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I

TAL

IEN 9

D a s B e s i n g e n d e r I n s e l n

v o n E u g e n E n g e r

B I L D E R , D I E W I R N I C H T V E R S T E H E N

V O N E R N S T K A H L

Verdammt nah an der Gastronomie.

Besuchen Sie uns auch im Internet!

www.katzengold.org

Luisenstr. • 42103 Wuppertal • Tel. 0202/30 45 26

Frühstück: Mo - Fr 8 -12 Uhr • Sa 9 - 13 Uhr • So 10 - 13 Uhr

Essen: Mo - Fr 12 - 23 Uhr • Sa 13 - 23 Uhr • So 13 - 22 Uhr

täglich geöffnet: Ende offen!

1. Feb., 23.15 Uhr

Superbowl XLIX

(mit Ton auf Leinwand!)

Konzer t irgendwann im Februar:

Kai & der Anwalt

Trotz der Wahl eines Pseudonyms sind Insellieder nicht leicht

unters Publikum zu bringen, das aus drei seltsamen Damen vom Fest-

land besteht.

Unter einem Pseudonym wollte ich, der ich in der freien Na-

tur für gewöhnlich nicht vorkomme, die Inseln grob besingen, aber nur

beim Rasenmähen, damit mich niemand hörte. Die Findung des Pseu-

donyms stellte kein großes Problem dar, mir kam dabei zugute, dass ich

einst über Wirtschaftsromantik promoviert hatte. Zwei Semester lang

hatte unser Professor, ohne es zu bemerken, nur alberne Namen an

die Tafel geschrieben, bis er in den Ruhestand geschickt wurde, was er

ebenfalls nicht bemerkte. Ich hatte stets alles notiert und verfügte nun

über eine reiche Auswahl.

Nach reiflicher Überlegung wählte ich einen Künstlernamen,

den ich hier nicht nennen kann, da ich mein Pseudonym zu Lebzeiten

begreiflicherweise nicht lüften will. Außer dem Pseudonym trug ich

damals nur eine seltsame Halskette. Allein im Traum konnte ich erken-

nen, woraus sie bestand und wie sie aussah, beim Aufwachen vergaß ich

es wieder. Ich dankte meinem Biografen im voraus für seine Mitarbeit,

und er hielt sodann getreulich fest, was geschah.

Eines Dienstagnachmittags fuhren drei ältere Damen auf syn-

thetische Weise vor und hielten bei meinen Schuhspitzen. Ich erwachte

unsanft, eine Erklärung verlangend. Die drei kamen dem Vernehmen

nach von keiner der Nachbarinseln, sondern vom Festland. Wie sie wei-

ter zu verstehen gaben, waren sie deutschen Glaubens und auf einer

Mission. Ihre Mission bestand im Dokumentieren der musikalischen

Inselfolklore nach 1827 für nachfolgende Generationen.

Durch irgendeinen Zufall, vielleicht infolge einer Schwach-

stelle in meiner Geheimhaltung, wussten sie von meiner Absicht, die

Inseln grob zu besingen, kannten aber nicht mein Pseudonym. Sie hat-

ten nichts Geringeres vor, als dabei zu sein und die akustische Doku-

mentation zu besorgen. Zu diesem Zweck führten die Damen ein Mag-

netophonbandgerät mit, welches in meiner Nähe jedoch sofort aufhörte

zu funktionieren.

Der Erfolg der ganzen Mission war jäh in Frage gestellt. Weil ich eine ge-

wisse Schuld empfand, baute ich den Rasenmäher so um, dass mit ihm

akustische Signale direkt sendefähig in Mono-Eternitwalzen geschnit-

ten werden konnten. Dieses Verfahren bot die beste von Menschen

überhaupt zu erzielende Tonqualität.

Die Damen dankten mir im voraus für meine Mitarbeit.

Ohne Themen wie Vertrag, Vergütung oder Aufwandsentschädigung

gestreift zu haben, begannen wir bei freundlicher Witterung mit den

Aufnahmen. Es war schockierend, wie ich mit weit aufgerissenem Mund

und ganz falscher Stimme sowohl die Tradition der westeuropäischen

Vokalkunst beschmutzte als auch mein ambitioniertes Vorhaben ad ab-

surdum führte.

Das Geräusch des Rasenmähers übertönte mildtätig meinen groben

Gesang, so dass nachfolgende Generationen nur ein Motorgeräusch

hören würden. Groß war die Pracht dieser Aufnahmen. Wegen ihres

Riesenerfolgs bei Eichhörnchen wurde die gesetzliche Frist für Insellie-

der verlängert.