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12 I

TAL

IEN

WattLöpptinNYCvonStephenOldvoodel

Rock'n Roll

& F r i k a d e l l e n

& F r i k a d e l l e n

Allee-Stübchen//Fr.-Engels-Allee 182//42285 W‘tal-Unterbarmen//Tel. 0202/897 32 41

Al lee-Stübchen im DEZEMBER 2016

Sa. 3.

Hartz V

Sa. 10.

Recycler

Sa. 17.

The BOW

Frohes Fest!

An allen Konzertterminen öffnen wir um 19 h,

die Konzerte beginnen um ca 20.30 h

Weitere Informationen über die Bands auf unserer Webseite:

www.allee-stuebchen.de

DJ Tr um p a n d t h e E n d o f Mi c r o a g g r e s s i o n

Norbert Elias war ein berühmter Soziologe und er war nie in

Wuppertal. Letzteres ist unergründlich. Ersteres ist unter anderem sei-

nem dann auch sehr schön ausformulierten Nachdenken über den Pro-

zess der Zivilisation geschuldet. Von grunzenden Barbaren, so die These,

hat Mensch sich über viele Generationen hinweg und durch immer rigi-

der durchgreifende Triebsublimierung zu einem glattrasierten Porsche-

fahrer entwickelt, der statt mit denselben Fingern zu essen, durch die

er sich den Rotz aus der Nase schnäuzt, den Eierlöffel vom Teelöffel zu

unterscheiden weiß und auf Strecken ohne Geschwindigkeitsbegrenzung

sachte mit der Lichthupe langsamer fahrenden Verkehrsteilnehmern si-

gnalisiert, doch möglichst auf die rechte Spur zu wechseln. In der Tat:

Wir sind in der zivilisierten Welt – von gelegentlichen kriegerischen oder

sonstwie massenmörderischen Intermezzi abgesehen – schon sehr, sehr

zurückhaltend geworden, so zurückhaltend, dass wir die Kombination

aus „kuckse, Fresse” und nachfolgendem Biernenschlach als atavistisch

brandmarken, sobald das Nasenbluten abgeklungen ist. Epizentren die-

ses Zivilisationsprozesses finden sich gewöhnlich an Hochschulen und

in sehr hochpreisig verdichteten Städten wie Manhattan. Man geht

höflich und zuvorkommend miteinander um und in der akademischen

Debatte leitet man die Äußerung seiner Meinung mit einem zarten „I

feel and with this I don’t want hurt anybodies feelings” ein. Hochschu-

len sind hierzulande wie ein ewiger Parteitag der Grünen. Aggressionen

auszumerzen war Akademikern spätestens seit Ende des Vietnamkrieges

weitgehend gelungen, die nächste Zivilisationsstufe sollte dann über das

Erkennen und Beseitigen von Mikroaggressionen erklommen werden.

Es kam anders. Vor drei Jahren beschloss in Manhattan ein Immobilien-

unternehmer und Fernsehpromi, unter dem Künstlernamen DJ Trump

seine Karriere als Rapper auf eine höhere Umlaufbahn zu schießen. Mit

„Make America Great Again” gelang ihm ein Ohrwurm der vorzüglichs-

ten Güte und wie so ein richtiger Rapper schiss er auf Manieren, Gram-

matik oder Umgangston. „I know words, I have the best words. I have

the best, but there is no better word than stupid”, „grab’em by the pussy”,

„China is fucking us over”, Zeilen wie diese fanden abseits von Univer-

sitäten und städtischen Verdichtungsräumen erstaunliche Resonanz, ja,

sie wurden von Breitbart News sogar als politisch empfunden. „That song

might get you to the White House”, witzelte Ivanka im Dezember 2013.

Der Rest ist Geschichte. An den Universitäten des Landes klingt der-

zeit das Nasenbluten langsam ab und der Secret Service hat Manhattan

um den Trump Tower herum rasch in eine Festung verwandelt. Letzte-

re ist unergründlich. An den Hochschulen des Landes muss hingegen

die Sensorik gegenüber Aggressionen völlig neu geeicht werden. Zeiger,

die schon bei einer Mikroaggression, also einer Tausendstel Aggression

ausschlagen, würden sich ja spätestens nach der Inauguration von DJ

Trump völlig verbiegen, denn eines ist klar: Universitäten sind keine El-

fenbeintürme. Welches Maß an Vulgarität, körperlichem Einsatz und

ausgelebtem Hass im akademischen Miteinander noch als Okay gelten

könne und wann die Grenzen zur Barberei überschritten seien, darüber

wird auch abseits soziologischer Seminare derzeit eifrig gestritten. Die

einen halten es mit Michelle Obama und sagen: „When they go low, you

go high”. Allerdings hat diese Haltung am 8. November stark an Anzie-

hungskraft eingebüßt. Norbert Elias wird sich in seinem Grab in Ams-

terdam vermutlich dreimal umdrehen, wenn er die derzeit in den USA

durch DJ Trump popularisierte Variante des Zivilisationsprozesses hören

könnte: „Yo, what the fuck you lookin‘ at, I‘ll kick your fuckin‘ ass! Shit

yeah.” Es bleibt zu hoffen, dass er es als US-Präsident bei Aggressionen

bewenden lässt und nicht etwa das Wort Makroaggression mit Leben

erfüllt.