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I

TAL

IEN 15

Ab sofort im guten Bier…äh, Buchhandel

Prost - Das Buch zum Bier

POLO (Hrsg)

128 farbige Seiten - Hardcover, Format 16 x 16 cm,

ISBN 978-3830334163

Euro 9,99

u.a. mit Beiträgen von Wuppertaler Autoren und Zeichnern:

Mitch Heinrich, MC Graeff, Jorgo, Uwe Becker und POLO.

H A R R Y V O M H O M B Ü C H E L

B e z i e h u n g s s t a t u s :

E s i s t k o m p l i z i e r t , s e i t i c h S i n g l e b i n

v o n J a s m i n a K u h n k e

Als neuerdings Alleinerziehende erschließt sich mir eine bis-

her unbekannte Welt, welcher ich zuvor fälschlicherweise keinerlei

Aufmerksamkeit zukommen ließ: Die Sozialnetzwerk-Anmache! Bevor

ich verlassen wurde, konnte man bei Interesse meinem Facebook Bezie-

hungsstatus entnehemen, dass ich mich in einer Beziehung befunden

habe, verlobt gewesen und glückliche Mutter von vier Kindern bin. So

kam es nur vereinzelt zu Freundschaftsanfragen der besonderen Art.

Dies änderte sich nun schlagartig, denn ich änderte meinen Status, auch

im Sinne der Verarbeitung der Trennung, recht freimütig von „verlobt“

in „Single“ um. Frau muss ja nach vorne blicken: Mega-fail! Mega-super-

fail! Nun erhalte ich im täglichen Rhythmus neue Freundschaftsanfra-

gen von dubiosen Gestalten. Männer, die man sonst nur am Ende von

schlechten Parties antrifft und vor denen Frau versucht, gekonnt hin-

ter choreographischen Tanzeinlagen versteckt und so schnell die High

Heels es zulassen, zu flüchten.

Da sind beispielsweise die Anfragen von Schwarzafrikanern,

mal mit gelblich, mal rötlich schimmernden Skleren. Die führen sich

auf, als sei man eine verheißungsvolle, dralle blonde Krankenschwes-

ter, welche nur darauf gewartet hat, sich von ihnen begatten zu lassen,

um letztendlich drei bis zehn dieser wunderschönen Mischlingskinder

alleine groß zu ziehen. Deren Anschreiben beginnt immer, wirklich im-

mer mit besonders viel Hingabe und Kreativität, so dass Frau sich schon

durch den einleitenden Satz äußerst wertgeschätzt fühlen darf: „Hey

Baby, you wanna fuck?!“ Da hilft nur ein schlichtes „Nein danke!“ und

blocken. Auch die Herren in Sakko und Krawatte, die vorerst seriös er-

scheinen, kommen in den Genuss meinerseits geblockt zu werden, denn

diese Exemplare der Gattung Internet-Lover schrecken auch davor nicht

zurück, mir hin und wieder ungefragt und vor allem kommentarlos Bil-

der ihrer Donnerlunte über den Messanger zukommen zu lassen. Ich fra-

ge mich, ob sie jemals eine Frau damit beeindrucken können und diese

ihnen glückselig antwortet: „Oh, du hast aber ein schönes Glied, magst

du mein Facebookfreund werden?!“ Schön ist auch die Charmeoffensive

von ausländischen Verehrern, die in gebrochenem Englisch versuchen,

meine Aufmerksamkeit zu erhaschen! Mehr als „Are you Single“ ist dem

Kauderwelsch bei bestem Willen nicht zu entnehmen. Blocken! Ganz,

ganz schnell blocken!

Besonders ins Herz geschlossen habe ich die Arten menschli-

cher Zeitverschwendung, die mir unverhofft Heiratsanträge machen, um

im selben Atemzug Nacktfotos von mir einzufordern! Nachvollziehbar,

wer möchte schon jemanden heiraten, von dem man nicht alles, wirklich

bis ins Detail alles erkundet hat, außer man gehört einem Glaubens-

kreis an, der Ganzkörperverschleierten huldigt... Aber ob die Damen

im world-wide-web surfen dürfen, ist wiederum eine andere Frage! Ich

meinerseits schrecke dann nicht davor zurück, genaustens, wirklich bis

ins kleinste Detail davon zu berichten, wie sich vier Kinder ihren Weg

durch meinen kachektischen Körper und ans Licht der Welt erkämpft

haben! Das sollte Schocktherapie genug sein, aber weit gefehlt: Manchen

Herrn scheint nicht mal das zu schrecken... Was für eine Welt! Auch du,

mein Freund, wirst geblockt! Jemand, der Nacktfotos einer vierfachen

alleinerziehenden Mutter sehen möchte, kann nur völlig auf sexuellen

Abwegen sein, denn nicht mal ich möchte das sehen! Und statt meinen

pädagogischen Erziehungsauftrag zu erfüllen, beantworte ich weiter flei-

ßig Anfragen von fehlgeleiteten, vereinsamten Mannsbildern. Pflichtbe-

wusst wie ich nun mal bin, gehe auf Sorgen und Nöte dieser ein und

hoffe, dass am Ende des Tages keiner dieser Versager euch anschreiben

mag. Ich trage diese Last gerne, weil ich euch mag und ein äußerst em-

pathisches Wesen bin!

Allerdings wünsche ich mir manchmal insgeheim einen Part-

ner herbei, nur um meinen Facebook-Beziehungsstatus wieder ändern

zu können... Wir sehn´ uns auf Facebook Leute, schreibt mir ruhig und

schickt mir ein paar nette Bildchen, ich freue mich über die Inspiration!