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TAL
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B I L D E R , D I E W I R N I C H T V E R S T E H E N
V O N E R N S T K A H L
Ein Filmteam soll meinen persönlichen Abstieg dokumentie-
ren. Doch leider interessiert es sich nur für meinen Kleiderschrank.
„Das Netz der bösen schwarzen Fledermaus überzieht die gan-
ze Stadt“, lautete die neueste Nachricht des Tages. An ebendiesem Tag
kam ein Filmteam zu mir, um meinen Niedergang zu dokumentieren.
Die erklärenden Worte zu den Aufnahmen, die mich bei verschiedenen
misslingenden Tätigkeiten zeigten, sprach ich selbst. Ich begann mit
dem Satz: „Während ich mich hier schwerfällig, ungeschickt und wi-
derwillig im Raum bewege, rase ich durch die Zeit, die ebenso wie der
Raum bloß eine Illusion sein soll.“
Zur Illustration meiner Bewegung im Raum zerschlug ich ein
volles Weinglas an einem metallenen Lampenschirm. Was ich dabei un-
erwähnt ließ: Volle Weingläser an Lampen zu zerschlagen ist unerläss-
lich bei der Brautwerbung – doch das soll uns nicht weiter kümmern.
Vielmehr erwähnte ich in meinen Ausführungen unter anderem, dass
man sich entscheiden müsse, welche der eigenen Körperpartien man im
Leben waschen wolle und welche nicht. In diesem Zusammenhang sah
ich von einer entsprechenden Demonstration ab und ließ alle darüber im
Unklaren, an welchen Stellen ich mich zu waschen pflegte. Die Filmleu-
te interessierten sich dafür aber weit weniger als etwa für meinen Klei-
derschrank, den ich ihnen im Freien als Naturphänomen vorführte. Ich
öffnete die Türen, zog Schubfächer heraus und klappte auch etwas schräg
auf. Nicht das Geringste deutete darauf hin, dass die Kleidungsstücke
in diesem Schrank dazu neigten, sich zu verdoppeln. Es war mir zudem
unmöglich, einen Beweis dafür zu erbringen. Deshalb wurde die Arbeit
abgebrochen, und wir beschlossen, etwas ganz anderes zu filmen.
Nachdem die Ausrüstung wieder eingepackt war, machten wir uns zu
Fuß auf, um in der Nähe einen neuen Drehort zu suchen. „Vielleicht gibt
es hier irgendwo etwas Interessantes“, meinte der Regisseur, „die Gegend
ist ja vielversprechend. Es war ein sonniger, nicht zu warmer Sommer-
nachmittag, und niemand dachte mehr daran, dass in den Nachrichten
behauptet worden war, das Netz der bösen schwarzen Fledermaus über-
zöge die ganze Stadt.
Unterwegs passierten wir ein eingezäuntes, von hohen alten Bäumen
bestandenes Grundstück, das ich nicht kannte. Das solide Gartentor
zwischen den gemauerten Pfosten war halb geöffnet. Weil ich von allen
in unserer Gruppe am dichtesten daran vorbeiging, sah ich neugierig hi-
nein. Mein Blick traf auf eine Gestalt, die hinter dem linken Torpfosten
gestanden hatte und jetzt hervorkam. Ich wollte aufschreien, erstarrte
jedoch im selben Moment vor Schreck. Ein großer, pelziger Affe stand
aufgerichtet vor uns, halslos, mit grimmigem Maul und schwarz umran-
deten Augen. Wir wichen zurück. Keiner von uns wusste, was zu tun
war, Todesangst erfüllte alle. Im Nu erhob sich die Bestie in die Luft,
sodass sie wie eine monströse Eule oder Fledermaus drohend über uns
schwebte. Dann stürzte sie auf den Kameramann herab – nein, nichts
dergleichen geschah, es ist alles völlig frei erfunden. Als ob sich irgendje-
mand für meinen Niedergang interessierte!
M e i n N i e d e r g a n g
v o n E u g e n E g n e r
I N M E I N E M…
•••Bekanntenkreis sind nicht wenige, die in ihren Speisen oder in anderen ab-
strakten Dingen und Mustern vermeintliche Gesichter und vertraute Wesen
oder Gegenstände zu erkennen glauben. Ich musste bisher darüber schmun-
zeln. Als ich aber vor einigen Tagen dieses Gesicht in meinem Erbseneintopf
mit Mettwurst erkannte, ging ich dann doch mal mit Beweisfoto zu meinem
Augenarzt. Und? Bingo! Ich habe tatsächlich Pareidolie im Endstadium.
Horst Scharwick
D A M A L S …
••• im schulischen Sportunterricht fragten wir uns, warum die Medizinbälle
so groß und schwer waren. Bis sich ein Mitschüler beim Baggern (Volleyball)
eines Medizinballs die Handgelenke brach und der Sportlehrer einen gewal-
tigen, gusseisernen Erste-Hilfe-Kasten aus dem Medizinball herausholte. Das
erklärte einiges.
Benjamin Weissinger
A L L E …
•••die jetzt immer diese Parallelgesellschaften der Ausländer kritisiieren, de-
nen muss ich jetzt mal sagen, dass ich das gar nicht so unheimlich schlimm
finde. Ich kenne so viele Deutsche, die auch nicht unbedingt mit mir zusam-
men leben und sich anpassen. Da gibt es mehr als einen ganzen Sack von.
Nehmen wir doch nur den Herrn Beuler aus der dritten Etage, den alten Mie-
sepeter, der geht nur zur Arbeit und zum Aldi und dann hockt der ansonsten
in seinem Wohnzimmer und guckt jahrelang Videos. Oder die alte Frau Bra-
selmann aus der zweiten Etage, die, will ich ihr die Tasche hochtragen, mich
böse anschaut, den Kopf schüttelt und mir auf die Finger haut. Oder Kotten-
kötters von gegenüber - grüßen die mich zurück, wenn ich höflich „Guten
Morgen, ihr heterosexuellen Mauerblümchen!“ sage? Lassen wir dochmal die
Kirche im Dorf, Leute.
Harry vomHombüchel
B I R N E L E B T ! ?
Scheiße Helmut,
Madame Tussaud
hat angerufen...