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TAL
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M E I N J A H R A L S P O R R E E
•••Ein Jahr lang war ich ein Porree. Anfangs war es eine ganz schöne Umstel-
lung. Aber irgendwann gings. Ich bin aufs College gegangen wie jeder an-
dere, bin auf Partys gegangen, hatte Hobbys, ich denk mal wie jeder andere
auch. Ich war auch engagiert bei so einer Bürgerrechtsbewegung, die sich für
die Rechte von anderen und so einsetzt. Aber eigentlich war ich da nur we-
gen diesemMädchen…naja, sie war unglaublich hübsch und hatte was aufm
Kasten. An mir mochte sie glaube ich meinen Humor. Wir haben viel gelacht,
oft grundlos und so, oder nein, nur wir beide wussten irgendwie, wieso, und
wenn andere uns komisch angeguckt haben, dann haben wir nur noch mehr
gelacht. Ich hab so gelacht, dass meine grünen Fransen oben total geraschelt
haben. Das war übrigens noch so ne Sache. Es hat sie überhaupt nicht gestört,
dass ich ein Porree war. Also wenn ich mir überlege, als ich noch kein Por-
ree war, hätt ich nie was mit einer angefangen, die ein Porree gewesen war
oder gewesen wäre, kein Plan. Aber dann so, dank ihr, und weil ich selbst ein
Porree gewesen wäre, hab ich alles ein bisschen anders gesehen. Naja und
dann...wollte sie mich ihren Eltern vorstellen. Aber sie hatte sich nicht getraut
zu sagen, dass ich ein Porree bin. Naja und ich war an dem Abend etwas zu
früh da, ich so geklingelt, ihre Mutter macht auf, guckt total überrascht, zuckt
dann mit den Schultern, trägt mich in die Küche und schnibbelt mich echt in
die Suppe. Dann gabs einen Riesenkrach und mein Mädchen hat unheimlich
geweint. Die Mutter war wohl auch ein bisschen geschockt, meinte dann aber
halt, dass sie in die Suppe halt gerne Porree reinmache. Und dann waren sich
ihre Eltern und sie irgendwie einig, dass es einfach ein bedauerliches Missver-
ständnis war, naja, und dann meinte ihre Mutter noch, dass ich ja immer ein
Teil von ihr sei, wenn sie die Suppe mit mir drin essen würde, und der Vater
nur so, es werde ohnehin gegessen, was auf den Tisch komme...ab da weiß
ich nicht mehr, weil ich dann irgendwie verkocht bin. Unterm Strich war mein
Jahr als Porree also doch nicht so toll. Ich bin aber nicht wütend darüber, wie
es ausgegangen ist. Nur traurig. B
enjamin Weissinger