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12 I

TAL

IEN

WattLöpptin

NYC

vonStephenOldvoodel

Vom Cinema?

Keine 5 Minuten zu Fuss!!!

O n e T i c k e t p e r M i n u t e :

B r i a n L a R o c h e , P r e s i d e n t

Manhattan atmet. Morgens zwischen vier und neun kommen

1,5 Millionen Menschen auf die Insel, abends zwischen vier und neun

geht es über Brücken und durch Tunnel zurück in die Vorstädte und Au-

ßenbezirke. “Bridge and Tunnel Folks” heißt dieser werktägliche Atem-

zug abfällig bei den 1,5 Millionen Menschen, die ein Bett in Manhattan

zu stehen haben, ganz so, als sei es schlechter Atem.

Ein nicht unerheblicher und den ÖPNV verachtender Teil

des Atemzugs muss über diesen Spott hinaus auch noch die Bürde der

Parkplatzsuche auf sich nehmen. Morgens um vier mögen da noch eini-

ge Stellplätze zu finden sein, um acht dann garantiert nicht mehr und

ein Mietparkplatz in den Bürovierteln von Manhatten kostet wenigs-

tens $25 am Tag oder $500 im Monat. Ein Ticket, also das Strafmandat

für fehlerhaftes Parken, kostet ab $125 aufwärts, und es gibt inmitten

dieser ja nun doch eher wissensbasierten Erwerbsgesellschaft noch er-

staunlich viele Menschen, die meinen, Falschparken sei auch auf Dauer

kostengünstig. 2015 wurden in Manhattan gut neun Millionen Tickets

unter Scheibenwischer geklemmt und spülten knapp $600 Millionen in

die Stadtkasse. Sie merken auch ohne Hilfe eines Computers, dass die

Rechnung so nicht stimmen kann. Etwa ein Drittel der Tickets landet

an Fahrzeugen der Bridge and Tunnel Folks, also Menschen, die aus dem

diesbezüglichen Schaden offensichtlich nicht klug werden. Das zweite

Drittel der Tickets wird an Lieferwagen größerer Firmen wie FedEx oder

UPS geklemmt, die allesamt mit der Stadtverwaltung Rahmenverträge

zur Abgeltung der auflaufenden Strafzettel haben. Ein Sechstel ist fach-

lich gesprochen Gelegenheitsdelinquenz und erregt insofern kaum Auf-

sehen, als die Falschparker reumütig den auf dem Ticket aufnotierten

Betrag überweisen, ohne nach Ausreden zu suchen.

Auffinden von Ausreden ist die Existenzgrundlage von Brian

LaRoche. Brian ist President and Chief Executive Officer (CEO) der Fir-

ma Parkingticket.com und sein Motto ist: “No ticket is perfect. Let me

get your‘s dismissed.” Er verspricht seinen Kunden, das jeweils Fehler-

hafte am Knöllchen aufzufinden und es erfolgreich anzufechten. Sein

Kundenkreis sind Bridge and Tunnel Folks und das letzte Sechstel, die

Fahrzeuge kleiner Unternehmen, die zu klein sind, um flat rates für‘s

Falschparken mit der Stadtverwaltung auszuhandeln. President and

CEO, das klingt so schwer wie eine Amtskette, ist aber oftmals, wie im

Falle von Brian, nur die zutreffende Bezeichnung eines Kleinstunterneh-

mens mit genau einem Mitarbeiter, dem President and CEO. Schwer

trifft schon eher zu, denn mit auf 196 Zentimetern verteilten 200 Pfund

macht Brian als ehemaliger Kugelstoßer schon was her, wenn er – von

seiner Mutter stets in frischgewaschene weiße Hemden gesteckt – werk-

tags beim New York City Parking Violations Bureau mit einem Koffer

voll anzufechtender Strafzettel vorstellig wird.

Knapp drei Millionen Knöllchen werden hier pro Jahr ver-

handelt. 90 Sekunden dauert da der Einzelfall durchschnittlich. Aus

Zeitgründen werden weder Zeugen ins Kreuzverhör genommen, noch

wuchtige Plädoyers nach allen Regeln der rhetorischen Kunst gehalten.

Etwa 30 Sekunden dauert der knappe Abriss der Gründe, warum der

Strafzettel ausgestellt wurde, also vor allem genauer Ort, Zeitpunkt und

Beschreibung des Vergehens. In fünf bis zehn Sekunden ist geklärt, dass

Einspruch vorliegt und Einsprecher bzw. ein Vertreter anwesend ist.

Dann sind etwa 30 Sekunden für die Gegendarstellung vorgesehen. Man

muss sich also kurzfassen können. Brian kann das sehr gut. Schlecht

leserliche Handschrift auf den Knöllchen, Ungenauigkeiten oder gar of-

fensichtliche Fehler wie etwa die beliebte Verwechslung von a.m. (vor-

mittags) und p.m. (nachmittags), Brian hat da einen mittlerweile gut

geschulten Blick, und er schafft die Einspruchsbegründung regelmäßig

in einem Atemzug. Seine Erfolgsquote liegt mit 40% nördlich der von

Laien erreichten 17%, vor allem auch dank der Richter, die seine Effi-

zienz sehr zu schätzen wissen. Ihm hilft natürlich auch eine gründliche

Vorbereitung, das Studium der von ihm vertretenen Fälle auf dem Weg

von und zum New York City Parking Violations Bureau. Auf diesen Stre-

cken nutzt Brian Busse und Bahnen.

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Ich muss leider draußen bleiben!