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M i s t e r S o f t e e v s . N e w Y o r k I c e C r e a m
Wenn zum Sommer hin die Temperaturen in der Stadt stei-
gen, kann sich das Ohr der New Yorker wieder an einer vertrauten Me-
lodie erfreuen, die Meldodie der mobilen Verkaufsstände für Speiseeis.
Mister Softee, derzeit mit 400 Verkaufsfahrzeugen der Markführer beim
Softeis auf den Straßen New Yorks, hat dazu einen richtig nervenden
Jingle, der sich allerdings zwischen Autolärm, Martinshörnern und
Hubschraubergetöse durchsetzen kann und Eis-hungrige Kunden Zom-
bie-gleich zu den Verkaufsstellen lockt. Der Einstiegspreis liegt derzeit
bei 4 Dollar, der Materialeinsatz vielleicht bei 20 Cents und die Kosten
für den Truck und das Personal lassen immer noch eine vergleichsweise
riesige Gewinnspanne zu. Selbst Heroin ist auf den Straßen New Yorks
kaum teurer. Mit der Größe der Gewinnspanne wächst freilich auch der
Neid, denn New York wird schon lange nicht mehr ausschließlich von
charakterfesten Menschen bewohnt. Einer der Neider hört auf den Na-
men Dimitrios Tsirkos.
Jetzt aber mal ohne rassistisch rüberkommen zu wollen: Die-
ser alte Grieche hat sich das Neidgelb aus dem Gesicht gewischt, hat
ein paar ausrangierte Mister Softee Ice Cream-Trucks ergattert, sie et-
was aufgemöbelt, notdürftig umbenannt und mit Verkaufspersonal be-
stückt, das sich in Revierkämpfen der Drogenmafia Sporen und wohl
auch Narben erworben hat. Als Firma mit Namen Master Softee hat
man sich dann bereits im vergangenen Jahr immer gleich neben die
Konkurrenz gestellt und dieser schließlich bis heute zumindestens in
Midtown Manhattan die Freude am Geschäft verdorben. Es erinnerte
dabei zuweilen an Szenen aus den berüchtigten Softeis-Kriegen der spä-
ten 1960er Jahre, als Entführungen von Verkaufspersonal ebenso an der
Tagesordnung waren wie die Inbrandsetzung oder gar Sprengung von
Verkaufsfahrzeugen bzw. Manipulationen an deren Bremsanlagen. Sei-
nerzeit hatten schließlich eine Handvoll Veteranen aus dem Vietnam-
krieg die Auseinandersetzung zu Gunsten von Mister Softee entschieden
und mit nur wenigen Ausnahmen hatte seither Ruhe und Ordnung auf
dem New Yorker Softeis-Markt geherrscht.
Damit scheint es aber erst einmal vorbei zu sein. Einen Teil
der Schuld würde man vielleicht in der fehlenden Reglementierung des
Marktes durch die Stadtverwaltung finden. Die Stadt begrenzt die An-
zahl der in ihr umherfahrenden Verkaufswagen nicht und es gilt das
alte Mühlengesetz „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Einen weiteren
Teil der Schuld könnte man in einem Gerichtsurteil gegen Dimitrios
Tsirkos finden, wenn man denn suchte. Er solle – so der Richter – künf-
tig unter den Namen New York Ice Cream seine Ware verkaufen und
überdies der Firma Mister Softee eine riesige Stange Geld für entstan-
denen Schaden abdrücken. Das kann Herr Tsirkos freilich nur, wenn
er auch viel Geld verdient. Dafür müsste er auch künftig die Trucks
von Mister Softee von der Straße rempeln. Deren Geschäftsführer, Jim
Conway, hatte sich aber mittlerweile in der Firmenchronik versenkt und
war dabei auf den Schlüssel zum Frieden aus der Vergangenheit gesto-
ßen. Mehr als 90.000 Veteranen mit mehreren Einsätzen in Afghanistan
und/oder Irak zählt das zuständige U.S. Department of Veterans Affairs
zur Zeit, die Mehrzahl von ihnen mit allen Risiken und Nebenwirkun-
gen urbaner Kriegsführung vertraut. Kriegsveteranen und Mister Sof-
tee, so Conways Schreiben an die Behörde, seien so etwas wie natürliche
Verbündete: Harte, oft an der Seele verletzte Männer können wirksame
Heilungsschritte beim Aushändigen von Softeis – auch and Kinder – er-
leben und außerdem seien andere Arbeitsmarktsegmente für Veteranen
wie Rausschmeißer, Privatpolizei oder Wachmann ziemlich überbucht.
Mister Softee biete Veteranen darüber hinaus seit dem Vietnamkrieg die
Schokostreusel auf dem Eis umsonst an. Conway bekam die gewünschte
Namens- und Adressliste. Mit Mark Rodriguez steht nun der erste ehe-
malige Army Ranger mit seinen Erfahrungen aus Kabul und Kandahar
in einem Mister Softee Truck an der 33. Straße nahe beim Madison
Square Garden. Im Augenblick, so jüngst eine Bestandsaufnahme hiesi-
ger Medien, sei die Lage zwar angespannt, aber doch ruhig. Das könnte
sich aber schlagartig ändern, wenn die einen das Geld zu gerne hätten,
was derzeit noch in die Taschen der anderen wandert.