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12 I

TAL

IEN

WattLöpptin

NYC

vonStephenOldvoodel

C W - W:

N e w Y o r k ‘ s L a s t I m p r e s a r i o

Als Claas Wiesen-Wach (CW-W) noch in Berlin lebte, das war bis in die

1990er Jahre, da drehten sich seine Gedanken zunächst um ein gleicherma-

ßen mühsames, wie erfolgloses Medizinstudium, um die Verwandlung einer

ehemaligen Margarinefabrik in der Auguststraße in Berlin-Mitte in ein pul-

sierendes Zentrum für zeitgenössische Kunst (einschließlich der Kunst des

Feierns von Eröffnungsparties) und schließlich um eine angemessene Defi-

nition des Begriffs “Impresario” für das heraufdämmernde 21. Jahrhundert.

Klassischerweise, also in den Jahrhunderten 17 bis 19, war ein Impresario

unternehmerischer Leiter eines Theaters oder Opernhauses, war also für

die erfolgreiche Vermarktung von Produktionen des Hauses zuständig. In

Jahrhundert 20 rührte sich dann noch eine Prise Mäzenatentum mit in

den Begriff, vor allem, wenn es um Bereiche geht, die so elitär und darum

strukturell defizitär sind wie zeitgenössische Kunst. Was die überwiegende

Mehrheit mag, ist eher Reklame und allenfalls Musikantenstadl. Avantgar-

de braucht Subventionen.

Mit Akquise öffentlicher Mittel für nicht mehrheitsfähige Kunst

hatte Claas Wiesen-Wach in Berlin an den dortigen Kunstwerken einige

Erfahrungen sammeln können, bevor ihn Hannah Cold 1995 nach New

York an das P.S. 1 Center for Contemporary Art holte. Claas, das hatte

Hannah in ihren ersten Gesprächen mit ihm rasch heraushören können,

hasste die intellektuelle Überheblichkeit von Kunstkuratoren, die einem

immer wieder wortreich zu erklären versuchten, warum und vor allem wie

man zeitgenössische Kunst schön zu finden habe. Claas war da mehr ein

Mann der Tat, einer der eine Party organisieren und dafür die notwendigen

Gelder auftreiben konnte. Warum die Party dann letztlich stattfand, das

war Claas eher schnuppe, denn solange eine Party in einem Kunst-Museum

stattfindet, muss sie – ganz unabhängig von den Inhalten – nicht nur kunst-

affin sein, sondern immer auch mindestens künstlerisch. Promis mögen

solche Art leichter Kost. In Windeseile hatte Claas das P.S. 1 zu einer sehr

erfolgreichen Disco umfunktioniert und bekam dafür den Titel des Direk-

tors. Promis bot er seichte Unterhaltung in künstlerisch ambitioniertester

Umgebung, sie ließen sich dafür mit ihm ablichten und halfen auf diese Art

bei der Mittelakquise.

Dann kam das Museum of Modern Art. Dem MoMA war über

die Jahrzehnte ein wenig die Avantgarde verlustig gegangen und eine stra-

tegische Partnerschaft mit dem P.S. 1 sollte das Tor zum 21. Jahrhundert

für das MoMA weit aufstoßen. Sie ahnen es vielleicht: Aus dem Direktor

des P.S. 1 wurde in Personalunion der Chief Curator at Large des MoMA.

Dabei hatte Claas bis dato nicht einen zitierfähigen und moderne bzw. zeit-

genössische Kunst beschreibenden Satz produziert und wollte sich zu so

etwas auch bis heute nicht herablassen, was ihm erheblichen Neid einge-

tragen hat. Verstockte, ehemalige MoMA-Kuratoren des Schlages Robert

Storr oder Peter Galassi warfen dem Museum vor, sich zu einem Auffüh-

rungsort von “Des Kaisers neue Kleider” heruntergewirtschaftet zu haben,

nur um zu hören, dass Museum stehe wirtschaftlich so gut da wie lange

nicht. Rentablität hin oder her, auch ein MoMA darf sich sein Geld nicht

selber drucken und was den Kunstwerken in der Auguststraße der Berli-

ner Senat war, ist dem MoMA das Board of Trustees, der Ausschuss der

Mäzene. Zwischen dem Board und Claas hängt der Haussegen schief. Die

Mäzenin Agnes Gund hatte während einer Board-Sitzung die Frage aufge-

worfen, ob ein Instagramm-Foto von Claas mit Madonna den Shit-Storm

der Kritiker aufzuwiegen in der Lage wäre, die sich das Museum jüngst mit

einer Ausstellung von Hüten der Sängerin Björk eingehandelt habe. Das

Museum, so Agnes, habe keine Abteilung für Musik und die Hüte gehör-

ten vielleicht in eine Design-Ausstellung, nicht aber zwischen Picassos oder

Rodins. Ein Hinweis von Herrn Wiesen-Wach als Ausstellungsmacher auf

den angeblichen Erfolg der Eröffnungsparty wolle sie nicht als Begründung

der Ausstellung durchgehen lassen. Sie sei sowohl der Party, als auch der

Ausstellung aus Protest ferngeblieben. Claas Wiesen-Wach verspiele den

Ruf des Museums als weltweit führender Einrichtung für moderne und zeit-

genössische Kunst. Museumsdirektor Glenn Lowry übermittelte Claas die

schlechte Stimmung im Board und riet ihm, noch vor der Eröffnung einer

geplanten Schau mit von Gwyneth Paltrow gebrauchten Yoga-Matten etwas

für seinen Ruf als ernsthafter Kurator zu tun oder wahlweise selber als zeit-

genössischer Künstler in Erscheinung zu treten. Claas entschied sich offen-

sichtlich zu letzterem und ist dieser Tage als CW-W auf den Bürgersteigen

von Midtown Manhattan unterwegs. In einen bodenlangen und leinenwei-

ßen Staubmantel der Firma J. Peterman gehüllt murmelt er mit weit aufge-

rissenen Augen Worte, die ihm so gerade durch den Kopf gehen, dann und

wann unterbrochen von einem “Repent!” oder “It‘s Gonna Rain!” Das ist

zumindestens mehrschichtig, hat was von Leonard Cohen und Steve Reich

und ist als Konzeptkunstwerk nicht ohne Selbstironie, denn “dusting off

the sidewalks” ist im Sprachgebrauch pubertierender Jungen verdammt nah

an der Onanie, dem Urteil, das CW-W oft für Kuratoren-Texte benutzte.

Claas muss jetzt nur noch ein Weilchen durchhalten.

Rock'n Roll

& Bratkartoffel

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