ItalienOnline 10/2014 - page 15

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der Herr Pfarrer könne mich, wenn der Wagen nicht sofort von sei-
nem Besitzer gebraucht würde, doch damit zur Blockstelle chauffieren.
Indem er mich scharf fixierte, fragte mich der Offizier: „Nehmen Sie
Drogen? Rauchen Sie?“ Nachdem ich beides wahrheitsgemäß verneint
hatte, entschied er: „Na gut, meinetwegen.“
Wer von uns sich mehr freute, der Pfarrer oder ich, kann ich
nicht sagen. Jedenfalls waren wir beide wenig später auf dem Weg zur
Blockstelle. Während der gesamten Fahrt sang mein Chauffeur, so dass
ich mir bald wünschte, zu Fuß aufgebrochen zu sein. Unzählige Male
musste ich mir anhören: „Fahr mich Dreirad, fahr mich fromm. Ele-
fant mich zum Störlökken!“ Wie erleichtert ich war, als ich endlich an
der Blockstelle aussteigen konnte! Der Pfarrer rief mir etwas nach, das
mit einer „neuen Marienverordnung“ zu tun hatte, aber was kümmerte
mich das!
Ich ließ mir von der Tochter des Blockwärters zeigen, wo
Kommissar Kleb war. Er nahm gerade einen Fall auf, den Suizid eines
unbekannten Mannes, der sich unweit der Blockstelle vor einen Zug
geworfen hatte. Sein Kopf war bislang noch nicht gefunden worden.
„Guten Tag, glauben Sie, dieser Fall hat etwas mit meinem Hiersein
zu tun?“, sprach ich den Kommissar an. „Oder mit Brahms?“ – „Wer
weiß?“, erwiderte er. „Möglich ist beides.“ – „Hören Sie, Kleb“, fuhr ich
fort, „ich muss unbedingt wissen, weshalb ich hier bin. Finden Sie es
heraus.“ – „Das wird nicht ganz leicht sein“, meinte Kleb.
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V O N E R N S T K A H L
Ich hielt mich am Außenposten auf, um herauszufinden, wes-
halb ich dort war. Diese Frage beschäftigte mich sehr, denn es war nicht
meine Art, irgendwo hinzureisen, schon gar nicht zum Außenposten.
Für mich lag der Verdacht nahe, dass Brahms etwas damit zu tun hatte,
also verlor ich keine Zeit mit privaten Nachforschungen, sondern ging
gleich zur Polizei.
„Wollen Sie Anzeige erstatten?“, wurde ich vom diensthaben-
den Offizier gefragt. „Gott bewahre, nein!“, entfuhr es mir. Anzeige
gegen Brahms? Ausgeschlossen! Brahms würde mich, sowie er durch
seine Agenten davon erführe, unweigerlich vernichten. Ihm standen
sämtliche Mittel zu Gebote, über die ein totalitärer Herrscher nur ver-
fügen konnte. Von meinem Verdacht musste ich daher schweigen. Was
ich stattdessen vorbrachte, war vielmehr der dringende Wunsch, den
Grund für meine Anwesenheit zu erfahren.„Sprechen Sie mit Kommis-
sar Kleb“, sagte der Offizier vom Dienst, „augenblicklich ist er aller-
dings im Außendienst. Er wurde heute morgen zur Blockstelle gerufen.“
Zur Blockstelle? Ich fragte mich, wie ich dorthin kommen sollte. Da
war es mein Glück, dass in diesem Moment ein älterer Mann die Wache
betrat, der von dem Offizier mit den Worten begrüßt wurde: „Ach, der
Herr Pfarrer! Na? Wieder zurück?“ Hierauf erwiderte der so Angerede-
te, er habe den Ausflug genossen, und pries die Vorzüge des Kraftwa-
gens, den er nun zurückbringe.
„Der Eigentümer ist bereits abgereist“, lautete der Kommentar
des Diensthabenden. Ich mischte mich ein und machte den Vorschlag,
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