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D a s B e s i n g e n d e r I n s e l n
v o n E u g e n E n g e r
B I L D E R , D I E W I R N I C H T V E R S T E H E N
V O N E R N S T K A H L
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1. Feb., 23.15 Uhr
Superbowl XLIX
(mit Ton auf Leinwand!)
Konzer t irgendwann im Februar:
Kai & der Anwalt
Trotz der Wahl eines Pseudonyms sind Insellieder nicht leicht
unters Publikum zu bringen, das aus drei seltsamen Damen vom Fest-
land besteht.
Unter einem Pseudonym wollte ich, der ich in der freien Na-
tur für gewöhnlich nicht vorkomme, die Inseln grob besingen, aber nur
beim Rasenmähen, damit mich niemand hörte. Die Findung des Pseu-
donyms stellte kein großes Problem dar, mir kam dabei zugute, dass ich
einst über Wirtschaftsromantik promoviert hatte. Zwei Semester lang
hatte unser Professor, ohne es zu bemerken, nur alberne Namen an
die Tafel geschrieben, bis er in den Ruhestand geschickt wurde, was er
ebenfalls nicht bemerkte. Ich hatte stets alles notiert und verfügte nun
über eine reiche Auswahl.
Nach reiflicher Überlegung wählte ich einen Künstlernamen,
den ich hier nicht nennen kann, da ich mein Pseudonym zu Lebzeiten
begreiflicherweise nicht lüften will. Außer dem Pseudonym trug ich
damals nur eine seltsame Halskette. Allein im Traum konnte ich erken-
nen, woraus sie bestand und wie sie aussah, beim Aufwachen vergaß ich
es wieder. Ich dankte meinem Biografen im voraus für seine Mitarbeit,
und er hielt sodann getreulich fest, was geschah.
Eines Dienstagnachmittags fuhren drei ältere Damen auf syn-
thetische Weise vor und hielten bei meinen Schuhspitzen. Ich erwachte
unsanft, eine Erklärung verlangend. Die drei kamen dem Vernehmen
nach von keiner der Nachbarinseln, sondern vom Festland. Wie sie wei-
ter zu verstehen gaben, waren sie deutschen Glaubens und auf einer
Mission. Ihre Mission bestand im Dokumentieren der musikalischen
Inselfolklore nach 1827 für nachfolgende Generationen.
Durch irgendeinen Zufall, vielleicht infolge einer Schwach-
stelle in meiner Geheimhaltung, wussten sie von meiner Absicht, die
Inseln grob zu besingen, kannten aber nicht mein Pseudonym. Sie hat-
ten nichts Geringeres vor, als dabei zu sein und die akustische Doku-
mentation zu besorgen. Zu diesem Zweck führten die Damen ein Mag-
netophonbandgerät mit, welches in meiner Nähe jedoch sofort aufhörte
zu funktionieren.
Der Erfolg der ganzen Mission war jäh in Frage gestellt. Weil ich eine ge-
wisse Schuld empfand, baute ich den Rasenmäher so um, dass mit ihm
akustische Signale direkt sendefähig in Mono-Eternitwalzen geschnit-
ten werden konnten. Dieses Verfahren bot die beste von Menschen
überhaupt zu erzielende Tonqualität.
Die Damen dankten mir im voraus für meine Mitarbeit.
Ohne Themen wie Vertrag, Vergütung oder Aufwandsentschädigung
gestreift zu haben, begannen wir bei freundlicher Witterung mit den
Aufnahmen. Es war schockierend, wie ich mit weit aufgerissenem Mund
und ganz falscher Stimme sowohl die Tradition der westeuropäischen
Vokalkunst beschmutzte als auch mein ambitioniertes Vorhaben ad ab-
surdum führte.
Das Geräusch des Rasenmähers übertönte mildtätig meinen groben
Gesang, so dass nachfolgende Generationen nur ein Motorgeräusch
hören würden. Groß war die Pracht dieser Aufnahmen. Wegen ihres
Riesenerfolgs bei Eichhörnchen wurde die gesetzliche Frist für Insellie-
der verlängert.