschlagenen Lächeln die Stützstrümpfe hoch.
Die Aufsichtsräte rangen rauschig nach Atem. In diesem Kon-
zern war ja schon viel unnützes Zeug erfunden und lukrativ unter die
Leute gebracht worden. Angesichts dieser Aussicht aber expandierten
ungeahnte Märkte vor ihrem geistigen Auge.
Kollege Neureuter aus der Innenrevision war der erste, der
wieder zur Besinnung kam. »Aber das hieße dann ja...«, hub er an.
»Genau das!« fuhr Gilb dazwischen. »Schluss mit Mutterschutz. Ende
der krankenstandtreibenden Vatertagausf lüge. Produktivität durch Fle-
xibilität gleich Muttertag für alle!«
Die Aufsichtsräte erhoben sich applaudierend aus ihren Ses-
seln. Gilb, wiewohl geschmeichelt, winkte launisch ab und lenkte alle
Aufmerksamkeit durch ein schlichtes Öffnen des obersten Blusenknop-
fes wieder konzentriert auf sich. »Wie Sie sehen, meine Herren, ist die-
ses erst der Anfang.« Die Vorständin deutete auf die akkurat vor jedem
Aufsichtsrat postierten Pillenschälchen. »Ich möchte Sie nun bitten,
meinem Beispiel zu folgen.«
Es war am Kollegen Mittermeier, Abteilung Außen-Ski, ers-
te und ernste Bedenken zu äußern: »Aber, Herr, ich meine Frau Dok-
tor...!?« »Wie ich mir, so Sie selbst!« befahl Gilb, während er, sie, es sich
mit dem Füllfederhalter lässig die Wimpern tuschte. »Oder hat sich was
mit Vorzugsaktien!«
Diese Drohung ließ die Aufsichtsräte gehorsam zur Pille grei-
fen. Die Wirkung war frappierend: Wo vorab ein Dutzend graumeliert-
geeichter Herren heimlich, still und leise an seinen Hämorrhoiden litt,
hockten stattdessen nun ebenso viele auftoupierte Damen in Angela-
Merkel-Kostümchen, die vehement die Invasion des britischen Migräne-
Marktes erörterten.
Gilb grinste und notierte befriedigt ins Sitzungsprotokoll: »8.
Mai – Die Mutter aller Tagungen! Frauenquote im Vorstand endlich
erfüllt.« Abends wollte er den Erfolg noch mit einem Gläschen Prosecco
feiern. Doch da hatte ihn sein Hüfthalter bereits umgebracht.
Rüdiger Grothues (Stiftung Hagestolz)
K r i e g s d r o h u n g e n a u s P j ö n g j a n g
R ö s l e r b e s o r g t
Gibt‘s ein neues Gangnam-Style-Video?
Dieser kleine fette Koreaner
dreht langsam völlig ab...
F D P - V o r s i t z e n d e r g e g e n N P D - V e r b o t
H i t l e r - J u n g e R ö s l e r ?
Uns würden die Nazis aber verbieten...
Aber nicht, wenn sie koalieren müssen, hihi
S c h m ü c k e n i e e i n T i e r z u m S c h e r z ,
D e n n e s f ü h l t w i e d u d e n s c h m e r z !
ernst kahl
ari